»Das Schwert zu heben, ist gefährlich«

Reuven Moskovitz zu Gast an der Goetheschule | Unbedingter Einsatz für den Frieden

Politikunterricht mit einem »Friedensabenteurer« erlebte jetzt der elfte und zwölfte Jahrgang der Goetheschule. Zu Gast war Reuven Moskovitz. Sein Buch »Ein Leben für Gerech­tigkeit, Liebe und Versöhnung« hat Ekkehart Drost, 37 Jahre lang Politik-Lehrer an der Goetheschule und Menschenrechts­beobachter im Westjordanland, jetzt heraus­gegeben. Der mittlerweile 87-jährige Moskovitz ist ein Kritiker der israelischen Politik, und er gehört zu den Befürwortern der Zweistaaten­lösung. Vor allem aber setzt er sich für den Frieden ein: »Das Schwert zu heben, ist gefährlich.«

Einbeck. Reuven Moskovitz wurde 1928 im Norden Rumäniens geboren. Er überlebte den Holocaust trotz Verfolgung und Vertreibung und verhalf nach dem Krieg anderen Juden zur Flucht nach Palästina. 1947 wanderte er nach Palästina aus, wo er zum Mitbegründer des Kibbuz Misgav-Am an der libanesischen Grenze wurde.

Nach dem Studium war er lange Zeit als Geschichtslehrer tätig. Er engagierte sich in der israelischen Friedensbewegung. Nach dem Sechstagekrieg 1967 wurde er Sekretär der neu entstandenen Bewegung für Frieden und Sicherheit, die sich gegen die Annexion der besetzten Gebiete und für eine sofortige Lösung des Flüchtlingsproblems, die gegenseitige Anerkennung Israels und der arabischen Staaten sowie das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung einsetzte.

Als Mitbegründer einer Siedlung, in der seit 1976 israelische Juden und Palästinenser zusammenleben, und als Organisator von Studienreisen durch Israel bemüht er sich nicht nur seit vielen Jahren um die jüdisch-palästinensische Aussöhnung, sondern auch um die deutsch-israelische Versöhnung. 2001 wurde Moskovitz mit dem Mount Zion Award und 2003 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Der AMOS-Preis 2011 der Offenen Kirche (OK) ging ebenfalls an ihn.

Moskovitz berichtete den Einbecker Schülern von seiner Flucht in der Kindheit, aus seinem Leben und von seinem Weg hin zum Friedensaktivisten. Denn selbst in seinem hohen Alter sei er noch »getrieben von der Erinnerung«. Schon früh sei er zu der Überzeugung gelangt, dass er sich »ohne Unterlass« bemühen wolle, »den Feind zum Freund« zu machen. Ekkehart Drost schreibt im Vorwort des Buches »Ein Leben für Gerechtigkeit, Liebe und Versöhnung« Moskovitz eine »prophetische Gabe« zu. Er warne vor falschen Hoffnungen und entwickele Visionen für einen gerechten Frieden in Israel/Palästina. Moskovitz warnt vor einem jüdischen Staat nach Ben Gurions Vorstellungen und beschwört Regierungen, den Weg der Konfrontation mit den Palästinensern zu verlassen.

Moskovitz lebt in Jerusalem und in Deutschland.»Als Jude, der seine Heimat Rumänien verlassen musste, wird er nicht müde, auf die Verantwortung Deutschlands für eine israelische Friedenspolitik, die ihren Namen verdient, hinzuweisen«, schreibt Drost. Manche aktuellen politischen Entscheidungen sind für Moskovitz dann auch wie eine Zugfahrt auf einem guten Sitzplatz, allerdings in die falsche Richtung.

Den Schülern zugewandt, appellierte er an sie, sich zu überlegen, in was für einer Welt sie leben möchten und was sie selbst dazu beisteuern können. Sollen Hass und Gewalt selbstverständlich sein, fragte er die Schüler. In einer Welt, in der nicht verziehen werde, sei Leben nicht möglich, bekräftige er. Frieden sei möglich, ist Moskovitz überzeugt. Das zeige auch die langanhaltende Friedensperiode in Europa.

Den Bogen zur aktuellen Situation schlugen die Schüler, die die Organisation IS ins Feld führten. Moskovitz räumte ein, dass der Frieden Grenzen habe: Bei Angriff müsse man sich verteidigen. Besser aber sei es, die Voraussetzungen zu schaffen, dass es keinen Krieg gebe.sts