Drei Euro Dividende und Umwandlung in KWS SAAT SE

Hauptversammlung | Vorstandswechsel: Abschied von Philip von dem Bussche | Insgesamt gute Entwicklung

Auf ein gutes Geschäftsjahr 2013/14 konnten Vorstand und Aufsichtsrat sowie Aktionäre der KWS SAAT AG anlässlich der Hauptversammlung zurückblicken. Auch wenn die Wachstumskurve weniger steil verlief und Währungs­schwankungen das Ergebnis beeinflussten, wurde die Zahlung einer Dividende von drei Euro je Aktie beschlossen, und die Versammlung sprach sich für die Umwandlung der AG  in eine Europäische Gesellschaft (SE) aus. Letztmalig stellte Vorstandssprecher Philip von dem Bussche die Zahlen des Unternehmens vor – er geht Anfang 2015 in den Ruhestand. Neuer Vorstandssprecher wird Dr. Hagen Duenbostel.

Einbeck. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Andreas J. Büchting, sprach dem scheidenden Vorstandssprecher Philip von dem Bussche Wertschätzung und Dank aus. Er werde ab Januar »Gentleman Farmer« in Ippenburg. Von 2000 bis 2005 war er im KWS-Aufsichtsrat, danach übernahm er die Führung des Unternehmens – ein Glücksfall, wie Büchting betonte. Aus der Landwirtschaft sei ihm großes Vertrauen entgegengebracht worden. Philip von dem Bussche sei jemand, der die Herausforderung suche und annehme, er pflege offenen und fairen Umgang. Mit seiner charismatischen Persönlichkeit konnte er Meilensteine setzen, er habe sich viele Verdienste für das Unternehmen erworben. Die Entwicklung seit 2000 zeige nicht die biblischen mageren und fetten Jahre, sondern er habe die Entwicklung dynamisiert. Dividende und Aktienkurs wurden gesteigert. »KWS verdankt ihm eine ganze Menge«, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende unter dem Applaus der Aktionäre. Nachfolger Dr. Hagen Duenbostel, dessen Vertrag bis Ende 2019 verlängert wurde, verkörpere die gleichen Werte.

Als Nachfolger im Vorstand stellte sich Dr. Peter Hofmann der Versammlung vor: Er ist 54 Jahre alt, verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ist seit gut 20 Jahren bei KWS tätig, zunächst im Vertrieb Zuckerrübe, seit zehn Jahren als Leiter des Segments in einer Doppelspitze. Wie er sich in der Vergangenheit eingesetzt habe für Dinge, von denen er überzeugt war, wolle er dies auch weiter tun. Und zu alt fühle er sich nicht für sein neues Amt; vielmehr sei die langjährige Erfahrung hilfreich, die richtige Richtung einzuschlagen: »Ich freue mich, die Zukunft der KWS noch viele Jahre mitzugestalten.«2013/14 stieg der Umsatz der KWS-Gruppe um drei Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro. Das erläuterte Philip von dem Bussche in seinem Bericht. Unter Berücksichtigung von Währungsverlusten war das ein operatives Wachstum von sieben Prozent. Der Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen sank um neun Prozent auf 138 Millionen Euro. Über fünf Jahre betrachtet, liegen die Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Zuwachs gab es in der Personalentwicklung in allen wichtigen Regionen. Weltweit sind 4.847 Mitarbeiter in 70 Ländern für KWS tätig. In Einbeck waren es 1.441 Beschäftigte aus 34 Nationen. Bei einem Umsatzanteil von 19 Prozent seien nach wie vor fast 40 Prozent der KWS-Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt – Grund sei unter anderem, dass Forschung und Züchtung weiter ihren Mittelpunkt in Einbeck habe, ebenso die europäische Produktion von Zuckerrüben-Saatgut, und die wichtigsten Unternehmensfunktionen würden aus Einbeck gesteuert. KWS müsse aber, forderte er, noch attraktiver werden für internationale Talente. Der Umsatz bei Zuckerrüben (einschließlich Kartoffeln) stieg um sieben Prozent auf 351 Millionen Euro. Die Rübe habe im vergangenen Jahr ein außerordentlich gutes Resultat erzielt, mit 319 Millionen Euro Umsatz wurde erstmals die 300-Millionen-Schwelle überschritten. Negativ wirkten sich Wechselkursentwicklungen aus, unter anderem bei Rubel und Griwna. In den USA entwickelte sich der Markt für gentechnisch veränderte Rüben positiv: Landwirte könnten ihre Herbizidkosten damit deutlich senken und den Energieaufwand verringern. Während es in Westeuropa ausgezeichnete Leistungen gab, entwickelten sich die Märkte in Osteuropa rückläufig. Gerade in Russland und der Ukraine habe es Umsatzeinbußen von zusammen 50 Millionen Euro gegeben. Für die letzten Jahre, fuhr er fort, könne man einen unglaublichen Leistungsschub feststellen, etliche Betriebe konnten erstmalig die 20-Tonnen-Zucker-Grenze überschreiten. Noch keinen positiven Ergebnisbeitrag innerhalb des Segments gebe es dagegen bei Kartoffeln, unter anderem durch hohen Preisdruck. Beim Getreide lagen die Preise deutlich niedriger als im extrem guten Vorjahr; und das führte zu rückläufiger Anbaufläche, gerade in Deutschland und Polen. Der Druck auf die Agrarpreise habe sich noch verschärft. Es sei im vergangenen Jahr gelungen, die restlichen Anteile der Familie von Lochow an KWS Lochow zu erwarben, und komplettiert wurde die KWS-Beteiligung bei Momont in Frankreich. Insgesamt gebe es beim Getreide zwar ein weiter schwieriges Marktumfeld und Ergebnisdruck, aber die mittelfristige Perspektive sei sehr gut.

