Denkmal feierlich wieder eingeweiht

Für Opfer des Krieges 1870/71 | Entworfen von Baurat Hase | Förderkreis zur Sanierung

Am Sonnabendvormittag ist das restaurierte Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges von 1870/71 feierlich und offiziell eingeweiht worden. Das Denkmal wurde vor zehn Jahren bei einem Sturm von einem herabfallenden Ast getroffen. Dabei brach die Spitze ab, die man auf dem städtischen Bauhof zwecks einer späteren Reparatur einlagerte. Im Dezember 2011 bildete sich der Förderkreis »Einbecker Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 e. V.« mit dem Ziel, »den als unwürdig empfundenen Zustand des Denkmals endlich zu beenden und den früheren Zustand wieder herzustellen«.

Einbeck. Bei der Sedanfeier« am 3. September 1876 wurde das vom bekannten Einbecker Baumeister Conrad Wilhelm Hase entworfene Denkmal zur Erinnerung an den Krieg 1870/71 auf dem Marktplatz eingeweiht. Das Einbecker Sedanfest 1876 war eine »triumphale Veranstaltung mit Paradeumzügen, Festtafeln, Tanz und Feuerwerk, die sich über zwei Tage hinzog«.

Conrad Wilhelm Hase wurde 1818 in Einbeck geboren, er wuchs in der Nähe der Neustädter Kirche auf. Der große Stadtbrand von 1826, bei dem auch die Kirche zerstört wurde, war für den kleinen Conrad ein einschneidendes Erlebnis: »… schauten mich die Fenster, die hier und da noch vorhandenen Reste von Vialen und Kreuzblume der Kirchenruine …. Es wuchs in mir der Gedanke, ich möchte ein Baumeister werden …«. Hase baute später 88 Kirchen und restaurierte oder veränderte weitere 104 Kirchen – insgesamt realisierte er 270 Neu- oder Umbauten. In Einbeck erneuerte Hase 1865 das Hospitalsgebäude von St. Spiritus in der Geiststraße im neugotischen Backsteinstil.

Die so genannten Sedanfeiern wurden damals im ganzen Kaiserreich jeweils am 2. September gefeiert. An diesem Tag gewannen die Deutschen eine Schlacht in der Nähe der französischen Stadt Sedan. Das Ereignis wurde fortan als Wendepunkt des Deutsch-französischen Krieges mit »falschem Pathos und pseudoreligiösen Weihen« begangen. Um Platz für das Denkmal zu schaffen, musste man die Scharwache, die Einbecker Polizeistation, vom Marktplatz entfernen. Das Gebäude wurde zu dieser Zeit schon nicht mehr von den Ordnungskräften benutzt, sondern diente als Kleinkinderschule. Das Haus wurde aber nicht abgerissen, sondern im August 1876 behutsam abgetragen und am Krähengraben wieder aufgebaut, wo es noch heute steht. 65 Jahre lang befand sich das »Kriegerdenkmal« auf dem Marktplatz, bis es 1942 dem neu gebauten Eulenspiegelbrunnen weichen musste. Heute steht das Denkmal an der Ecke Benser Straße/Bismarckstraße gegenüber dem Diekturm auf dem Platz am Mühlenwall.

Zehn Jahre lang stand das Denkmal mit abgebrochener Spitze am Mühlenwall, bis im Frühjahr 2013 die Sanierungsarbeiten aufgenommen werden konnten. Zur Finanzierung der Sanierung konnte eine Drei-Drittel-Lösung erreicht werden: ein Drittel Beitrag der Stadt Einbeck, ein Drittel Beitrag des Landkreises Northeim durch die Kultur-und Denkmal-Stiftung und ein Drittel Beitrag des Förderkreises. Der Beitrag des Förderkreises setzt sich aus eingeworbenen Spenden von Einbecker Firmen und Bürgern zusammen.

