»Nach Aschermittwoch, Frau Bürgermeisterin, möge die Macht wieder mit Ihnen sein«

31 Tage, bis Aschermittwoch, dauert die Herrschaft der Einbecker Narren über das Rathaus, die sie am Sonnabend errungen haben. Bei der närrischen Schlüsselübergabe auf dem Rathausbalkon rückte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek den Schlüssel bereitwillig heraus.

Einbeck. In einem großen Umzug, mit rund 250 Teilnehmern aus zahlreichen Vereinen hervorragend besetzt, hatten sich die Tollitäten Michael II. und Maria II. mit ihrem Gefolge unter »Einbeck Helaaf!« auf den Weg gemacht – vom Rheinischen Hof über Ostertor, Lange Brücke, Marktplatz, Hallenplan und Marktstraße zum Alten Rathaus. Das Prinzenpaar werde nur zu gern den Stadtschlüssel übernehmen, kündigte Karnevalspräsident Albert Eggers an. Die beiden hätten sich vorgenommen, mit Humor und Frohsinn zu herrschen. »Nach Aschermittwoch, Frau Bürgermeisterin, möge die Macht wieder mit Ihnen sein«, lachte er. Zunächst berichtete Kinderprinzessin Amrei I., was sie sich für diesen besonderen Tag und für die nächste Zeit vorgenommen habe. Endlich an der Macht, rufe sie in Richtung Rathaus: »Husch, husch, packt schnell eure Siebensachen. « Hier sei jetzt ein längerer Urlaub angesagt. Sie wolle alle Kinder in Einbeck nur noch glücklich sehen.

In einer launigen Rede versicherte Prinzessin Maria II., sie und Prinz Michael II. seien für alle Bürger da. Im Rathaus regiere nun der Karneval, und die beiden neuen Regenten freuten sich auf die närrische Zeit. Bis Aschermittwoch entmachtet, wünsche sie den Einbeckern eine fröhliche, ausgelassene Zeit, so Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Sie sollten die Stunden voller Freude nutzen, denn Humor sei wichtig, und Lachen sei Medizin. Sie habe sich nicht allzu sehr gegen die Übernahme gesträubt, räumte sie ein, sondern die Niederlage vorausgesehen, und sie werde ohne Zaudern den Schlüssel herausgeben. Allerdings wolle sie zuvor noch über die vergangenen Wochen plaudern. Im Einbecker Rat habe es einige Narretei gegeben, da packe sie das Grauen. »Ich bin die Bürgermeisterin, holt mich hier raus«, habe sie rufen mögen. Sie fragte, ob der beschlossene Rathauskauf gut überlegt sei – immerhin gehe es um neun Millionen Euro. Äußerlich sei es ein schmuckes Haus, aber wenn man hinter die Fassade schaue, falle das Urteil anders aus. Und einmal wolle sie es noch sagen: Ihr sei der Preis zu hoch. Zum gleichen Preis hätte man ein kleineres und funktionelles Rathaus am ZOB neu bauen können, aber diese Idee sei aufs Abstellgleis geschoben worden. Sie frage, ob die Ratsmitglieder in aller Seelenruhe auch die Hand gehoben hätte, wenn es um ihr privates Geld gegangen wäre statt um das aus der städtischen Truhe – ausgerechnet hier versagte zweimal die Mikrofontechnik.

Es bleibe, so die Bürgermeisterin dann mit ausgewechseltem Mikro, ein bitterer Nachgeschmack. Aber der Beschluss sei getroffen, und sie mache sich das Herz deshalb nicht schwer. Mit Humor würden es die Karnevalisten jetzt besser  machen, und manche komplizierten Sachen könnten nur vom Narrenvolk besser geregelt werden. Während der Regentschaft, so ihre Bitte, sollten sie gut auf den Schlüssel acht geben. Auf der Rathaustreppe verfolgten zahlreiche Mitglieder des Stadtrats den humorvollen Machtwechsel vor einer großen Zuschauerkulisse. Die Schlüsselübergabe, moderiert von Jörg Meister, wurde musikalisch umrahmt von Musik- und Spielmannszügen aus Einbeck, Amelsen und Lauenberg sowie von Michael Beyer. Mit Freibier vom Bierbrunnen konnten die Bürger auf den »Machtwechsel« anstoßen.ek