Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung

Lob für eine Fülle interessanter Gestaltungsideen

Planungsbüro stellt Integriertes Städtisches Entwicklungskonzept für »Neustadt-Möncheplatz« vor

Einbeck. Damit Menschen wieder in eine attraktivere Innenstadt ziehen: Über die zweite Fortschreibung und Ergänzung des Integrierten Städtischen Entwicklungskonzepts (ISEK)?für das Sanierungsgebiet »Neustadt-Möncheplatz« und über den städtebaulichen Rahmenplan und die Kosten- und Finanzierungsübersicht des Förderprogramms hat sich der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung bei seiner jüngsten Sitzung informiert.

Das ISEK sei jetzt nach 2007 und 2014 zum dritten Mal Thema, erinnerte Planer Dirk Puche. 2011 habe man mit den vorbereitenden Untersuchungen für städtebaulichen Denkmalschutz angefangen, seit 2013 arbeite man am städtebaulichen Rahmenplan. Fördervoraussetzung sei die Erstellung eines ISEK. In der jetzigen zweiten Fortschreibung sei der Neustädter Kirchplatz als Platz mit multifunktionaler Nutzung vorgesehen. Wichtig bei den Überlegungen sei, dass die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention einfließen müssten.

Das Leitbild von 2007 habe noch große Aktualität – man müsse es eben nur um die Vorgaben ergänzen, die Zugang zur bebauten Umwelt, zu Information, Mobilität sowie öffentlichen Einrichtungen und Diensten vorsehen. Barrierefreiheit werde zu einer Kernaufgabe der Stadtsanierung und zu einem Qualitätssprung für alle. Das könne Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit einer Stadt haben, wenngleich die Umsetzung im historischen Umfeld schwierig sei. Eines der Schlüsselprojekte, der Neustädter Kirchplatz, sei ein Dauerthema für Politik und Planung. Der Platz sei der Mittelpunkt des Quartiers, er verbinde die Südstadt mit der Fußgängerzone. Diese Anforderungen sollten beim städtebaulichen Wettbewerb berücksichtigt werden. Derzeit habe er einen geringen Stellenwert und werde wenig angenommen, das sollte sich verbessern.

Ausführungen zum städtebaulichen Rahmenplan und zum Förderprogramm machte Planer Hajo Brudniok. Der historische Stadtkern Einbecks gehöre ohne Zweifel zu den zehn bedeutendsten in Niedersachsen – das sei Anerkennung und Verpflichtung zugleich, und umso bedeutsamer sei es, dieses bauhistorische Erbe zeitgemäß zu entwickeln.

Der Rahmenplan wurde zwischen November 2013 und April 2014 unter der Projektleitung von Peter Sobeck erarbeitet. In fünf Themensitzungen und zwei Workshops sei ein Gemeinschaftswerk entstanden, das sechs Themenblöcke aufgreife. Potenziale der Innenstadt wurden dabei aufgezeigt, Qualität der Gebäude aus dem 16. bis 20.?Jahrhundert dargestellt: Barock, Spätgotik und Gründerzeit – man erlebe eine große Vielfalt. »Der Rahmenplan zeigt die Qualität Ihrer Altstadt«, wandte er sich an den Ausschuss. Mit dem Programm wolle man Förderanreize schaffen und Impulse geben für Einzelmaßnahmen und Schlüsselprojekte, mit denen Aufwertungspotenzial verbunden sei. Dabei sollte zur Aufwertung der Quartiere auch der Blick auf grundstücksübergreifende Entwicklungsmöglichkeiten gelegt werden. Es gehe unter anderem darum, soziale und kulturelle Treffpunkte zu schaffen: »Aus den historischen Gebäuden lässt sich etwas machen«, war er sicher. Dazu sei es nun wichtig, auch die Bürger zu unterstützen, die entsprechende Förderanträge stellten, wende sich das Programm doch vor allem an private Eigen­tümer. Auf die Freiraumplanung ging Dirk Puche ein:?In einem schönen öffentlichen Umfeld gebe es eine höhere Motivation der Eigentümer, etwas an ihren Gebäuden zu machen, war er sicher. Am Beispiel des Möncheplatzes zeigte er auf, welche Chancen es  gebe. Mehr Platz, weniger Verkehr, das sei ein Ergebnis der Arbeit des Sanierungsbeirates. Sechs Straßen liefen auf diesen Platz zu – entsprechend müsse man Blickpunkte besonders hervorheben. Eine bewegte Verkehrszone, eine Flanierzone, ruhender Verkehr in reduzierter Form – das alles könnten Vorgaben beziehungsweise Anforderungen für einen städtebaulichen Wettbewerb für diesen Platz sein. Zurzeit sei er nur ein Verkehrsraum, man könnte aber mehr daraus machen: »Weniger ist mehr, und die Qualität liegt im Detail.

