Knochenturm wird zurzeit saniert

Frühere Nutzung als Pulverturm / Verlauf der Stadtmauer wird sichtbar gemacht

Saniert wird derzeit der Knochenturm an der Stiftskirche. Begleitend hat der Stadtarchäologe Dr. Stefan Teuber Grabungen vorgenommen. Der Knochenturm wurde abgedichtet und von Bewuchs befreit.

Einbeck. Teppichreste, eine Strumpfhose, Glas, Strohballen und anderer Schutt lagerten im Knochenturm. Das musste erstmal entfernt werden. Im Inneren wurde ein Gehhorizont erschaffen, zumal der Turm möglicherweise auch touristisch erschlossen werden soll. 1987 erfolgte die letzte Sanierung. Im Innern freigelegt wurde eine große Feuerstelle, ein neuerer Bodenbelag aus dem 17. oder  18. Jahrhundert lag darüber.

An dem Knochenturm schloss sich in westlicher und östlicher Richtung die Stadtmauer an. Sie wurde vermutlich im Zuge des Baus der Stiftstraße um 1890 abgerissen. Dabei wurden auch Gräber freigelegt, und die Knochen wurden im Knochenturm gelagert.

In alten Karten der Stadt und des Stifts ist ersichtlich, dass der Turm Mitte des 18. Jahrhunderts als Pulverturm genutzt wurde. Ein Inventarverzeichnis aus dem Jahr 1756 gibt darüber Auskunft, dass im Unter- und Obergeschoss Pulverfässer gelagert wurden. Der Turm war also zweigeschossig und ist damit vergleichbar mit dem Storchenturm und dem Turm am Sonnenhaken, der 1405 bis 1407 erbaut wurde. Zu dieser Zeit wird auch der Knochenturm spätestens gebaut worden sein, meint Teuber – in Zusammenhang mit der Erweiterung der äußeren Stadtbefestigung und als der Ravenszwinger (am Langen Wall) und die Hohe Batterie (vermutlich Schulhof Pestalozzischule) gebaut wurden.

1,50 Meter hoch war die Bauschutt-Aufschüttung im Turm, gegraben wurde 1,90 Meter tief. Dabei kamen Reste von Knochen und ein Sandstein mit der Inschrift HAV oder HAU zum Vorschein.

Die Stadtmauer, die etwa 1,50 Meter breit war, schließt an den Turm in westlicher und östlicher Richtung an. Der Knochenturm neigt sich nach Norden und hat rund 30 Zentimeter Überhang. Der Turm stand auf dem Wall, der aber 1890 entfernt wurde. Der Knochenturm hat 4,85 Meter in der Breite und fünf Meter in der Tiefe, zur Freundesseite ist er nicht rund, sondern gerade. Das Dach war mit Dachschiefer gedeckt.

Rainer Eife und Steffen Gehlert vom Bauhof dichteten den Turm ab, Ansätze der Stadtmauer werden in beide Richtungen angefügt, so dass man sich den Verlauf der Stadtmauer besser vorstellen kann. Im Juni, so Gunnar Groneweg vom Fachbereich Bau, wird die Sanierung die Knochenturms, mit der bereits im vergangenen Jahr begonnen wurde, abgeschlossen sein.sts