Das Einbecker Rathaus vom Hallenplan aus gesehen

Einbeck. Bekannt ist das Einbecker Rathaus für seine ein­zigartigen spitzen Türme. Dabei übersieht man schnell, dass auch die Rückseite einen bemerkenswerten Anblick bietet. Nachdem im 16. Jahrhundert die Stadt innerhalb eines Jahrzehnts zwei Mal von verheerenden Großbränden heimgesucht wurde, war vom mittelalterlichen Einbecker Rathaus nicht mehr viel übrig. Laut eines Berichtes aus der Zeit nach dem ersten Brand von 1540 soll im Keller des Rathauses Munition explodiert sein.

Dabei wurden Teile des Rathauses regelrecht auseinander gerissen. Der Keller war erst vier Jahre vorher teilweise renoviert worden. Nach der Hinweistafel am Rathaus wurde das Gebäude ab 1549 auf den Kellergewölben neu erbaut. Außer Teilen des Kellers sind noch Reste des heute durch die Ratswaage verdeckten Westgiebels erhalten – allerdings bis auf ein kleines Stück nur innerhalb des Dachbodens sichtbar. Das Foto zeigt die Rückseite des Rathauses am Hallenplan. Auf beiden Giebelspitzen sitzen Reitsteine, wie man sie auch an Kirchen angebracht sind. Rechts unten befindet sich ein gotisches Fester. In früheren Zeiten war hier an dieser Stelle ein Portal mit einer Außentreppe zum Hallenplan. Wenn man sich das Fenster genauer anschaut, kann man noch heutige einige Spuren erkennen: Verzierungen an beiden Unterseiten und ganz rechts Schleifrillen. Was das Geheimnis dieser Schleifrillen angeht, darüber wurde bereits an anderer Stelle berichtet. Eine steinerne Stadtmarke, verdeckt von der Dachrinne an der südöstlichen Ecke des mittleren Anbaus, zeigt die Fertigstellung des Rathauses: 1556.

Links im Bild erkennt man die alte Mauer des Rathaushofes. Dahinter befinden sich der Hintereingang zum Anbau, der Eingang zum Keller und der seit dem 16. Jahrhundert un­unterbrochen genutzte Sitzungssaal des Rathauses. Ganz links geht das Gebäude in die Ratswaage über (halb verdeckt durch den rechten Pfeiler des Hofeinganges). Das Obergeschoss neben der Ratswaage wurde erst vor gut hundert Jahren aufgesetzt. Wenn man davor steht, kann man das an den alten und »neuen« Steinen deutlich erkennen. In einem unveröffentlichten Bericht zur Stadtkernforschung aus dem Jahr 1980 findet sich der Hinweis, dass hier im südwestlichen Teil an der Ratswaage möglicherweise ein Turm angebaut war. wk