Erfolgreich integriert

Kooperation mit Harz-Weser-Werkstätten | Reichenbach beschäftigt Menschen mit Beeinträchtigung

Einbeck. »Jeder unserer Mitarbeiter hat einen festen Arbeitsvertrag, auch die Beschäftigten, die von den Harz-Weser-Werkstätten (HWW) zu uns kommen«, sagt Artur Weidelich, Geschäftsführer der Firma Reichenbach Wirkstoffe aus Einbeck. Menschen mit Beeinträchtigung in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sei etwas sehr Positives, dafür müsse ein Zeichen gesetzt werden.

Seit Dezember 2015 arbeiten Daniel Rack und Claudia Hebig bei Reichenbach. Die Integration der beiden in den Betrieb, nach ihrer Zeit bei Harz-Weser, sei ein voller Erfolg. Als Beispiel erzählt Produktionsleiter Michael Warnecke von einem Erlebnis mit Rack. »Ich fragte ihn, was er machen würde, wenn ich auch mal mit ihm schimpfen muss, wenn er mal einen Fehler macht«, berichtet Warnecke. Die Antwort die Rack gab sei seiner Meinung nach perfekt gewesen: »Dann lächele ich und mache weiter«, sagte Rack. Diese Szene beschreibt eine grundlegende Problematik, die Weidelich gemeinsam mit dem Geschäftsführer der HWW, Ditmar Hartmann, dem Werkstattleiter Northeim, Tobias Stöber, und Antje Günzelmann, Qualifizierungs- und Vermittlungsdienst, diskutieren.

»Man muss aufgeschlossen sein – manche Dinge gehen, bei denen man zunächst gedacht hat, sie gehen nicht«, berichtet Weidelich aus dem Firmenalltag. »Es gibt aber leider noch Ressentiments«, weiß Hartmann. In vielen Fällen gebe es noch Zurückhaltung in Industrie und Wirtschaft. Man müsse gucken: Welche Fähigkeiten haben die ehemaligen Beschäftigten, welche Aufgaben können sie erfüllen? Dabei geht es laut Stöber nicht nur um das Produzieren: »Uns ist ebenfalls wichtig, dass die Belegschaft des Unternehmens, das die Beschäftigten einstellt, die Integration mitträgt«, erklärt er. Deshalb müsse die Inklusion der neuen Kollegen auch angekündigt und vorher diskutiert werden – »im Ergebnis haben wir dadurch beinahe kein Mobbing«, so Stöber.

Neben den vorhandenen Ressentiments gebe es nach Hartmann aber noch weitere Hürden, die es zu überwinden gilt: »Man muss Zeit investieren, wenn man den Beschäftigten bei Schwierigkeiten helfen will«, weiß Hartmann. Erfahrungsgemäß sei dies aber nur in der Anfangszeit der Fall. »Es geht uns darum, dass die Beschäftigten auch ihre Leistung bringen und gut mit dem Betrieb zusammenarbeiten«, ergänzt Stöber. Das bedeute, dass Wünsche und Vorstellungen der Firmen betrachtet werden müssten und im Zusammenhang nach vermittelbaren Personen Ausschau gehalten werde. »Eines ist klar: Die Vermittelung funktioniert nur, wenn beide Seiten es wollen«, so der Werkstattleiter.

»Unsere Zielgruppen sind der Mittelstand und die Bevölkerung«, sagt Hartmann. Diese müssten für das Thema sensibilisiert werden. Die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt würde so sicherlich leichter vonstatten gehen.

»Wir haben nicht überlegt, wie wir günstige Arbeitskräfte bekommen können«, sagt Weidelich abschließend, »wir wollten die richtige Arbeitskraft für die jeweilige Aufgabe finden«. Mit Rack und Hebig sei ihnen das geglückt.kw