»Collage« ist ein »künstlerischer Vulkan«

20 Jahre »Collage« und 15 Jahre »Federkiel« | Dank geht an Bärbel und Rolf-Dieter Spann

Dassel. Seit 20 Jahren besteht der Künstlerkreis »Collage« in Dassel. Die gebündelte Vielfalt der Kunstszene wurde am vergangenen Wochenende gefeiert. Hervorgegangen ist die »Collage« aus der Autorengruppe »Fachwerk«. Zum 20-jährigen Bestehen wurde zu einer Malaktion eingeladen, die Frauenliteraturgruppe »Federkiel«, die ihr 15-jähriges Bestehen feiern konnte, organisierte eine Lesung mit interessanten, spannenden und humorigen Geschichten. Handgemachte Musik der »Arcana«-Band, eine Tom­bola und eine umfangreiche Kunstausstellung rundeten die Feierlichkeiten ab.

Bürgermeister Gerhard Melching erinnerte an die siebenjährige Zusammenarbeit der »Collage« mit dem Rathaus. Spann bereite die Ausstellungen bestens vor, und der Bürgermeister war dankbar für die vielen Anregungen, die es durch die Ausstellungen gebe. Die vielfäl­tigen Aktivitäten im Bereich Kultur lockten Menschen nach Dassel, und er hoffte weiter auf »viel Kunstgenuss in und um Dassel«.

Rolf-Dieter Spann freute sich über die zahlreichen Besucher der Festveranstaltung und lud Interessierte zum Künstlertreffen jeden zweiten Donnerstag im Monat ein. Joachim Kuhle als Hausherr vom »Generationentreff« überbrachte Grüße. 20 Jahre lang hätten die neun Musen ihre schützende Hand über die »Collage« gehalten. Familie Spann zeichne die »Liebe zu den Menschen aus«, und das sei anerkennenswert. Ohne Spanns würde weder das Table-Quiz existieren, noch würden die Veranstaltungen im »Generationentreff« so gut laufen.
Professor Dr. Ludger Kappen blickte auf 20 Jahre »Collage«. Er ging auf das Buch »Aphorismen« von Rolf Spann ein, in dem steht, dass nicht jeder, der spricht, etwas zu sagen hat. Kappen wagte das Spiel mit den Worten – mit humoristischen Zügen. Er nahm zunächst Rolf-Dieter Spann in den Blick – seine Sammelleidenschaft, sein mit Plakaten dekoriertes Auto. »Die Equipage habe keinen Platz in der Garage.« Spanns machten alles nicht wegen der Gage, aber sie haben Courage.

Dem Wort »Collage« liege das lateinische Colligere zugrunde und das bedeute soviel wie Sammeln und Verbinden. Es bedeute auch, mit materiellen und geistigen Schätzen andere Menschen anzu­locken für Gespräche und andere Aktivitäten. Das alles schiebe ein »Gespann an«, das Spann heißt. Und Spann ist das Imperfekt von Spinnen.

Und so legte Kappen alles auseinander, was über die Jahre gesammelt wurde und stieß auf ein großes, schön gesponnenes Netz und dahinter weitere kleinere Netze, die ins vorige Jahrhundert reichen. In der Ferne erblickte Kappen eine Spinnerin samt Gespielinnen im eichenen Fachwerk eines alten Dasseler Hauses. Da ihre geistigen Gespinste so stabil und ansehnlich waren, legten sie sich den Namen »Fachwerk« zu. Poesie und Prosa florierten, 1999 beriefen sie sich auf ihre schärfste Waffe, den »Federkiel«.
Im großen Netz der Spinnerinnen verfing sich ein »Brummer«. Er war nicht irgendein Insekt, sondern konnte auch spinnen und brachte noch weitere ­Fähigkeiten mit wie Zeichnen, Malen und Bild­hauern. Gemeinsam haben Bärbel und Rolf-Dieter Spann ein neues Potenzial des Kunstschaffens ins Leben gerufen, das die Fähigkeit von Schriftstellern, Dichtern, Malern und Grafikern umfasst – ab 2001 unter dem Namen »Collage«. Und so formte sich eine Künstlergemeinschaft, die Herrliches schaffte – die Dasseler Künstlertage, Büchertische und Flohmärkte. 2010 wurden neue Räume erobert, in denen Schreibwerkstatt, Malunterricht und Lesungen organisiert  werden. Die Autorengruppe »Federkiel« kann mittlerweile auf rund 100 Veranstaltungen in Dassel und benachbarten Orten zurückblicken. Ab 2006 vermehrten sich Bilderausstellungen, insgesamt 63 Kunstausstellungen gab es, allein 35 im Dasseler Rathaus.

»Mit dieser Bilanz ist unsere ›Collage‹ geradezu ein künstlerischer Vulkan«, meinte Kappen. Die beiden Drahtzieher drehen sich nicht nur um ihr Kerngeschäft, sie sind auch aktiv beim Museum, bei den Harz-Weser-Werkstätten und beim »Gene­rationentreff«. »Dassel kann stolz auf euch sein«, meinte Kappen und hoffte auf weitere kreative Jahre.

Bärbel Spann wünschte den Zuhörern einen angenehmen Nachmittag mit den Beiträgen der Gruppe »Federkiel«, die sich auch über Zuwachs freuen kann.Vielfältig in ihren Ausdruckformen und in ihren Themen war die Lesung. »Die Sache mit dem Federkiel« nahm Ursula Becker samt Mitstreiterinnen mit einem Gedicht unter die Lupe. Carmen Heinrich-König nahm literarisch Platz auf dem »heißen Stuhl« und warf dabei einen Blick in die Arbeitswelt. Bärbel Spann beschrieb in »Tage wie dieser« den Besuch eines Fußballspiels. Brunhild ­Ernesti entwickelte eine Geschichte um den »geliebten Liegestuhl«, und Annekathrin Zillich eine »Begegnung mit Afrika«. »Man sieht sich« meinte literarisch Edith Schmidt, und Petra Layher war »berührt«.
sts