Mit dem Stern Leuchtturm in dunklen Zeiten sein

Stellvertretender Bürgermeister Alexander Kloss begrüßt Sternsinger im Rathaus | Einsatz für Flüchtlinge | Segen

Einbeck. Diesmal steht der Segen nicht nur außen an der Tür des Sitzungssaals, sondern auch auf der Innenseite – damit die Politiker bei ihren Beratungen gelegentlich mal einen Blick darauf werfen können. Die Einbecker Sternsinger sind jetzt vom stellvertretenden Bürgermeister Alexander Kloss im Alten Rathaus empfangen worden, und er dankte ihnen dabei für ihren Einsatz für andere, insbesondere für Kinder. In den Sitzungssaal lud Alexander Kloss die jungen Gäste und ihre Begleiter ein, wobei die jüngste Sternsingerin, Lotte, auf dem »Chefsessel« Platz nehmen durfte. Mit ihrem Stern seien sie ins Rathaus gekommen – und Sterne seien im Moment »in«, sagte er: »Star Wars«, »Krieg der Sterne«, sei ein Milliardenerfolg. Aber 2015 müsse man gar nicht ins Weltall fliegen, um Krieg zu erleben, denn Gewalt, Kämpfe, Not, Vertreibung, Intoleranz und Ausgrenzung seien längst in Europa und auch in Deutschland angekommen. Wer nicht bereit sei zu kämpfen oder als Minderheit unterdrückt werde, könne oft nichts anderes tun, als mit der Familie vor Bomben, Raketen und Soldaten zu fliehen. Viele dieser Flüchtlinge kämen nach Deutschland, weil sie dieses Land für sicherer hielten als ihre Heimat. »Es liegt an uns allen, diesen Flüchtenden mit Freundlichkeit und Gewaltlosigkeit zu begegnen«, betonte er, »und das fängt bei euch im Kindergarten und in der Schule an.« Es sei spannend, Freundschaften zu schließen, wenn Kinder aus anderen Ländern neu in der Gruppe seien. Sie könnten Geschichten aus unbekannten Regionen der Erde erzählen, und gemeinsam könne man Sprachbarrieren überwinden. Man sollte diese Möglichkeiten nutzen und die St. Josefskirche und die Stadt Einbeck zu einem Ort machen, an dem alle willkommen seien.

Die Sternsinger hätten sich der Kinder und damit der Schwächsten in der Gesellschaft besonders angenommen. Er finde es großartig, dass sie in diesem Jahr jungen Menschen in Bolivien helfen wollten, dafür zolle er ihnen Respekt – und dieses Wort passe sehr gut zum diesjährigen Leitspruch »Respekt für Dich, Respekt für mich, Respekt für andere in Bolivien und weltweit.« Gerade die Flüchtlinge seien in einer schlimmen Situation, wenn sie sich auf den Weg über das Mittelmeer nach Europa machten. Viele würden nie ankommen, es blieben nur Reste zerstörter Boote als Treibgut. Er wünsche den Sternsingern, dass sie mit ihrem Stern der Leuchtturm seien für Menschen in dunklen Zeiten, in Ungewissheit, einsam, verlassen und hilflos, dass sie ihnen den Weg leuchten könnten zu Gastfreundschaft, Nächstenliebe und Barmherzigkeit, damit ihr Schiff des Lebens nicht zerschelle. »Möge die Macht mit Dir sein«, das sei ein berühmter Satz aus »Star Wars«. Er wünsche den Sternsingern: »Möge die Macht mit euch sein, die Macht Gottes und seine Liebe.« Das werde Türen und Herzen öffnen. Der Segen an der Tür des Sitzungssaales sei das Beste, was den Ratsmitgliedern und allen, die in diesem Haus arbeiteten, sich trauen ließen, feierten, sich begegneten und Entscheidungen zu treffen hätten, passieren könne. Pfarrer Ewald Marschler dankte für den warmherzigen Empfang, und er freute sich, dass viele Ratsmitglieder der Einladung gefolgt waren, genau wie interessierte Bürger. Auch er griff das Flüchtlingsthema auf: In der Sternsingergruppe gebe es drei Flüchtlinge aus dem Irak, und eines der Kinder werde den Segen anschreiben.

Marschler forderte mehr Einsatz für die Flüchtlinge. Um das Thema plastisch zu machen, wollen sich die Einbecker Sternsinger an der Planken-Aktion des Kindermissionswerks beteiligen. Sie werden kleine Holzbretter bemalen und nach Aachen schicken, wo in der Sternsinger-Zentrale ein großes Rettungsboot zusammengebaut wird. Er habe, bekräftigte er seine Aussage aus dem Aussendungsgottesdienst, keine Angst vor den Muslimen, die nach Deutschland kämen. Er habe mehr Angst vor »lauen« Christen. So seien nur zwölf Prozent der Gemeindemitglieder in den Weihnachtsgottesdiensten gewesen. »Wo sind die anderen?«, fragte er. Wenn es gelinge, dass Christen aktiver seien, »dann wird es auch heller in unserer Stadt.« Nach seinem Rom-Besuch gab er auch hier den Segen von Papst Franziskus weiter, und er wünschte insbesondere einen fairen Wahlkampf im Jahr 2016.

Auf besonderen Wunsch des stellvertretenden Bürgermeisters schrieb der zwölfjährige Matti den Segen sowohl von außen als auch von innen an die historische Tür: »20*C+M+B+16«, »Christus mansionem benedicat, Christus segne dieses Haus im Jahr des Heils 2016«.ek