Mit Witz und vielen Hits ins Eheglück

Hochzeitsmusical »höchste Zeit« im Bendow-Theater: Gelungener Saisonabschluss vor begeistertem Publikum

Alles dreht sich um die Männer, um die Freude, die sie bereiten, um die Sorgen, die frau ihretwegen hat – aber gut zwei Stunden lang steht kein Vertreter des starken Geschlechts auf der Bühne, abgesehen von den gutgelaunten Musikern der Band, die, als Kellner im Grandhotel »getarnt«, die Darstellerinnen von »Höchste Zeit!« begleiten.

Einbeck. Als letztes Stück der Saison war das Musical von Autor Tilmann von Blomberg, Texter Carsten Gerlitz und Katja Wolff, Inszenierung, jetzt in einer Produktion des Euro-Studios Landgraf bei Einbeck Marketing Events im Wilhelm- Bendow-Theater zu Gast.

Das Publikum wurde mit einem flotten Mix aus bekannten Hits, situationsgerecht neu betextet, Wortwitz und Situationskomik belohnt, die Mitwirkenden Charlotte Heinke, Angelika Mann, Heike Jonca und Nini Stadlmann bekamen von den begeisterten Zuschauern stehende Ovationen. In der Hochzeitssuite eines Grandhotels wird Braut Gaby ein Hochzeitsfrühstück für drei Brautjungfern geben – zunächst ist aber nur ein sprechender, schonungslos ehrlicher Spiegel dort. Die Braut torkelt sturzbetrunken ins Zimmer, sie schläft ihren Rausch aus, während die drei Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, einen perfekten Tag erwarten, mit »Schampus, bis der Arzt kommt«.

Doris ist eine patente, quirlige Hausfrau, die eine fidele Sicht auf die Welt hat, sich aber meist nach dem richtet, was »mein Fritz« möchte. Die Vornehme, Frau Konsul Hagedorn, lebt in Scheidung, die 33-jährige Ehe hat sie desillusioniert, möglicherweise ist »der Richtige« nur »der am wenigsten Falsche«. Die Junge, Tanja, ist mit Anfang 40 ledig, dauerverlobt, Mutter eines Kleinkinds. Sie möchte gern heiraten, aber ihr Freund hat sie noch nicht gefragt, und mit dem Kind macht er ohnehin nichts mehr richtig, was möglicherweise daran liegt, dass sie ein schlimmer Kontrollfreak ist. Aus dem Rausch erwacht, bekommt die Braut kalte Füße. Das soll der schönste Tag des Lebens werden, an dem sie sich fühlt wie Cinderella auf Crack? Der Ehequatsch, meint sie, würde überbewertet. Das Schlimmste aber: Der Bräutigam ist weg, keine Spur von Dietrich.

Während sie die Braut antreiben, sich trotzdem herzurichten, sinnieren die Brautjungfern übers Glück zu zweit, über Viagra für Frauen – »Was soll das machen? Blind?« – schimpfen über Prilblumen und Pissnelken und amüsieren sich über den »Springbrunnen« im Klo. Jede blickt auf ihr eigenes Leben, auf den Stress mit dem Ehemann, dem Fast-Ex-Ehemann, dem Noch-nicht-Ehemann, hadert mit Cellulite, Falten, neuen Hüften, weichen Konturen. Und als wäre das noch nicht genug an Katastrophen, dämmert der Braut, was letzte Nacht passiert ist: Es ging von einer Bar zur nächsten, und am Schluss gab es Sex – möglicherweise mit »Howie«, ebenfalls Gast im Grandhotel, hat er ihr doch gerade eine signierte CD schicken lassen.

Kann, darf, sollte sie Dietrich unter diesen Umständen überhaupt heiraten? Er werde, prophezeihen ihre Ehe-erfahrenen Freundinnen, der Nabel ihrer Welt sein, sie werde sich zwischen Paradies und Höllenschlund bewegen. In den Brautjungfer-Kleidern fühlen sich die Freundinnen wie »angegammelte Lachsschnittchen «, aber da müssen sie durch. Absagen geht nicht, schon aus finanziellen Gründen. Schließlich geschieht das Wunder: Der Bräutigam meldet sich telefonisch, er musste als Mediziner einen Notfall versorgen, und natürlich will er Gaby heiraten, auch wenn sie kein braves Mädchen ist. Auch Tanjas Martin sagt ja, Fritz erklärt sich damit einverstanden, dass Doris ein paar Stunden pro Woche arbeitet, und Frau Konsul bekommt ihre Scheidung, wenn auch erst in sieben Monaten.

Damit wird es »höchste Zeit«, diesmal zum Feiern. Die Handlung wird wunderbar umrahmt von bekannten Hits mit neuen Texten: Chers »Shoop Shoop Song« wird zu »Höchste Zeit«, natürlich gibt es »Howies« »Living next door to Alice«, von der Hochzeitsreise schwärmen sie zu »In the summertime« beziehungsweise »Paradies «, und »Johnny B. Goode« wird zum rockigen »Ich will mehr«. Aus »Maniac« hat Texter Carsten Gerlitz »Wir steh’n am Abgrund« gemacht, »Yes Sir, I can boogie« ist das selbstkritische »Schau mal, du, da hängt was«, und zu »Save your kisses for me« besingen sich die Damen selbstironisch als »Ersatzteillager. »Noch nicht Schicht im Schacht« versichern sie zu »Girls, Girls, Girls«, und bei »Er gehört zu mir« ist das Publikum schließlich endgültig aus dem Häuschen und viele auch von den Sitzen, um stehend zu applaudieren.

Leicht, beschwingt, mit viel Witz, mit einer großartigen, schlagfertigen Besetzung mit viel Spielfreude – die Einbecker Theaterbesucher erlebten einen charmanten Abend. Zu den gut gelaunten Gästen gehörten auch zwei Dutzend Ehrenamtliche des Projekts »Neue Nachbarn« aus dem Bereich Kreiensen, denen Einbeck Marketing Freikarten zur Verfügung gestellt hatte.ek