Gleichberechtigung ist Pflichtaufgabe

Gleichstellungsbeauftragte Sabine Möhle blickt zurück: Alte Strukturen aufgebrochen

Gleichberechtigung ist eine Pflichtaufgabe mit Verfassungsrang. Gerade Gleichstellungsbeauftragte haben alte Strukturen aufgebrochen. Bis vor kurzer Zeit und immerhin 19 Jahre lang war Sabine Möhle die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Einbeck. Sie war in vielen Themenbereichen aktiv, hat diverse Veranstaltungsreihen initiiert, die Teilnahme an landesweiten Aktions­wochen und Vorträge organisiert, Bildungsangebote gemacht und Kulturtage für Frauen ins Leben gerufen. Mit ihren Angeboten hat sie viele Menschen erreicht.

Einbeck. Die Arbeit der Einbecker Gleichstellungsbeauftragten umfasste viele Themenfelder – ­bei­spielsweise »Frau und Beruf«: Da ging es um Existenzgründung oder geringfügige Beschäf­tigungsverhältnisse, Arbeitsmarktpolitik und Rente. In den Blick genommen wurden auch die beruf­lichen Chancen von Frauen nach der Fami­lienphase. Mit diversen Veranstaltungen wurde das Thema »Mehr Frauen in die Kommunalpolitik« gestützt, mit Experten wurde »Armut von Kindern« thematisiert. Möhle organisierte Internet-Einführungskurse für Mädchen und Frauen, ein Beitrag im NDR wurde gesendet über das »Winternetcafé«. Die Gleichstellungsbeauftragte machte internationale Begegnungen möglich, ebenso wie internationales Kochen. Sie bot thematisch bezogene Stadtführungen, Lesungen und Workshops an und stellte die Schriftstellerinnen vor, nach deren Namen Einbecker Straßen benannt wurden.

Das Thema »Gewalt« nahm ebenfalls Raum in der Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten ein. So wurde 1999 das Stück »Die andere Seite der Nacht« für Einbecker Schüler aufgeführt. Ab 2003 nahm die Stadt an der Fahnenaktion von Terre des Femmes »Keine Gewalt gegen Frauen« teil. »Wege aus der häuslichen Gewalt« wurden durch Experten aufgezeigt, die Kindertagesstätten für das Thema sensibilisiert, beispielsweise durch Fortbildungen für Erziehe­rinnen.

Möhle organisierte Gesundheitswochen zu den Themen Früherkennung von Brustkrebs, Wechseljahre oder Sport für Seniorinnen, Geburt oder Patientenrechte. Initiiert wurde eine Magersucht-Selbsthilfegruppe mit dem Diakonischen Werk, flankierend dazu ein Beratungsangebot der Therapeutischen Frauenberatung Göttingen.In einer Veranstaltungsreihe wurde das »Älterwerden« fokussiert. Außerdem gab es unter anderem Pannenkurse mit dem TÜV, die Frauen- und Mädchenkleiderbörse, Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen. Eine Broschüre informiert über die Formalitäten rund um die Geburt. In Zusammenarbeit mit dem Museum wurde das Projekt »Frauenleben in Einbeck gestartet, es gab die Ausstellung und das Buch »Genauso war’s«, die Fotoausstellung »Mütter und Töchter« und das Erzählcafé mit anschließender Ausstellung.

Wichtigster Kooperationspartner sind die Frauen vom »Weiberkram« gewesen, mit ihnen wurden 23 Frauenfilmabende durchgeführt. Zu­dem arbeitete Sabine Möhle unter anderem mit den Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis, dem Haus der Jugend, Schulen und vielen Einrichtungen der Stadt. Die Gleichstellungsbeauftragte beriet Ratsuchende beim Wiedereinstieg in den Beruf, bei Trennung, Scheidung und Gewalt. Intern im Rathaus war sie bei Vorstellungsgesprächen dabei und arbeitete mit in Arbeitsgruppen und Ausschüssen.

Wichtig war Sabine Möhle immer die Vernetzung, damit Kräfte gebündelt, Kosten geteilt und Räume optimal genutzt wurden. Gleichberechtigung, erklärt sie, sei Pflichtaufgabe mit Verfassungsrang. Die Gleichstellungsbeauftragten hätten Themen aufgegriffen und alte Strukturen aufgebrochen, ist sie sicher. »Gleichberechtigung ist eine gesellschaftliche Kernaufgabe, bei der hauptbe­ruf­liche Gleichstellungsbeauftragte unverzichtbar sind.«    sts

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