Etwas Neues entsteht: eine evangelische Stadtgemeinde

Kirchenvorstände von St. Alexandri, St. Marien, St. Jacobi und St. Nicolai fusionieren zum Januar 2014 / Bau eines Hauses der Kirche

Bei den Einbecker Stadtgemeinden stehen die Zeichen auf Veränderung. Zukunftsweisend ist der jetzt gefasste Beschluss der Kirchenvorstände von St. Alexandri, St. Jacobi, St. Marien und St. Nicolai (Hullersen/Holtensen/Kohnsen): Die Stadtgemeinden fusionieren, und es wird ein Haus der Kirche am Stiftplatz gebaut.

Einbeck. Die Zahl der Gemeindeglieder geht zurück. Gespart werden muss und soll deshalb im Bereich der Bauunterhaltungskosten. Seit 17 Jahren gibt es die Idee einer Fusion der Stadtgemeinden, die jetzt beschlossen wurde. Zum 1. Januar 2014 wird es die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Einbeck geben, ein neuer, endgültiger Name wird noch gesucht. Er soll dann das neue Miteinander versinnbild-lichen.

Die Fusion der Gemeinden St. Alexandri, St. Jacobi, St. Marien und St. Nicolai wurde von einer Arbeitsgruppe vorbereitet. Die Kirchenvorstände der vier Gemeinden warfen die Vorteile einer Fusion, aber auch ihre Ängste in die Waagschale: Bleibt die Identität der St. Marien-Gemeinde bestehen, werden die Menschen mitgenommen, schluckt die Münstergemeinde die anderen oder werden gar Gemeindeglieder abgehängt? Der Entscheidungsprozess zog sich lange hin, war nicht einfach. Ist die Fusion der große Wurf  oder werden Gemeinden übervorteilt? Klar war, die Fusion solle keine einfache Addition sein, vielmehr soll Neues entstehen. Und das sei eine Chance.

Einstimmig für die Fusion stimmte St. Nicolai, mit drei Ja- und zwei Nein-Stimmen votierte St. Marien, zuversichtlich mit sieben Ja-Stimmen bejahte die Marktgemeinde die Fusion, mit 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung befürwortete St. Alexandri das Zusammengehen der Gemeinden. Ab dem 1. Januar 2014 wird es also eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Einbeck geben. 

Ein neuer Kirchenvorstand wird nicht gewählt, die bisherigen Kirchenvorstände werden bis zum Ende der bisherigen Wahlperiode im Amt bleiben. In den folgenden Wahlperioden werden acht Kirchenvorstandsmitglieder aus der Kernstadt kommen, zwei aus Holtensen, Hullersen und Kohnsen, einer aus Kuventhal-Andershausen und einer aus Negenborn-Volksen. 

Für die fusionierte Gemeinde soll es weiter die sechs Kirchengebäude geben, aber auch ein Pfarrhaus und vor allem ein Gemeindezentrum. Die Häuser am Stiftplatz sowie das Gemeindehaus in der Lessingstraße sollen verkauft werden, das Gemeindehaus der Marktgemeinde ist – unter Vorbehalt – bereits veräußert. Aus den Verkaufserlösen, Bau-Mitteln der Gemeinden und Zuschüssen soll ein Neubau finanziert werden. Denkbar war einerseits ein Einbau in der Marktkirche. Diese Möglichkeit stand lange im Raum, wurde aber verworfen. Eine weitere Möglichkeit, die nun realisiert wird, ist der An- und Umbau an das Haus Stiftplatz 9 (derzeit Pfarrbüro und Pastorenhaus). Im Oktober des vergangenen Jahres hatte Architekt Roman Graf den Entwurf erläutert, der im Erdgeschoss des bisherigen Hauses das Gemeindebüro samt Toiletten und zwei Gruppenräume vorsieht, im Obergeschoss soll die Diakonie untergebracht werden und eine Zwei-Zimmer-Wohnung, die vermietet werden soll. Herzstück ist ein ebenerdiger Neubau, der drei Räume beinhaltet, die bei Bedarf kombinierbar und damit erweiterbar auf einen rund 150 Quadratmeter großen Raum sind. Eine Anbindung an den Außenbereich ist vorgesehen. Durchgerechnet kostet dieser Neubau am Stiftplatz rund 1,120 Millionen Euro. Gerechnet wird mit einer einjährigen Bauphase.

Die Rücklagen der Gemeinden und deren Zwecke bleiben erhalten und werden vom Kirchenvorstand verwaltet. Selbstständig bleibt die Stiftung St. Alexandri. Der Kirchenkreis Leine-Solling bonifiziert die Fusion mit 105.000 Euro, die in die Schaffung des Gemeindezentrums investiert werden. 

Mit der beschlossenen Fusion samt Gebäudekonzept sei ein wichtiger Meilenstein gelegt, meinte Superintendent Heinz Behrends. Ihm sei keine Stadt bekannt, die dies bisher beschlossen habe. Er war zuversichtlich, dass das Zusammengehen der Gemeinden eine Chance sei.

Nach dem Beschluss werden nun inhaltliche Fragen zur Fusion der Stadtgemeinden diskutiert werden müssen. sts