Ein Fest mit mehreren Quellen

Theologische, historische und praehistorische Ansatzpunkte zum Osterfest

Einbeck. Die großen Feste der Christenheit haben jeweils ein zentrales Ereignis zum Gegenstand: Die Geburt Jesu, seine Passion und die Auferstehung und das Kommen des Heiligen Geistes – Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Doch zum Osterfest, dem »Kernstück des christlichen Glaubens« vereinigen sich verschiedene theologische, historische und praehistorische Ansatzpunkte; weiter findet sich auch einiges aus volkstümlichem Bereich.

Der Termin des Festes liegt seit dem berühmten Konzil – der Bischofsversammlung – von Nicaea (Nikaia) in der heutigen Türkei (im Jahr 325) auf dem »ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond«. Vorher hatte es unter den Theologen heftige Streitereien über den Zeitpunkt des Festes gegeben. Aber was hat Jesu Auferstehung mit dem Mond zu tun? Das sei ein Nachklang eines Frühlingsfestes alter Hirtenvölker, die zu Beginn des Frühjahrs in einer  Vollmondnacht mit einem Tieropfer und einem gemeinsamen Mahl gefeiert hätten, meinen Praehistoriker.Das Volk Israel feierte im Frühjahr mit dem »Passah-Fest« die Erinnerung an den Auszug aus der Sklaverei in Ägypten: Für das Volk ein frühlingshafter Neuanfang und der Beginn eines neuen Wachstums. Und zur Feier des Passah-Festes zog Jesus mit seinen Jüngern nach Jerusalem, und damit nahm das Geschehen mit Gefangennahme, Prozess, Hinrichtung und Auferstehung seinen Lauf – wie es das Neue Testament berichtet.Also sind es drei Ansätze: ein vorgeschichtlicher Mondkult für den Termin, ein Erinnerungsfest an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und damit verbunden Jesu Tod und Auferstehung.

Weiter wird dieses Auferstehungsfest mit dem frühlingshaften Erwachen der Natur in Verbindung gebracht. In einem schönen Lied aus dem 19. Jahrhundert heißt es:

Ostern, Ostern, Frühlingswehen  Ostern, Ostern, Auferstehen Aus der tiefen Grabesnacht. Blumen sollen fröhlich blühen,  Herzen sollen heimlich glühen,  Denn der Heiland ist erwacht.

Dazu kommt noch das Osterfeuer, das schon ein vorchristlicher Brauch ist: Mit dem hellen Licht wird das Aufblühen des Frühlings begrüßt. Und aus volkstümlichem Bereich kommt der Eier legende Hase, über den sich die Kinder freuen – Hase und Eier sind alte Fruchtbarkeitssymbole, die zu einem Frühlingsfest passen, aber mit dem christlichen Ostern nichts zu tun haben.

Ein altes Lexikon zählt noch eine längere Reihe von – meist lokal begrenzten – Osterbräuchen auf wie Osterbrot, Osterwasser, Osterräder oder besondere Ostermahlzeiten wie der »Osterklöben« in Einbeck. Solche Vielfalt gibt es wohl sonst zu keinem Fest.D.A.