Als verbesserungswürdig wurde auch die Altendorfer Straße empfunden: Ein großes Problem sei die Barrierewirkung, die die Nord- von der Südstadt trenne. Rund 13.000 Fahrzeuge würden die Straße jeden Tag passieren. Die Gestaltung sei zwar schön, aber ein Kind ihrer Zeit. Es wäre jedoch möglich, die Aufenthaltsfunktion zu verbessern. Verschiedene Testentwürfe sollten die Fantasie anregen, wenn es um Veränderungen gehe. Denkbar sei ein komplett durchgängiger Mittelstreifen ebenso wie eine stärkere Gliederung mit Querungseinrichtungen vor und hinter den Einmündungen. Interessant wäre auch die symbolhafte Andeutung eines Stadttors.

Quartiersstraßen im Bereich südlich der Altendorfer Straße sollen die Wohnsituation regeln, und hier gibt es Verbesserungsmöglichkeiten, Einbahnstraßen würden mehr Raum und Gestaltungsqualität schaffen. Puche sprach sich sowohl für verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche als auch für Wohnwege und Gassen aus. Die Attraktivität der Wohnhäuser würde steigen, wenn man Parkplätze in der Nähe ausweisen könnte. »Und das alles löst etwas aus bei den Anliegern«, war er sicher: »Da werden die Häuser verschönert, es stellt jemand eine Bank raus – und man zieht gern dorthin.« Solche Aufenthaltsbereiche würden bisher völlig fehlen.

Schließlich habe man den Storchenturm ins Programm aufgenommen. Das sei zwar schwer gewesen, man wolle ihn aber als Denkmal retten und in Wert setzen. Denkbar wäre, dass man ihn nutzt beziehungsweise über Treppen begehbar macht;?eine Glasfassade würde für Schutz und Transparenz sorgen.

Dass es sich um einen Rahmenplan handele, daran erinnerte Fachbereichsleiter Frithjof Look. Nicht alles werde so umgesetzt, wie es erarbeitet wurde. Wenn es soweit sei, werde man die Details mit den Anliegern besprochen. Der Fokus, betonte auch er, liege auf den privaten Investoren. Er lade deshalb alle interessierten Eigentümer im Sanierungsgebiet ein, sich an die Stadtverwaltung zu wenden und sich zu informieren beziehungsweise beraten zu lassen. Städtebauliche und Modernisierungs-Voruntersuchungen gebe es schon für den Bereich Möncheplatz/Lange Brücke und das Areal der ehemaligen »Traube«, außerdem für ein Gebäude neben der Brandlücke in der Altendorfer Straße. »Wir sind schon auf einem relativ guten Weg«, stellte er fest. Lob für die engagierte Planungsarbeit geb es aus dem Ausschuss: Es seien richtige Analysen und viele umsetzbare Ideen dabei – sowohl die Inhalte als auch die Form seien gut.

Einstimmig hat der Ausschuss empfohlen, die Fortschreibung und Ergänzung des Integrierten Städtischen Entwicklungs- und Wachstumskonzeptes (ISEK) der Stadt Einbeck für den Bereich des Sanierungsgebiets »Neustadt – Möncheplatz« zu beschließen. Ebenfalls einstimmig wurde der städtebauliche Rahmenplan als Grundlage für die künftige Entwicklung des Sanierungsgebiets und als Fördervoraussetzung empfohlen.ek