Ehrenamtlichen Einsatz für Senioren anerkennen

Einbecker Seniorenpreis für die Frauenhilfe Rittierode, Erika und Erwin Messerschmidt sowie Monika Leitz

Zum neunten Mal hat der Einbecker Seniorenrat jetzt den Einbecker Seniorenpreis vergeben. Zehn Vorschläge waren eingereicht, unter denen eine Jury die ihrer Ansicht nach besten Ideen ausgewählt hat. Aber preiswürdig, betonten sowohl der Vorsitzende des Einbecker Seniorenrats, Hein- Peter Balshüsemann, als auch Jürgen Herbst, der die Laudatio auf die Preisträger hielt, seien alle Einsendungen. Alle Vorgeschlagenen erhielten Blumen und eine Urkunde, für die drei Erstplatzierten gab es Geldpreise, die die Bürgerstiftung und die Knochenhauer-Gilde zur Verfügung gestellt hatten.

Einbeck. Der Seniorenpreis habe über die Jahre an Beachtung und Anerkennung gewonnen, stellte Hein-Peter Balshüsemann fest. Der Seniorenrat, der dem demografischen Wandel ein neues Gesicht geben wolle, freue sich, mit vielen Stellen vertrauensvoll zusammen zu arbeiten. Er habe in Einbeck schon viele Veränderungen angestoßen, umgesetzt und begleitet. Das funktioniere nicht ohne Reibereien, »aber wir bleiben auf unserem Weg«, versicherte er. Er freue sich, dass so viele Gäste der Einladung gefolgt seien, insbesondere Stefan Beumer als »Hüter der Bürgerstiftung« und, genau wie Jürgen Herbst von der Knochenhauer-Gilde, Stifter des Preisgeldes.

Auch die Verwaltung, die die Anliegen des Seniorenrats verstehe und unterstütze, vertreten durch Arnd Severidt und Ulrike Koch, lobte er. Viele preiswürdige Vorschläge seien eingegangen. Der Seniorenrat habe mit der Bewertung nichts zu tun – das habe er wieder einer Jury überlassen, die sich intensiv damit beschäftigt habe. An die Skepsis, die dem Seniorenrat zunächst begegnet sei, erinnerte der stellvertretende Bürgermeister Alexander Kloss: Abschiebebahnhof für ausgediente Kommunalpolitiker, Spielwiese für alternde Profilneurotiker, ein bürokratisches Monstrum, das die halbe Verwaltung lahmlege, das sei befürchtet worden, aber die Kritik habe nicht Recht behalten. Der Seniorenrat sei eine Institution, die mit Leben gefüllt sei, ein verlässliches, vertrautes, geachtetes, aber auch gefürchtetes Instrument. Man müsse ihn ernst nehmen als Interessenvertreter Älterer und als Verhandlungspartner.

Er sei dabei mehr als der Schrecken der Kopfsteinpflasterung, sondern lege den Finger auf Versäumnisse, Probleme oder Aussitzen – begleitet von Sachverstand. Jeder einzelne Vorschlag, so Kloss, verdiene höchsten Respekt im Einsatz für eine liebenswerte Stadt. Er wünsche sich mehr Engagierte, denen das Wohl anderer so am Herzen liege. Für die Bürgerstiftung verwies Stefan Beumer darauf, dass es ihr wichtig sei, nachhaltig und dauerhaft Gutes zu tun. Hier werde das Ehrenamt in besonderer Weise gefördert, viele würden mit anpacken – und die Senioren, die »best ager«, würden immer mehr. »Das ist ganz toll, wie Sie sich einbringen. Vielen Dank.« Laudator Jürgen Herbst machte es spannend, indem er zunächst alle Vorschläge in der Reihenfolge ihres Eingangs vorstellte, bevor er das Ergebnis der Jury-Beratungen bekanntgab. Mit dem ersten Preis wurde die Evangelische Frauenhilfe Rittierode geehrt. Die Vorsitzende Käte Sauthof und die zweite Vorsitzende Marita Haberstrumpf nahmen die mit 200 Euro dotierte Auszeichnung entgegen.