Ungebrochen groß sei die weltweite Nachfrage nach Mais, führte Dr. Hagen Duenbostel aus. Das wäre zunächst einmal gut fürs Geschäft, wenn nicht die Preise stark nachgegeben hätten. Mais steuerte mit 61 Prozent den größten Anteil zum Gesamtumsatz der KWS-Gruppe bei, sei ein bewährter Wachstumsmotor. Das Unternehmen vergrößere das genetische Potenzial seiner Sorten durch hervorragende Forschungs- und Züchtungsprogramme, produziere und liefere beste Qualität. Der Ausbau der Züchtungsprogramme koste viel Geld. Um die Kosten tragen zu können und dabei die geplante zweistellige Umsatzrendite zu gewährleisten, brauche man ein margenstarkes Umsatzwachstum. Tatsächlich habe der Bereich einmal mehr hervorragend abgeschlossen: mit 715 Millionen Euro Umsatz und 101 Millionen Euro Betriebsergebnis, allerdings bei etwas verlangsamtem Wachstumstempo. Dass die Ziele nur teilweise erfüllt werden konnten, lag unter anderem, daran, dass das Angebot nach Jahren der Knappheit die hohe Nachfrage übertroffen habe und dass unsichere politische Verhältnisse in Wachstumsregionen zu Störungen führten. In Brasilien konnte der Absatz um 45 Prozent ausgebaut werden, während in Osteuropa die politisch instabilen Verhältnisse Wirkung zeigten. In Deutschland lag der Marktanteil bei gut 34 Prozent. Für das Geschäftsjahr 2014/15 habe man sich weiteres Wachstum vorgenommen. Die Ziele seien ambitioniert, aber KWS sei gut aufgestellt Eine wachsende Weltbevölkerung mit knapper werdenden Ressourcen zu ernähren, sei eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, führte Vorstand Dr. Léon Broers aus. KWS arbeite an laufenden Verbesserungen der Genetik, eine der Kernaktivitäten im Unternehmensleitbild. Das Engagement für Forschung und Entwicklung betrage mehr als zwölf Prozent des Umsatzes, im vergangenen Geschäftsjahr knapp 149 Millionen Euro.

Ein Ergebnis seien 336 Vertriebsgenehmigungen für neue Sorten. Eine Schlüsseltechnologie der Zukunft sei »Big Data«, die Sammlung von großen Datenmengen, aus denen man bei Forschung und Entwicklung schöpfen könne. Optimieren lasse sich die Arbeit durch Winterzuchtgärten auf der Südhalbkugel, etwa in Peru mit geradezu idealen klimatischen Bedingungen. Forschung wolle man dezentraler aufstellen, um neue Technologien schneller und effizienter entdecken und integrieren zu können. Mit St. Louis, Missouri, werde man neben Einbeck ein zweites Forschungszentrum entwickeln, das Ende Januar eröffnet werden soll. Kritik übte Broers an der gegenwärtigen Förderpolitik der Bundesregierung – ein deutlicheres Bekenntnis zu Pflanzenforschung sei notwendig.

Nach zwei extrem erfolgreichen Geschäftsjahren stehe man in einem schwieriger werdenen Marktumfeld, so Eva Kienle zu den Finanzen. 19 Prozent des Umsatzes wurden in Deutschland erzielt, jeweils 38 Prozent in Nord- und Südamerika und Europa (ohne Deutschland). Größter Umsatzbringer war der Mais mit 61 Prozent, gefolgt von der Zuckerrübe mit 30 Prozent.

Der Jahresüberschuss hat sich um zwölf Millionen Euro reduziert. In Einbeck sind die Optimierung des Blockheizkraftwerks, der Neubau der BKO-Station und der Ausbau des Blockhauses in Wetze für zusammen drei Millionen Euro vorgenommen worden. Insgesamt entstehen 280 neue Büroplätze für 15 Millionen Euro, und geplant ist die Erweiterung des Forums für drei Millionen Euro. Mit 210.000 Euro hat sich KWS kulturell, sozial und regional engagiert, und 320 Millionen Euro sind in Wissenschaft und Bildung geflossen.

Aus den Reihen der Aktionäre gab es viel Zustimmung und Lob für ein gutes Jahr mit hervorragenden Leistungen, aber auch den Wunsch nach höherer Dividende und Aktiensplit. Gentechnik- und Wachstumskritiker kamen ebenfalls zu Wort.

Dem Vorschlag, eine Dividende von drei Euro je Aktie zu zahlen, was einer Ausschüttungsquote von rund 25 Prozent des Jahrsüberschuss entspricht, folgten die Aktionäre bei einer Präsenz von knapp 81,5 Prozent mit großer Mehrheit. Ebenso deutlich stimmten sie dem Vorschlag zu, die KWS SAAT AG in die Rechtsform der Societas Europaea (SE) zu überführen. Vor dem Hintergrund des bisherigen und weiter erwarteten Wachstums der Gruppe in Europa biete das die Möglichkeit, sich als internationales Unternehmen zu positionieren, grenzüberschreitende Maßnahmen wie Gesellschaftsgründungen zu erleichtern und zusammen mit der europäischen Belegschaft ein Modell für die Einbeziehung der Mitarbeiter zu entwickeln. Für die Aktionäre ändert sich damit nichts, und der erste Aufsichtsrat der KWS SAAT SE wird dem bisherigen AG-Aufsichtsrat entsprechen.ek