Ohne Umstieg von Einbeck nach Göttingen

Reaktivierung des Schienenpersonennahverkehrs: Minister und Ilmebahn unterzeichnen Finanzierungsvereinbarung

Rund acht Millionen werden in die Reaktivierung der Schienenstrecke investiert – das freut Verkehrsminister Olaf Lies (Mitte), die Verantwortlichen und den Aufsichtsrat der Ilmebahn, des Landkreises, der Stadt, die Landtagsabgeordneten, den Landes­beauftragten und diejenigen, die sich um das Landratsamt bewerben: (von links) Uwe Schwarz, Dr. Hart-mut Heuer, Christian Gabriel, Jörg Richert, Berthold Lukatsch, Matthias Wunderling-Weilbier, Sebastian Schülke, Karl-Heinz Rehkopf, Hans-Joachim Nehring, Astrid Klinkert-Kittel, Ulrich Minkner, Christian Grascha, Frithjof Look und Dr. Sabine Michalek. Der PS.SPEICHER?wünscht sich, dass der Haltepunkt vor seiner Tür wieder angefahren werden kann.

Einbeck. Im Dezember 2017 soll Einbeck nach 42 Jahren wieder Haltepunkt für den Personen-Nahverkehr auf der Schiene sein. Am vergangenen Mittwoch unterzeichneten der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) und Christian Gabriel, Geschäftsführer der Ilmebahn GmbH, die Finanzierungsvereinbarung für die Planung der Schienenstrecke. Demnach übernimmt das Land für die Planung der Strecke in Südniedersachsen 394.000 Euro, die Ilmebahn GmbH zahlt 56.000 Euro.

Mitte dieses Jahres soll die konkrete Planung vorliegen. Optimistische Schätzungen gehen davon aus, dass der erste Bagger noch dieses Jahr zum Einsatz kommt. Geplant ist, dass die reaktivierte Strecke  ab Dezember 2017 wieder im Stundentakt bedient wird. Zu den Hauptverkehrszeiten ist eine durchgehende Verbindung ohne Umstieg nach Göttingen geplant. Minister Lies: »Durch die Anbindung der Strecke Einbeck – Salzderhelden verbessern wir den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und sorgen für mehr Mobilität unabhängig vom Auto. Außerdem reduziert sich die Fahrzeit deutlich von jetzt zehn Minuten mit dem Bus auf zukünftig vier Minuten mit der Bahn. Solche spürbaren Verbesserungen machen den SPNV attraktiv für Reisende.« Dort, wo ein Bahnhof sei, gebe es auch eine erhöhte Nachfrage, bekräftigte der Politiker.

Die Ilmebahn ist Eigentümer der zu reaktivierenden Strecke. Ende der 1990er Jahre, erinnerte Ulrich Minkner, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Ilmebahn, habe es Überlegungen gegeben, die Strecke still zu legen. Gut sei, dass der Bahnverkehr nun höher geschätzt werde. Minister Lies erklärte: »Ich freue mich sehr, dass von unserer landesweiten Reaktivierungskampagne auch Südniedersachsen profitiert.« Freude auch beim Geschäftsführer der Ilmebahn: »Mit der Sicherstellung der Finanzierung ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Reaktivierung der Ilmebahn erfüllt. Nun kann konkret mit der Planung der Maßnahmen begonnen werden.

Wir sind uns sicher, dass schon bald wieder planmäßig Personenzüge die Kernstadt Einbeck erreichen werden.«Die Investitionen in den Schienenpersonennahverkehr verknüpfte der niedersächsische Minister auch mit einem »Leuchtturm« in der Region Südniedersachsen. Der PS. SPEICHER, der von überregionaler Bedeutung sei, könnte mit der Bahn ­angefahren werden. Die ersten Bäume für die Haltestelle am PS.SPEICHER sind bereits gefällt. Für insgesamt acht Millionen Euro soll die 4,2 Kilometer lange Bahnstrecke komplett erneuert und 2017 wieder regulär in Betrieb genommen werden. Von den Gesamtkosten trägt das Land sieben Millionen Euro aus Regionalisierungsmitteln, der Landkreis Northeim bringt 700.000 Euro und die Stadt Einbeck 300.000 Euro auf. Zum Hintergrund: Das Vorhaben zur Reaktivierung von Bahnstrecken für den Schienen-Personennahverkehr ist im Koalitionsvertrag vereinbart. Das Verkehrsministerium hatte für den Auswahlprozess einen Lenkungskreis ins Leben gerufen. Aus einer Liste von ursprünglich 74 Schienentrassen hatte sich der Lenkungskreis auf eine Reduzierung auf acht Strecken verständigt – darunter Einbeck. Die acht Strecken wurden nach einem für Infrastrukturprojekte bundesweit einheitlichen Verfahren gutachterlich überprüft. Dabei wurden die Investitionskosten dem zu erwartenden, volkswirtschaftlichen Nutzen gegenüber gestellt. Neben den Strecken Salzgitter-Lebenstedt und Salzgitter Fredenberg sowie Neuenhaus-Bad Bentheim hat die Strecke Salzderhelden-Einbeck Mitte den Zuschlag bekommen.

1975 fuhr der letzte Personenzug  auf der Stichstrecke. Die Ilmebahn übernahm die Strecke  und nutzte sie seitdem für Güter- und Ausflugsfahrten. Künftig sollen Regionalzüge bis Salzderhelden pendeln und in der Hauptverkehrszeit bis Göttingen durchfahren.sts