Die Frauenhilfe besteht seit 1958. Sie kümmert sich vor allem um die Belange von Frauen, aber auch um Senioren, Hilfsbedürftige, Familien, die Nachbarschaft und sozial Benachteiligte im Ort und in den angrenzenden Dörfern. Anfangs haben sich die Frauen getroffen, um sich über die Familie und die Kinder auszutauschen und sich gegenseitig Hilfe zu leisten. Später wurden Pakete mit Lebensmitteln und Kleidern nach Ostdeutschland geschickt, und es wurden Fahrten organisiert. Das ist wegen des hohen Durchschnittsalters der Mitglieder nicht mehr möglich, die Gruppe schließt sich den Halbtagsfahrten im Dorf an. Alle zwei Jahre richten die Frauen die Adventsfeier der Gemeinde auch für Gäste aus Olxheim, Garlebsen, Ippensen und Haieshausen aus. Für verschiedene Veranstaltungen im Jahresverlauf wird ehrenamtlich gebacken, die erzielten Erlöse werden den Vereinen für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. In den vergangenen Jahren wurden durch kirchliche Kontakte Sach- und Geldspenden an eine Gemeinde in Litauen weitergeleitet. Bei den Treffen an jedem ersten Mittwoch im Monat gibt es eine Kurzandacht sowie Kaffee und Kuchen; es wird über aktuelle Begebenheiten gesprochen, Erinnerungen werden aufgefrischt, und es wird viel gesungen, zumal sich der Gesangverein aufgelöst hat. Berta Weiberg, die langjährige Vorsitzende, ist mit 84 Jahren noch als Schriftführerin im Amt. Wie viele andere Vereine auch hat die Frauenhilfe Nachwuchssorgen, aber sie hofft, dass sie weiter das dörfliche Zusammenleben bereichern kann. Auf den mit 150 Euro bedachten Platz 2 setzte die Jury Erika und Erwin Messerschmidt aus Drüber.

Die beiden haben im Johannisstift, im Betreuten Wohnen der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft, ein freiwilliges Jahr für Senioren absolviert . Auch nach dessen Ende sind sie immer noch im Haus unterwegs und kümmern sich mehrmals wöchentlich liebevoll um die Bewohner. Über dieses ehrenamtliche Engagement erreichen sie seit über zwei Jahren die mehr als 60 Senioren des Hauses. Unermüdlicher Einsatz zeichnet sie dabei besonders aus. Sie verbreiten gute Laune und haben immer ein offenes Ohr für »ihre« Senioren. Ausfahrten, Kaffeenachmittage und die beliebten Bingo-Nachmittage werden selbstständig orga - nisiert. »Ohne Erwin und Erika wäre das Jo - hannisstift nicht das, was es jetzt ist«, hieß es im Antrag. Der dritte Platz, für den 100 Euro vergeben wurden, ging am Monika Leitz aus Ippensen. Sie war über 13 Jahre Vorsitzende der Diakonie in Gar - lebsen, Ippensen und Haieshausen. Durch ihre christliche Nächstenliebe ist sie in den Dörfern sehr beliebt. Sie begleitet auch das Projekt »Dorfassistentin «. In ihrem 15-jährigen ehrenamtlichen Engagement erreicht sie etwa 50 Einwohner: Senioren, Hilfsbedürftige und Familien in Gar - lebsen, Olxheim, Ippensen und Haieshausen. Besonders würdigte die Jury die Versorgung von kranken und gebrechlichen Mitbürgern. Monika Leitz absolviert Krankenhausbesuche, Arzt- und Einkaufsfahren, und sie erledigt die Haushaltsführung einschließlich Kochen und Reinigung. »Da kann man nur hoffen, dass die Brücken im wahrsten Sinne des Wortes weiter bestehen bleiben«, so Jürgen Herbst in seiner Würdigung.

Ebenfalls vorgeschlagen waren das Kuratorium der St. Alexandri-Stiftung für den Einsatz für die Vielfalt kirchlichen Lebens, Marie-Luise Ziegenhagen aus Einbeck als ehrenamtliche Übungsleiterin im Kneipp-Verein, Helga Piest, die ehemalige Einsatzleiterin der »Grünen Damen« am Einbecker Bürgerspital, Walter Grotjahn, Vorsitzender des Post-Seniorenbeirats, die Kyffhäuser-Kameradschaft Vardeilsen, die Bürgerinitiative »Sch(l)au - fenster« und der Heimatverein Vogelbeck. Die Feierstunde wurde wieder umrahmt von der Flö - tengruppe St. Nicolai unter der Leitung von Karin Salzer; mit ihr stimmten die Gäste auch einige Weihnachtslieder an.ek