Bürgerspital denkt über neuen Standort nach

Planungen für den Neubau eines Gesundheitszentrums | Gute Zahlen, aber Unterhaltungsaufwendungen drücken

Das Einbecker Bürgerspital plant einen Neubau für ein Gesundheitszentrum. Das haben Treuhänder Jochen Beyes, Chefarzt und Geschäfts - führer Dr. Olaf Städtler, Geschäftsführer Hauke Heißmeyer und Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek jetzt angekündigt. Vor dem Hintergrund, dass das Krankenhaus einen erheblichen Sanierungsstau hat, sollte man sich überlegen, ob man sich nicht in diesem Rahmen umfassend neu aufstellt mit Blick auf stationäre und ambulante Versorgung.

Einbeck. »Das Bürgerspital wird von den Bürgern getragen und unterstützt«, freut sich Treuhänder Jochen Beyes. Die Bilanz nach drei Jahren, die man sich für das Sanierungskonzept vorgenommen habe, sei positiv. Das seinerzeit aufgestellte Leitbild, nach dem die Patientenversorgung und die Orientierung am Patienten wichtig seien, sei ausgezeichnet umgesetzt worden.

Der Erfolg zeige sich unter anderem an den jüngsten Ergebnissen einer Patientenbefragung von AOK und Barmer: »Wir sind überall ganz oben – was für eine Erfolgsstory«, so Beyes glücklich. Die Kultur des Hauses sollte weiterentwickelt werden, und man könne zusichern, dass jeder Cent ins Haus fließe. Alles, was an Spenden komme, gehe in das gemeinnützig aufgestellte Krankenhaus. Erfreulich sei auch, dass das Bürgerspital in allen politischen Gremien Rückendeckung bekomme: im Stadtrat sowieso, aber auch im Kreistag und beim Land.

»An der Existenzberechtigung gibt es keinen Zweifel.« Das habe auch ein Gespräch mit dem SPD-Landtagsabgeordneten und Gesundheitsexperten Uwe Schwarz bei Ministerin Cornelia Rundt ergeben: »Das Krankenhaus ist gesetzt für die Versorgung hier, wir müssen keine Strukturdiskussion mehr führen.« Das habe man dem Modell zu verdanken, mit dem hier die Ärmel hochgekrempelt wurden. Die wirtschaftliche Situation am Ende des dritten Sanierungsjahres zeige schwarze Zahlen: »Wir sind völlig schuldenfrei, abgesehen von einem stillen, verzinsten Darlehen der Stadt Einbeck.« Diese Sanierungsphase sei also mit Bravour geschafft worden, man sei auf einem guten Weg. Auch mit Blick auf den Notlagentarifvertrag für die Beschäftigten ergebe sich eine günstige Tendenz, wie es weitergehen könne. Eine riesige Altlast sei allerdings die Bausubstanz.

45 Jahre lang sei kein Antrag auf Sanierung gestellt worden, und das Problem müsse man noch gemeinsam lösen. Vor zwei Jahren habe man deshalb einen Lösungsweg überlegt. Es sei nicht so, ergänzte Dr. Olaf Städtler, dass gar nichts getan wurde. Erhebliche Investitionen gab es für den Bereich Palliativ- und Schmerztherapie, ein »halbes Vermögen« wurde für Veränderungen in der Küche ausgegeben, an der Intensivstation wurde gearbeitet. »Wir tun, was für die medizinische Versorgung das Wichtigste ist.« Das ändere aber nichts an der Bausubstanz, »und das holt uns jetzt ein.« Unter anderem im Sozialministerium habe man Planungen für eine Neuaufstellung in der medizinschen Versorgung besprochen, und dort sei Entgegenkommen signalisiert worden.

