Förderverein Museum »Grafschaft Dassel« unterwegs

Dassel. Interessierte Mitglieder des Fördervereins »Museum Grafschaft Dassel« unternahmen kürzlich eine Reise bis in die Gegend von Zierenberg bei Kassel. Sie wollten sich eine Vorstellung von der Ausdehnung und Struktur der drei mittelalterlichen Grafschaften machen, die die Grafen von Dassel in der Zeit von 1190 bis 1300 zu Lehen hatten. Über das alte Reylingehusen, wo die Grafen bis 1310 Eigenbesitz hatten, ging es durch die schöne Waldstrecke über Uslar nach Lippoldsberg.

Auf dieser Strecke wird die einstige Grafschaft Nienover gestreift, mit ihrer Burg Nienover, die die Grafen von Dassel seit etwa 1180 vom Kaiser zu Lehen hatten und auf der sie viele Urkunden ausstellten. Zu dieser Grafschaft zählen auch Orte wie Bodenfelde, Wahmbeck, Würgassen und unter den wüsten Orten auch Schmeessen. Mit dieser Grafschaft kontrollierten die Grafen wichtige Weserüberquerungen und konnten so auch in ihre beiden weiteren Grafschaften in Nordhessen leicht gelangen.

In Lippoldsberg übten sie auch über das Kloster, wenn auch gegen den Willen des Konventes, bis nahezu 1300 das Vogteirecht aus. Immerhin hatten sie dem Kloster etliche Schenkungen gemacht und es ist urkundlich belegt, dass hier drei Mitglieder der Grafenfamilie in oder neben dieser heute so wunderschön restaurierten romanischen Kirche begraben sind.

Überraschend für die Teilnehmer war die Tatsache, dass Grafen von Dassel auch Burgmannen auf der erzbischöflich Mainzischen Wasserburg Gieselwerder waren und dass Gottsbüren zur Zeit der Grafen von Dassel Hundsbüren hieß.  Von der Trendelburg aus hat man einen herrlichen Blick auf den Schöneberg, auf dessen Gipfel einst eine Burg als Zentrum der Grafschaft Schöneberg stand. Zu dieser Grafschaft gehörten 29 Ortschaften wie unter anderem Hombressen, Hofgeismar, Beberbach, Vaake und Altmünden. Hofgeismar, fast noch am Fuße des Schönebergs gelegen, bot den Reisenden nicht nur eine wunderbare Kirche mit Altarflügeln, die Anfang des 13. Jahrhunderts kunstvoll bemalt worden waren, sondern auch lebhaftes Treiben eines Stadtfestes und einen gemütlichen Mittagstisch.

Die Grafen von Dassel hatten die Grafschaft Schöneberg als EB Mainzisches Lehen von etwa 1220 bis1273 inne. Ludolf der VI. nannte sich sogar »von Dassel, Nienover und Schöneberg«, denn seine Tante Adelheid hatte einen Berthold von Schöneberg geehelicht. Die Grafen von Dassel knüpften auch eheliche Bande zu den Burgmannen von Everstein, die die von Graf Ludolf V. 1256 errichtete Burg Grebenstein verwalteten.

Vom vierten Geschoss des mächtigen Pallas hatten die Besucher einen wunderbaren Blick auf das romantische von etlichen Wehrtürmen umgebene Städtchen Grebenstein. Nach Südwesten gerichtet konnte man am Horizont den nächsten Burgberg der Grafen erblicken: den Schartenberg. Dieser Berg wurde nach einer gemütlichen Kaffeepause in Zierenberg aus der Nähe besichtigt.

Leider verdeckte das Maigrün den aus Kalksteinen erbauten Bergfried. Auch die Grafschaft Schartenberg mit Burg und etlichen Ortschaften der Umgebung besaßen die Grafen von Dassel als Lehen vom EB Mainz für etwa 80 Jahre. Erst am späten Nachmittag endete die abwechslungsreiche Reise durch die malerischen Landschaften mit ihren geschichtsträchtigen Burgen und Städtchen.oh