Die Einweihungsfeier wurde von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek eröffnet. Sie begrüßte die Gäste im Namen der Stadt, des Rates und der Verwaltung der Stadt Einbeck und »an diesem besonderen Samstag« die Vorsitzende des Förderkreises, Marga They. »Wir haben uns hier versammelt, um ein Baudenkmal oder ein Denkmal wieder einzuweihen, was eigentlich mehr ist, als ein Baudenkmal, das mit unserer Stadtgeschichte zu tun, hat, weil es von einem Ehrenbürger, Herrn Hase errichtet wurde. Aber auch, weil es ein Ehrenmal ist, das an Gefallene eines längst vergangenen Krieges aus der Zeit der Völkerfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich entstanden ist.« Diese Völkerfeindschaft sei schon lange überwunden, »und wir  freuen uns ja insbesondere als Einbecker auch, dass wir eine Partnerschaft mit einer französischen Stadt schon seit mehr als 50 Jahren aufrecht erhalten.«

Marga They stellte fest, dass die Erinnerungskultur sich verändert habe. »Nicht weit von hier entfernt, nahe der ehemaligen Synagoge, befindet sich das Denkmal für die jüdischen Mitbürger. Es trägt die schlichte Inschrift: Gedenket. So ist auch dieses Denkmal zu betrachten: Gedenken für die Gefallenen im dankbaren Bewusstsein, dass Auseinandersetzungen wie diese, deren Opfer sie wurden, heute und für alle Zeit, wie wir hoffen, der Geschichte angehören.«

Baudirektor Gerald Strohmeier gab im Anschluss technische Informationen: Das elf Meter hohe Denkmal wurde aus so genanntem Thüster Sandstein und ab der oberen Kreuzblume aus Thüster Kalkstein hergestellt. Das Einzeldenkmal nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz steht in der Liste der Denkmale der Stadt Einbeck. Beim »Maiensturm« 2003 fielen Stücke des oberen Obelisken herab. »Gott sei Dank waren viele Teile erhalten geblieben, die dann eingesammelt und auf dem städtischen Bauhof eingelagert wurden.« Eine Restaurierung wurde zwar erwogen, aber aus finanziellen Gründen nicht realisiert. Das konnte erst 2011 mit dem Förderkreis auf den Weg gebracht werden. Der Torso des Denkmals wurde in elf Etagen eingeteilt und von der Steinmetzwerkstatt Bachmann & Wille aus Göttingen wieder zu einem Ganzen entwickelt. Die fachtechnische Beratung leistete Architekt Eberhard Tiemann aus Erwitte, der auch die Sanierung des Marktkirchturmes leitet. Weil viele Teile erhalten waren, musste man nur Kleinteile wie die Krabben oder Blumenelemente erneuern. Die oberen Teile des Obelisken und der Kreuzblume mussten in massivem Material komplett erneuert werden. Danach wurden die Teile passgenau wieder aufeinandergesetzt und mit einem steinverträglichen Epoxidharz und Edelstahl-ankern verbunden. Das hohe schlanke Denkmal wird durch den Krümmungsstab gehalten, der durch ein Loch in der Achse hindurchgeht. Auf eine Farbfassung wurde zugunsten des originalen Materiales des Steines verzichtet. Nur die Tafelinschriften sind farbig. Der bekrönende Adler war verloren gegangen, »wir konnten eine Rekonstruktion aus Kupferblech anfertigen.« Die Außengestaltung mit der Hainbucheneinfassung und die Fundamentierung der Tafel sind die Arbeit des städtischen Bauhofes. Die Tafel, eine Edelstahlkonstruktion mit Vierfarb-Digitaldruck, enthält einen Informationstext von Hellmut Hainski. Die gesamte Projektleitung lag bei Christian Fricke vom städtischen Bauamt. Die Sanierung des Denkmals stand unter dem Thema Mahnung: »Nie wieder Krieg, nie wieder Zerstörung.« Entstanden sei es im Geist der Versöhnung und im Geist der Kulturpflege, um hier wieder ein Kulturdenkmal in der Stadt Einbeck erlebbar zu machen.

Die Redebeiträge wurden von Musikstücken der Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck unter Leitung von Willi Hoppe umrahmt.wk