Gottes Schöpfung in musikalischen Bildern erleben

Eine Auswahl aus Haydns Musik und eine runde Geschichte für Einbecker Dritt- und Viertklässler in der Münsterkirche aufgeführt

Klassische (Kirchen-)Musik und den Kirchenraum erleben, das kann durchaus etwas für Schüler der dritten und vierten Klasse sein. Die Schüler der Einbecker Grundschulen waren jetzt eingeladen, die »Schöpfung« von Joseph Haydn in einer kindgerechten Schulaufführung zu erleben – mit demselben großen »Aufführungs-Apparat«, der am Abend für die Konzertbesucher zur Verfügung stand. Den Kindern machte das Konzert viel Freude, sie verfolgten die musikalisch dargestellten Inhalte der biblischen Geschichte mit Spaß und Spannung.

Einbeck. Wie die Erde entstanden ist, darüber haben sich die Mitwirkenden der »Schöpfung für Kinder« auf kreative Weise Gedanken gemacht. Erzählt wurden die Ereignisse durch drei Gesangssolisten, die Erzengel Raphael, Gabriel und Uriel, die gemeinsam mit der Kantorei als »himmlische Heerscharen« und mit einem Orchester von Gottes Arbeit an den einzelnen Schöpfungstagen berichteten. Vor der Erschaffung der Welt, so die Engel, war nichts, nur Chaos. Was sich die Kinder darunter vorzustellen hatten, untermalte das Orchester eindrucksvoll. Erst mit einer Dirigentin, Ulrike Hastedt, die Einsätze gebe, werde daraus strukturierte Musik, und so erlebten die jungen Zuhörer, wie die Erde erschaffen wurde. Dass auf dem Ursumpf Blasen und Qualm aufsteigen könnten, darauf machten die Engel das Publikum ebenso aufmerksam wie auf die einzelnen Schöpfungsphasen. So wurden das Licht geschaffen und das Firmament.

»Was für eine Firma?«, nicht allen Erzengeln waren die Abläufe da vertraut. Regen, Wolken, Schnee und ein Regenbogen, das gehörte ebenso zum Schöpfungsablauf wie Berge und Meere. »Da muss man das Wasser spritzen hören«, wünschten sich die Erzengel. Aufsteigende, helle Flötenklänge standen für die Sonne, Streicher schimmerten wie der Mond in der Nacht. Das wurde nicht nur in musikalischen Bildern dargestellt, sondern Jugendliche ergänzten die Szenerie durch optische Darstellungen beziehungsweise kleine Aktionen. Ein Stern, die Vögel, die ihre Lieder trällern – die Flöte als Nachtigall, die Klarinette als Lärche und das Fagott als Taube –, die Tiere auf dem Land, vom Löwen über den Tiger und den schnellen Hirsch bis zum Wurm, für alles hatte Gott einen Platz vorgesehen. Einige Tiere mussten die Kinder anhand von Instrumenten und musikalischen Motiven erraten.

Das Wichtigste, berichteten die Engel den Zuhörern, sei die Erschaffung des Menschen, und der »König der Schöpfung« wurde natürlich von Trompetenklängen begleitet. »Und wie war er, der erste Mensch?«, diese Frage konnte beantwortet werden – durch lebhafte Beschreibungen und zwei Puppen, die auf der Kanzel erschienen. Die erste Frau zeigte sich ganz verliebt und kuschelte sich an ihren Mann, und das Cello spielte anschmiegsame Melodien dazu. Die Vollendung der Schöpfung schließlich wurde richtig gefeiert mit den himmlischen Heerscharen. »Wenn alle zusammen Musik machen, bekomme selbst ich eine kleine Gänsehaut«, gestand Raphael da. Die »Schöpfung für Kinder« ist eine Komposition des Kirchenmusikers Reiner Schulte, der die Solisten als Erzähler einsetzt und einzelne Stücke aus Haydns großem Werk aus-gewählt hat, die exemplarisch aufgeführt werden. Ausführende waren das Orchester L’Arco aus Hannover mit 36 Musikerinnen und Musikern, die Kantorei St. Alexandri Einbeck mit 75 Sängerinnen und Sängern, Gundula Bernhold, Sopran, Jan Kobov, Tenor, und Professor Sebastian Noack, Bass, als Solisten sowie sieben Jugendlichen, die in den verschie-denen Szenen der Schöpfung mitgewirkt haben.

Mehr als 120 Ausführende waren dabei, um den Kindern die Schöpfung auf beeindruckende Weise nahe zu bringen; dabei stellten sie sich einer Dreifach-Anforderung, denn außer diesem Mittagskonzert hatten sie am Vorabend eine lange Generalprobe absolviert und später am Tag noch ein weiteres Konzert zu geben.

Der Konzertbesuch wurde im Musik- und Religionsunterricht vorbereitet, und die Pestalozzi-Schule schloss drei Projekttage zu diesem Thema an. Kantorin Ulrike Hastedt hatte eineinhalb Wochen vorher zusammen mit vier Musikern die drei Kernstadt-Grundschulen besucht. Dabei wurden unter anderem die Instrumente vorgestellt, und gemeinsam wurde der Haydn-Kanon eingeübt, der zum Schluss der Aufführung gesungen wurde – »Gott schuf die Welt, Gott schuf sie schön« –, bevor sich das große Ensemble unter starkem Beifall verabschiedete.ek