Direktorenvereinigung:

Abschied vom gegliederten Schulsystem wird befürchtet

Mit ihrem Entwurf zur Novellierung des Schulgesetzes beschließe die Landesregierung den Abschied vom gegliederten Schulsystem und ebne damit den Weg zur Einheitsschule. Diese prinzipielle Zerstörung eines über Jahrzehnte bewährten Bildungssystems lehnt die Niedersächsische Direktorenvereinigung (NDV) mit aller Entschiedenheit ab.

Einbeck. Die Kritik richtet sich auf verschiedene Einzelmaßnahmen: Durch den geplanten Wegfall der Schullaufbahnempfehlung der Grundschule fehle ein wesentlicher Lenkungsimpuls für die Wahl der geeigneten Schullaufbahn. Die künftig stattdessen vorgesehenen ganz unverbindlichen Beratungsgespräche könnten eine solche professionelle Orientierung keinesfalls ersetzen. Unterschiede in Lernfähigkeit und Leistungsstärke der Schüler würden so kaschiert und nivelliert.

Die völlige Wahlfreiheit bedeutet de facto die Abschaffung des gegliederten Schulwesens. Mit der Streichung der Grundschulempfehlung entfalle ein wesentliches konstitutives Kriterium der Schulform Gymnasium. Wenn dann auch noch wie angekündigt Nichtversetzung und Überweisung, selbst nach zweimaligem Sitzenbleiben erschwert werden, werde es den Gymnasien immer weniger gelingen können, Anstrengungsbereitschaft, Leistungsorientierung und Freude am Erfolg zu vermitteln und so ihren hohen Standard zu halten.

Bei der Umstellung auf G9 gebe es keinen systemischen Weg der Schulzeitverkürzung für Schüler, die weiterhin G8 präferieren, bemängelt die Direktorenvereinigung. Damit werde ein großer Teil der jetzigen Schülerschaft ein ungewünschtes System gezwungen, dessen Dauer sie nur durch individuelles Überspringen verkürzen können.Die vorgesehene Regelung, dass die Integrierte Gesamtschule künftig alle anderen Schulformen ersetzen könne, entspreche ebenfalls der Zielrichtung einer antigymnasialen Bildungspolitik. Denn die für leistungsstarke und -bereite Schüler nachgewiesenermaßen besonders geeignete und erfolgreiche Schulform müsse nicht mehr grundsätzlich an allen Schulstandorten vorgehalten werden. Die im Schulgesetz enthaltene Zusage, dass ein Gymnasium erreichbar bleiben solle, bedeute einen bis zu zwei Stunden täglichen Schulweg. Im Kern aber sei dies eine Frage nach dem bildungspolitischen Paradigma: Will man ein Schulsystem als Regelfall vorsehen, das Leistungen fordert, aber auch durch vielfältige Unterstützung ermöglicht, das Begabungen optimal fördert und zu hochwertigen Abschlüssen führt, die anschlussfähig sind? Ein Gymnasium, für das es keine Aufnahmevoraussetzungen mehr gibt, deren Einhaltung überprüft würden und deren Nichterfüllen auch ein Verlassen der Schulform nach sich zöge, unterscheide sich letztlich so wenig von einer Gesamtschule, dass seine Erhaltung nicht mehr zwingend erscheint.

Mit diesem Gesetz werde die deutliche Schwächung des Gymnasiums als am stärksten nachgefragter Schulform systematisch vorangetrieben. Die Folgen: Der Weg in die Monokultur einer Einheitsschule wird zu noch weniger Anschlussfähigkeit des Abiturs führen und letztlich für einen erheblichen Aufschwung des Privatschulwesens sorgen, meint die Direktorenvereinigung.oh