Gemeinsam mit dem renommierten Krankenhausarchitekten Professor Linus Hofrichter und dem Referenten für Krankenhausplanung im Sozialministerium, Guido von den Benke, ist überlegt worden, was vor dem Hintergrund des Strukturwandels Sinn machen könnte. »Wir müssen eine perspektivische Planung mindestens für die nächsten 30 Jahre vornehmen.« Eine Neuausrichtung, so die Experten, sei dabei günstiger als die Sanierung von Altsubstanz. »Ein Umbau im laufenden Betrieb ist der Horror«, weiß Dr. Städtler. Das Schließen einzelner Flügel sei wenig sinnvoll. Wenn man etwas anfassen wolle, dann in Verbindung mit der Schaffung völlig neuer Strukturen. Ein lokales Versorgungszentrum wäre das Richtige. Das wäre eine enorme Chance für die Region, die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum neu aufzustellen und den Baukörper zudem an die Bedürfnisse anzupassen. Das Beste: Das Projekt ist im Planungsausschuss des Landes auf Zustimmung gestoßen, »die Ernsthaftigkeit des Anliegens findet Gehör.« Das Land, so Jochen Beyes, sei zuständig für die bauliche Unterhaltung, aber die Liste derer, die Wünsche hätten, sei lang.

Rund 700.000 Euro müsse das Bürgerspital derzeit pro Jahr für außerordentliche Reparaturen ausgeben, das sei nicht lange durchzuhalten. Deshalb gehe es darum, ein intelligentes Modell für einen Neubau und eine gute Lösung gemeinsam mit der Stadt zu finden. Zunächst müsse dazu die Standortfrage geklärt werden. »Wir arbeiten an einem Drei-Säulen-Modell «, führte Beyes aus: Bürgerspital, Bürgerambulanz und Grundsatzvertrag mit dem Maximalversorger, der Universitätsmedizin Göttingen. Die Bevölkerungszahl in der Region nehme ab, aber die Menschen würden auch älter – entsprechend sollte sich die medizinische Versorgung aufstellen, führte Hauke Heißmeyer aus. Durch vernetzte Strukturen könne man eine verbesserte Versorgung erzielen. Damit könne man auch das Problem lösen, dass Arztsitze in Zukunft schwieriger zu besetzen seien.

Das medizinische Spektrum sollte erhalten bleiben, aber auch stationäre Pflege über die Palliativmedizin hinaus müsse Thema sein bis hin zu Kurzzeitpflege und Hospizangebot. »Beim Land reicht es nicht zu sagen, wir hätten gern ein neues Krankenhaus, sondern wir brauchen ein Modell, das überzeugt«, sind die Planer des »erweiterten Einbecker Modells« einig. Die Gesundheitsversorgung der Bürger sei ein großes Anliegen der Stadt, hob Bürgermeisterin Dr. Sa - bine Michalek hervor. Ambulant, stationär und maximal am günstigsten Standort: Das sei ein modellhafter Ansatz, der Erfolg haben könnte. So umfangreich habe bisher noch niemand gedacht – entsprechend günstig werden die Erfolgschancen eingeschätzt. Im Verwaltungsausschuss, in dem das Vorhaben in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, seien die Pläne auf fruchtbaren Boden gefallen. Zunächst müsse die Standortfrage geklärt werden. Kurze Wege bei optimaler Versorgung sollen das Ziel sein, verbunden mit einer klugen Infrastruktur. Dabei, hob Dr. Städtler hervor, stehe man noch ganz am Anfang des Prozesses, der viele Möglichkeiten eröffnen werde. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Krankenhauses und der Politik soll, begleitet von Fachleuten, ergebnisoffen prüfen, wo ein neues Bürgerspital entstehen könnte. »Ich hätte nie gedacht, dass wir so schnell über einen Neubau nachdenken«, räumt Dr. Städtler ein.

Wenn das Land die Notwendigkeit für das Projekt sieht und sich entsprechend positioniert, wovon die Einbecker überzeugt sind, soll schnell ein Standort gefunden werden. Mit entsprechender Rückendeckung, gerade auch durch die Stadt Einbeck, geht es an die weitere Planung, von der alle hoffe, dass sie tatsächlich umgesetzt werden kann.ek