Vor 50 Jahren: Biertreck mit 27 Pferden, zwei Bierwagen und 4.000 Litern

Einbeck. Das Bockbierjahr 2023 in Einbeck nähert sich dem Ende. Grund genug, an einen Biertreck der Einbecker Brauerei zu erinnern, der genau vor 50 Jahren stattfand. Es war der dritte Biertreck, der nicht den Hanse-Wegen folgte, sondern eine Werbefahrt in den Westen darstellte, um auch in Westfalen und am Rhein das gute Einbecker Bier im wahrsten Sinne des Wortes an den Mann zu bringen. Verbunden wurde die erneute Tour mit dem Sammeln von Spenden für die Fernsehlotterie »Ein Platz an der Sonne«. Da die Stadt Einbeck die Schirmherrschaft übernommen hatte, gab es mehrere offizielle Empfänge in einigen Großstädten.

15 Reiter, zwei Bierwagen mit Bierfässern und ein Planwagen mit Kutschern, Landsknechten und Trompetern (vom Heeresmusikkorps Hannover) in historischen Kostümen machten sich mit 15 Reitpferden und 12 imposanten Kaltblütern am 5. Oktober auf die 16 Tage dauernde Fahrt, die über Hameln, Bückeburg, Minden, Münster, Dortmund, Bochum, Düsseldorf und Köln bis nach Bonn führte. Die Teilnehmer kamen aus Einbeck, Dassel, Dörrigsen, Sievershausen, Markoldendorf, Hilwarshausen, Kreiensen, Goslar, Hannover und Hildesheim. Begleitet wurde der Treck von einem Tross von 12 Mann, die den Bierbrunnen, die Musikorgel des Einbecker Brauhauses, das Gepäck und Futter auf Lkws mit sich führten, auch die Pferde mussten teilweise aus verkehrstechnischen Gründen einige Kilometer auf Transportern gefahren werden. Der Journalist Burkhard Bolze berichtete in der Einbecker Morgenpost sehr humorvoll über die kleinen Katastrophen während der 16 Tage, aber auch über die überaus herzlichen Empfänge auf den Marktplätzen der anvisierten Städte von den Bürgermeistern und Heimatvereinen. Für die Schaulustigen dieses besonderen Trecks in den auffälligen Kostümen des 16. Jahrhunderts wurde aus dem Bierbrunnen natürlich auch reichlich Urbock an die Menge kostenlos verteilt, insgesamt 4.000 Liter. Teilweise begleitet von Reitvereinen aus den Regionen, musste Wegezoll in Form von Ur-Bock bezahlt werden, kam auch schon mal ein Rattenfänger mit Rattenbrot als Geschenk den Einbeckern entgegen oder die Bundesligamannschaft des VfL Bochum. Das Bild auf der Brücke zeigt den Auszug aus dem Quartier in Bochum, in der Wasserburg Kemnade.

Von dort wurden einige Städte in der Umgebung aufgesucht. Es herrschte Disziplin bei der Truppe: Wer den Zapfenstreich verpasste, musste Stallwache schieben oder zu Fuß zur nächsten Unterkunft gehen. Eine kleine Berühmtheit wurde der 18-jährige Wallach Oskar von Brauereidirektor Lenz, der »unkameradschaftlich« von einem Bückeburger Stallgenossen böse in die Nüstern gebissen wurde, allerdings in Düsseldorf seine Liebe in Form einer Hildesheimer Stute fand. Zu Beginn kam auch schon mal die schockierende Frage, wo Einbeck eigentlich liegen würde. Nach den 16 Tagen in Westfalen und im Rheinland und reichlich ausgeschenktem Einbecker Ur-Bock dürfte sich die Frage wohl bei vielen geklärt haben.oh