Hausärzteversorgung: Aktiv werden, bevor der »Knick« kommt

Der demografische Wandel macht auch vor der Ärzteschaft nicht Halt, und wenn Hausärzte zunehmend älter werden, bedeutet das auch, dass sie irgendwann in den Ruhestand gehen. Was gerade im ländlichen Raum mit den Praxen passiert, bleibt dabei häufig offen. »Jeder zweite Bürger der Region wird innerhalb der nächsten Jahre seinen Hausarzt verlieren«, das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Ärzteverein Einbeck in Auftrag gegeben hat. Gemeinsam mit dem Fachbereich Recht, Wirtschaft und Kultur bei der Stadtverwaltung Einbeck beziehungsweise der Wirtschaftsförderung ist die künftige hausärztliche Versorgung seit 2013/14 Thema, und auf Initiative der Stadt ist ein Runder Tisch installiert worden.

Einbeck. Aktuell, so Thomas Schlachter (links), Vorsitzender des Ärztevereins, und Fachbereichsleiter Dr. Florian Schröder (rechts), sei die Situation durch etwa 30 Hausarztpraxen noch gut: Laut Kassenärztlicher Vereinigung liege die Versorgung bei deutlich über 100 Prozent; angesichts des Durchschnittsalters der Kollegen werde aber ein Knick kommen, und dann drohe eine Unterversorgung. Aus einer anonymen Abfrage unter den Ärzten dazu, wer seine Praxis in absehbarer Zeit aufgaben wolle, könne man schließen, dass bis zu 16.000 Patienten in den nächsten Jahren »ihren« Hausarzt verlieren würden. Das bringe natürlich akuten Handlungsbedarf, so Dr. Schröder. Die Zahlungen von Prämien für Ansiedlungswillige Ärzte sei der Stadt nicht möglich, und solange der Versorgungsgrad noch hoch sei, werde es auch keine Hilfe von der Kassenärztlichen Vereinigung geben. Um Ärzte auf Einbeck und die örtlichen Möglichkeiten aufmerksam zu machen, ist ein Internetangebot erarbeitet worden.

Unter www.aerzte-einbeck.de gibt es einen Überblick über die hausärztlich tätigen Praxen im Stadtgebiet. »Wir freuen uns, dass Sie Interesse an einer Tätigkeit als Ärztin/Arzt in Einbeck haben und möchten die Gelegenheit ergreifen, Ihnen die Stadt und die Unterstützungsangebote der Stadtverwaltung kurz vorzustellen«, heißt es in der Begrüßung. Sowohl Patienten bekommen Informationen als auch Allgemeinmediziner, die eine neue Wirkungsstätte suchen: Sie erhalten Hinweise zu Praxisübernahme oder zum Einstieg in eine bestehende Gemeinschaftspraxis. Ein Schwerpunkt der Darstellung sind Perspektiven für Ärztinnen, die Beruf und Familie vereinbaren und möglicherweise in Teilzeit arbeiten möchten; es gibt Hinweise zu Schulen und Kinderbetreuung. Aber auch auf Einbecks touristische Attraktionen beziehungsweise Sehenswürdigkeiten geht die Seite ein. Finanziert wird das Angebot vom Ärzteverein.

Erarbeitet hat es my.worX aus Göttingen, ein gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen. Wie Frank Merten (Mitte), zuständig für Digitale Medien, ausführte, läuft die Seite auch auf mobilen Geräten.ek