Begeistertes Publikum fordert Zugabe

Eindrucksvolles Weihnachtsoratorium in der Münsterkirche

Am vergangenen Sonnabend ließen unter der Leitung der Kreiskantorin Ulrike Hastedt die Kantorei Einbeck, Solisten und das Göttinger Barockorchester in der gut gefüllten Münsterkirche Einbeck die ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach erklingen.

Einbeck. Die musikalische Schilderung der Geburt Jesu beginnt mit dem bekannten, festlichen Eingangschor »Jauchzet, frohlocket«. Schwungvoll setzte zunächst das Orchester, mit dem die Kantorei bereits die Matthäus-Passion und die Johannes-Passion aufführte, ein. Dem markanten Paukensolo und dem herausragend strahlenden und reinen Trompetenklang folgte der präsente Einsatz des Chores. Der Chor gestaltete auch in den Chorälen dem Text entsprechend dynamisch differenziert und gut artikuliert. So stand zum Beispiel der anmutige und andächtige Charakter des Chorals »Ich steh an deiner Krippen hier« dem kraftvollen Choral »Wir singen dir in deinem Heer« gegenüber. Ebenso gut meisterten die Chorsängerinnen und -sänger die Herausforderung des Satzes »Ehre sei Gott in der Höhe« mit Fugeneinsätzen sowie den Verzierungen in der Melodie (Melismen).

Der Kontrapunkt »... und Friede auf Erden« war deutlich herauszuhören. Dies ist vor allem der Verdienst der präzisen Leitung von Ulrike Hastedt, die Chor sowie Orchester stets durch ihr dynamisches Dirigat sicher führte, um so das Werk ausdrucksvoll zu gestalten. Sie ermöglichte ein gelungenes Zusammenwirken zwischen Chor und Orchester. Versiert unterstützten die Göttinger Musiker den Chor in gemeinsamen Passagen und glänzten in der instrumentalen Sinfonia. Die Verkündigung der Geburt Jesu durch die Engel an die Hirten wurde hier durch ein harmonisches Wechselspiel zwischen den Streichern und den Flöten auf der einen Seite sowie den Oboen auf der anderen Seite plastisch musikalisch gestaltet. Der Tenor Manuel König vermittelte in seinen Rezitativen die Weihnachtsgeschichte klar und akzentuiert, sodass eine differenzierte Textausdeutung zu erleben war. Eindrucksvoll wirkten dazu die Lichtinstallationen, die von Holger von Oesen und Marvin Rose gestaltet wurden.

So wurde zum Beispiel die Krippe bei den Worten des Evangelisten »... und legte ihn in eine Krippen ...« angestrahlt. Am Ende war die Kirche besonders hell erleuchtet. In der Arie »Frohe Hirten, eilt« war ein sehr einfühlsames Wechselspiel zwischen der Tenorstimme und der virtuos gespielten Traversflöte zu erleben. Christine Wehler, dem Publikum bereits aus der Aufführung der Johannes-Passion 2013 bekannt, überzeugte mit weichem Timbre ihrer Stimme, sodass die Alt-Arien warm und bei den langen Haltetönen des Wiegenliedes der Maria »Schlafe, mein Liebster« facettenreich erklangen. Sie sang mit großer Intensität und zog, genauso wie der Bass Thilo Dahlmann, mit ihrer Ausdruckskraft die Zuhörer in ihren Bann. Der Bass zeigte besonders in der Arie »Großer Herr, o starker König« seine Stimmfülle. Die aus Northeim stammende Magdalene Harer sprang für die erkrankte Sopranistin Gundula Bernhold ein. Sie sang mit ihrem frischen und lyrischen Sopran die strahlende Stimme des Engels und ergänzte sehr gut den kraftvollen Bass im Duett »Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen«.

Sie war, wie auch Manuel König und Thilo Dahlmann zum ersten Mal in der Einbecker Münsterkirche zu hören. Nach dem mitreißenden Schlusschor forderte das begeisterte Publikum mit seinem lang anhaltenden Applaus eine Zugabe und zollten allen Mitwirkenden so die große Anerkennung.oh