Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung

Innenstadt soll Beschränkungen für sich nutzen

GMA stellt Fortschreibung vor | Keine eklatanten Branchendefizite | Große Standorte: Unklare Nutzung

Die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts der Stadt Einbeck ist jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung vorgestellt worden. Das Konzept stammt von 2008. Die Fortschreibung sei ein wichtiges Element für die Steuerung der Stadtplanung, sagte Fachbereichsleiter Gerald Strohmeier.

Einbeck. Katharina Staiger von der GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung Köln) stellte die Inhalte vor. Mit der Fortschreibung soll eine sachlich fundierte Grundlage zur Bewertung der branchen- und standortbezogenen Eintwicklungsmöglichkeiten für den Einzelhandel in Einbeck erstellt werden. Das Konzept basiert auf einer Erhebung aller Einzelhandelsbetriebe im Stadtgebiet und einer Befragung ausgewählter Betriebe sowie einer Kundenwohnorterhebung. Außerdem wurde eine Kaufkrafterhebung durchgeführt.

Die Basis liegt bei 31.655 Einwohnern, ein Minus von 1,7 Prozent von 2011 auf 2013. Als Einzugsbereich für Einbeck wurden mehr als 53.000 Einwohner angenommen. Das Kaufkraftniveau bewegte sich bei 95,5 Prozent. Ausgegeben wurden im Bundesdurchschnitt 5.247 Euro pro Jahr und Kopf und 5.011 Euro in Einbeck. Die Zahl der Einzelhandelsbetriebe beziffert die Untersuchung auf 217, davon 146 aus dem Bereich Nicht-Lebensmittel. Allerdings gebe es, so Katharina Staiger, einen schnellen Wandel. Die Verkaufsfläche lag bei 60.146 Quadratmetern insgesamt, davon rund 42.000 Quadratmeter Nicht-Lebensmittel. An Kaufkraft wurden 158 Millionen Euro pro Jahr errechnet, der Umsatz lag bei 155,8 Millionen Euro. In einigen Branchen sei Einbeck gut ausgestattet, so die Analyse, etwa in den Bereichen Blumen oder zoologischer Bedarf. Eklatante Branchendefizite gebe es nicht mehr. Bedarf bestehe bei Schuhen im mittleren Preissegment sowie bei Drogeriemärkten.

In Kreiensen sei quartiersnahe Versorgung gewährleistet, in Einbeck gebe es sie zum Teil. Hier könnten Versorgungsstrukturen optimiert beziehungsweise erweitert werden. Für Discounter seien 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche mittlerweile das marktgängige Format. Unklar sei, was mit den Standorten Neustädter Kirchplatz, ehemalige »Traube« und Lange Brücke 9/11 geschehe. Die klassischen Gewerbegebietslagen im Osten und Westen der Stadt würden sich nicht für Einzelhandel anbieten. Das Konzept müsse zusehen, dass Zersplitterung vermieden werde, und Betriebe im Außenbereich würden der Innenstadt nichts bringen.

Die Untersuchung geht auf die Möglichkeiten verschiedener Geschäftslagen ein und zeigt ein Steuerungsschema: Wo ist die Ansiedlung von Einzelhandel mit welche Sortimenten möglich? Es komme darauf an, die Entwicklung mit Augenmaß zu steuern, so die Planerin. Das Einzelhandelskonzept müsse vom Rat als Grundlage für die Bauleitplanung beschlossen werden.

Das Konzept gehe in die richtige Richtung, so Bernd Huwald, CDU. Wenn man die Innenstadt schützen wolle, müsse man genau hinsehen, wo man Schwerpunkte neu definiere. Veränderungen seien nur im Bestand möglich. Einbeck habe viel Zufluss von außen, das sollte man für die Innenstadt nutzen, etwa durch die Schaffung von Parkplätzen.

Wettbewerbsbeschränkungen und den Schutzwall müsse die Innenstadt nutzen, bestätigte Dr. Reinhard Binder, FDP, etwa durch Zusammenlegen von Angeboten. Für ihn fehle ein Magnet, der auch gut wäre für die kleinen Geschäfte. Man müsse Frequenz schaffen. Wichtig seien zudem einheitliche Öffnungszeiten. Das Konzept finde er gut, aber damit sei noch nichts fertig, sondern man fange erst an.

Durch Internethandel seien Großstädte genau so von Kundenverlust betroffen wie Kleinstädte, stellte Walter Schmalzried, CDU, fest, das gelte für jede Branche außer Lebensmittel und Drogerie. Nahezu sinnlos sei es, das über Flächen und Erweiterungen zu kompensieren – daraus sollte man Konsequenzen ziehen. Der Arbeitskreis habe gut gearbeitet, das zeige das Konzept, stellte Eunice Schenitzki, SPD, fest. Da bis zur Ratssitzung Ende September aber noch Zeit sei, sollte man das Thema noch einmal in die Fraktionen geben. In einer lebendigen Stadt müsse sich mal etwas bewegen, wandte sich Dr. Binder gegen diese Bitte. Es habe genügend Informationschancen gegeben, ein Beschluss sei dringend notwendig. Ähnlich sah es auch Bernd Huwald: Die CDU sei mit dem Thema »durch«, es sei ein Zeitplan einzuhalten. Die mit fast 60 Seiten sehr umfangreiche Vorlage sei erst kurzfristig vor der Ausschusssitzung gekommen, bedauerte Margrit Cludius-Brandt, SPD. Es müsse Zeit sein, sie ausführlich zu lesen und zu bewerten. Das Gutachten gebe Handlungsempfehlungen, es stehe kein »Muss« dahinter, so Roland Heimann, hinzugewähltes Mitglied im Ausschuss. Er finde es fragwürdig, erst später darüber zu entscheiden.

Das sah eine Ausschussmehrheit aus SPD und GfE/Bürgerliste anders: Nach einer weiteren Beratung in den Fraktionen wird der Ausschuss abschließend darüber beraten und eine Empfehlung für den Rat geben. ek