»Circus Gerd Siemoneit-Barum«

Neuer Bildband zur Geschichte des Einbecker Circus von 1970 bis 2008

Einbeck. 650 Plakate auf 136 Seiten präsentieren im neuen Bildband »Circus Gerd Siemoneit-Barum« von Dick H. Vrieling und Henk van den Berg die vielfältige Geschichte von Direktor und Raubtierlehrer Gerd Siemoneit-Barum sowie »seines« Circus Barum von 1970 bis 2008. Nachdem sie im vergangenen Jahr unter dem Titel »Darum zu Barum« die ersten Jahrzehnte des Circus dokumentiert hatten, befassten sie sich dieses Mal mit der »goldenen Ära« von Gerd Siemoneit-Barum.

Schon seit seiner Kindheit ist Vrieling dem Zirkus verbunden, so dass er in seiner Freizeit viele Manegen besuchte, und er auch als Chefredakteur bei der niederländischen Zirkuszeitung »De Piste« arbeitete. In der Zeit lernte er Siemoneit-Barum kennen und schätzen, und er ließ es sich nicht nehmen, schon Anfang der 70er Jahre nach Einbeck zu reisen, um eine der ersten Vorstellungen zu »erleben«, nachdem Gerd Siemoneit-Barum das Material und die Rechte von den Erben von Margarete Kreiser-Barum erworben hatte. Bei der Buch-Präsentation, zu der auch zahlreiche ehemalige Barum-Mitarbeiter gekommen waren, erklärte Vrieling, dass viele Raubtierlehrer vor allem »verrückt« nach ihren Tieren seien, teilweise das Publikum vergessen und wenig artistische Einlagen in ihrem Programm böten. Siemoneit-Barum hingegen war nicht nur ein Dompteur, sondern ein »Magier der Manege«, der viele verschiedene Raubtiere präsentierte, aber auch mit Artistik Eindruck schuf. Weiter sei es selten, dass ein Raubtierlehrer gleichzeitig Direktor eines renommierten Zirkus sei, denn er müsste sich jeden Tag um seine Tiere intensiv kümmern. Aus diesem Grund war Vrieling in den Anfangsjahren oft skeptisch, ob dem Einbecker der schwierige »Spagat« gelinge. Jedoch meisterte Siemoneit-Barum die schwierigen Herausforderungen, und er führte »seinen« Zirkus zu einem der schönsten und größten in Deutschland. Mit dem Buch »Circus Gerd Siemoneit-Barum« soll daher nicht nur die Geschichte des Zirkus dargestellt werden, sondern es sei auch eine Hommage an das außergewöhnliche Lebenswerk von Siemoneit-Barum.

Ein Jahr hätten er und van den Berg Dokumente, Bilder und Material gesammelt, so Vrieling, und es sei immer wieder erstaunlich wie viele Schätze, außer denen im eigenen Fundus, auftauchten. Große Hilfe erhielten sie dabei auch von Siemoneit-Barum und seiner Familie sowie den ehemaligen Mitarbeitern wie zum Beispiel Pamela Böke oder Wolfgang Paschke, die immer wieder »Souvenirs der alten Zeit« fanden. Nach der schwierigen Selektion des außergewöhnlichen Materials sei nicht nur für Zirkusfreunde ein interessantes Buch entstanden, so Vrieling, das das Leben innerhalb und außerhalb der Manege mit eindrucksvollen Bildern, Dokumenten und Zeitungsausschnitten darstelle, aber auch die einmaligen Figuren, Personen und Artisten, die im Zirkus Barum, dem Lebenswerk von Gerd Siemoneit-Barum, gearbeitet und »gelebt« hätten. Die »ganze Barum-Geschichte in Wort und Bild« sei etwas Besonderes, wie ihr ehemaliger Direktor auch.

Siemoneit-Barum freute sich über den zweiten Bildband von Vrieling und van den Berg. Es sei schon ungewöhnlich, dass fünf Jahre nach dem »Fall des letzten Vorhangs« am 26. Oktober 2008, Zirkusfreunde ihn immer noch in solch guter Erinnerung haben, dass sie erneut einen Bildband über ihn erstellten. Im Vorfeld war er überrascht, doch freue es ihn für sich und seine Mitarbeiter, welch außergewöhnliche Dokumentation entstanden sei.

Mit 15 Jahren sei er zum Zirkus gekommen und dessen Anziehungskraft habe ihn 62 Jahre nicht mehr losgelassen, so Siemoneit-Barum, doch habe er die Zeit immer geliebt. Jede Vorstellung sei etwas Spezielles und Einzigartiges gewesen, so dass er keine missen wollte. Auch habe er immer beobachtet, wie das Publikum das Programm und die Darbietungen annehme, um sich und seinen Zirkus weiterzuentwickeln. Geholfen hätte ihm als Kapitän seine hervorragende Besatzung, so dass gemeinsam Stürmen und Winden getrotzt und neue Häfen mit speziellen Herausforderungen angelaufen werden konnten.

Es sei eine große Umstellung gewesen, nicht mehr als Direktor »seinen» Zirkus zu leiten, doch freue er sich, mehr Zeit für sich und seine Familie zu haben. Er habe auch keine Tiere mehr, obwohl er in sie »vernarrt« sei, denn man müsse sich täglich um sie kümmern, viel Verantwortung tragen und für sie sorgen. Einmal wollte er für 14 Tage in die USA fliegen, war aber schon nach sechs Tagen wieder zurück, da er seine Tiere vermisste. Wenn er sich Tier-Dokumentationen im Fernsehen anschaue, komme teilweise Wehmut auf, doch genieße er seine freie, unabhängige Zeit und frage regelmäßig seine Frau sowie seine Kinder und Enkelkinder: »Leute, was machen wir heute?«

Selbst wenn er viel umherreiste oder Auftritte im Fernsehen hatte, wie zum Beispiel auch bald wieder in der NDR3-Sendung »DAS!«, freute er sich doch immer wieder in seine Heimat Einbeck zu kommen. Ob im Winterquartier oder auf Tournee, es gab immer vielfältige Unterstützung durch die Einbecker Bevölkerung, durch ansässige Unternehmen oder durch die Stadt und die Verwaltung, denn »Einbeck identifiziert sich mit dem Circus Barum und der Circus Barum mit Einbeck«. Wie seine Vorgänger Margarete Kreiser-Barum gehöre auch er zu Einbeck, so Siemoneit-Barum, wie viele ehemalige Mitarbeiter auch, die zur Buch-Präsentation gekommen waren und die immer noch in der Region »verwurzelt« seien. Er bedankte sich bei seinen Angestellten für die schöne gemeinsame Zeit im Cirus Barum, aber auch bei Vrieling und van den Berg für den außergewöhnlichen Bildband.Interessierte können »Circus Gerd Siemoneit-Barum« bei Stichting Historische Circusuitgaven, Henk van den Berg, Brabantstraat 25, 5341 NZ Oss, Holland, E-mail hj.berg@tiscali.nl bestellen.mru