Mit Strategie ein Unternehmen leiten

Einbeck. Komplexe Managemententscheidungen zu treffen, ohne Gefahr zu laufen, ein reales Unternehmen in den »Abgrund« zu stürzen, das erlebten jetzt Schüler der »Industrie-Unterstufe« der Berufsbildenden Schulen Einbeck. Beim Planspiel »Topsim – EasyManagement« der Firma TATA Interactive Systems aus Tübingen erfuhren sie, was es heißt, Forschung und Werbung zu betreiben, Kalkulationen zu erstellen, Produkte zu entwickeln und Händler zu überzeugen. Abschließend präsentierten sie die Ergebnisse Lehrern und Ausbildern sowie Vertretern der KWS und des Einbecker Brauhauses, die das Planspiel unterstützten.

Analog zu einem Flugsimulator könne man bei dem Planspiel Erfahrungen sammeln, einiges ausprobieren, mal dem »Bauchgefühl« zu folgen oder problemlösende Strategien einsetzen, ohne »richtig abzuschmieren«, erklärte Ulf Scupin, Abteilungsleiter Wirtschaft und Informatik. Um komplexe ökonomische Zusammenhänge im Unterricht aufzuzeigen und um eine entscheidungsorientierte Realitätsnähe zu gewinnen, setze die BBS vermehrt Unternehmenssimulationen ein. Sie bieten den Vorteil, Zielkonflikte in den Entscheidungen, die eine Unternehmensführung mit sich bringe, »hautnah« zu erleben. Wie vielschichtig und eng miteinander verzahnt die verschiedenen Unternehmensbereiche seien, das erfuhren die Schüler bei dem Planspiel, betonten Gaby Groß-Scholz und Jessica Steckel.

Die angehenden Industriekaufleute übernahmen den traditionellen Familienbetrieb »Vallenberg Outdoor GmbH«, der im innovativen Sport- und Freizeitsegment tätig ist. Gegenstand der Simulation waren Entwicklung, Produktion und Vertrieb der hochwertigen Outdoor-Zelte »Expedition«.

Ausgehend von einer Million Euro Jahresumsatz und 9,5 Mitarbeitern mussten die Schüler in fünf Perioden entscheiden – basierend auf Vergleichsdaten der anderen Unternehmen –, wie sie ihr Unternehmen führen. Um in den Bereichen Zielplanung, Umsetzung, Absatzplanung, Preis-, Produkt-, Vertriebs- und Kommunikationspolitik, Auslastungs- und Kosteneffizienz, Bilanzbuchhaltung sowie Gewinn- und Verlustrechnung Entscheidungen zu treffen, waren Beurteilungen der Szenarien, die Analyse von Situationen und Problemen, die kontinuierliche oder variable Strategieverfolgung, das Team-Work, die Auseinandersetzung mit der Konkurrenz sowie die Verfolgung eines Erfolgsplans gefragt.

Team IV mit Julius Giller, Lukas Fuchs, Lea Zechmann und Laura Valenta gelang die Simulation am besten. Sie setzten verstärkt auf Qualität zu moderaten Preisen, Investitionen in den Bereichen Entwicklung, Werbung und Forschung sowie auf leichte Gewinne. Schulden und Kredite vermieden sie. Schwer war, die Konkurrenz zu berechnen und dass getroffene Entscheidungen immer viele Teilbereiche berühren, sagten sie. Vernetztes und vorausschauendes Denken war gefragt. Alle Gruppen absolvierten das Planspiel und die Präsentationen mit Bravour, lobte Scupin. Gut wurden fehlerhafte Entscheidungen und Investitionen reflektiert und in folgenden Spielperioden geändert.

Werner Arzeus, Personal- und Verwaltungsleiter des Einbecker Brauhauses, erläuterte, dass die Schüler bei der Simulation erfolgreich betriebswirtschaftliches Grundwissen gelernt hätten, um die Zusammenhänge, Spannungsfelder, Planungen und Ausrichtungen in Betrieben besser zu verstehen. Er überreichte jedem Schüler als Präsent eine fiktive Aktie des Brauhauses und lud zur Führung durch das Unternehmen ein.Die guten Präsentationen lobte Schulleiter Renatus Döring, sie enthielten viel Wissen und Substanz. Komplexe Zusammenhänge wurden erlebt, prozessorientiert gearbeitet und Einblicke in die facettenreiche Marktwirschaft gewonnen. Groß-Scholz, Steckel und Scupin überreichten den Teilnehmern für die erfolgreiche Absolvierung des Planspiels ein Zertifikat.

Das spielerische Lernen wirtschaftlicher Komponenten gefiel den Schülern, da sie komplexe ökonomische Zusammenhänge samt ihrer möglichen Folgen kennenlernten. Sie bekundeten Interesse, zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Simulation durchzuspielen.mru