Religion – ein weltweites Phänomen

Ausstellung »Weltreligionen« bis Sonntag, 27. Juli, in Baptistenkirche und Alter Synagoge

Religion ist keine Randerscheinung der modernen Gesellschaft, sondern immer wieder ein zentrales Thema. In dem Maße wie der christliche Glaube an Einfluss verliert, kommen andere Religionen an seiner Stelle: esoterischer Gesundheitswahn, Begeisterung für den Buddhismus oder der Islam als neue politische Kraft.

Einbeck. Religion kommt überall vor, motiviert Engel der Nächstenliebe und Teufel des Terrors, verschenkt sich selber oder verkauft das Heil, ist verfolgt oder mächtig, einflussreich oder unbedeutend - aber präsent in allen Gesellschaften der Erde.

Deshalb lässt sich eine Gesellschaft nicht verstehen, ohne Religionen zu kennen. Die Ausstellung »Weltreligionen«, die bis zum kommenden Sonntag, 27. Juli, in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde sowie in der benachbarten Alten Synagoge in der Baustraße zu sehen ist, will die Vielfalt der Religionen darstellen. Sie lädt ein zum Gespräch, um zu entdecken, was das Leben ausmacht und ob es hinter allen Überlegungen der Menschen tatsächlich einen persönlichen Gott gibt. Kooperationspartner sind die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Einbeck, der Förderverein Alte Synagoge in Einbeck, der Ambulante Hospizdienst Leine-Solling und FIPS Einbeck (Verein für Integration, Prävention und Sozialarbeit). Bis Sonntag können sich Interessierte jeweils von 15 bis 20 Uhr die »Weltreligionen« anschauen. Der Eintritt ist frei. Führungen finden täglich ab 16 und 18 Uhr statt, können außerdem unter Telefon 05561/4503 bei Thomas Klammt vereinbart werden. Weitere Informationen gibt es unter www.weltreligionen-einbeck.de.

Religion ist ein weltweites Phänomen; auf der Weltkarte der Glaubensgemeinschaften gibt es kein Land, in dem nicht irgendeine Religion zu finden ist. In den meisten Ländern, in denen es Religionsfreiheit gibt, konkurrieren verschiedene Glaubensgemeinschaften miteinander. Das Ziel der Ausstellung ist es, respektvoll und fair die großen Weltreligionen vorzustellen und zu erklären, dass zu einer Religion nicht unbedingt ein Glaube an Gott, bestimmte Rituale oder Priester gehören.

»Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Herr«, wie in der Aussage des Kirchenlehrers Augustinus im vierten Jahrhundert wollen die Menschen zur Einung mit Gott streben und die Welt verstehen, erklärte Thomas Klammt, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Einbeck. Menschen brauchen nicht nur Essen und Trinken sowie Haus und Hof, sondern auch Gott, um in Frieden zu leben. Er gibt Halt und hilft, den Sinn des Daseins und die Frage des ewigen Lebens zu ergründen. Wie das in den verschiedenen Religionen geschieht, können Interessierte bei der Ausstellung erfahren.

Frank Bertram, Vorsitzender des Fördervereins Alte Synagoge, teilte mit, dass man mit der Sanierung einen lebendigen Ort der Begegnung schaffen will, der Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und Generationen zusammenführt sowie einen offenen Dialog ermöglicht. Gemeinsam soll respektvoll an die jüdische Vergangenheit gedacht und sich der geschichtlichen Verantwortung gestellt werden. Weiter sei es das Ziel, die frühere Synagoge als einen Ort zu etablieren, der die Lebensfreude der jüdischen Kultur widerspiegele und der ein Ausdruck der Toleranz und Weltoffenheit der Einbecker Bürger sei. Das friedliche Nebeneinander des Judentums, des Islams und des Christentums, nicht nur bei der Ausstellung in der Alten Synagoge, soll stetig weiter gefördert werden, weshalb Bertram sich auch eine Podiumsdiskussion über die Toleranz der drei Weltreligionen bei der Öffnungsveranstaltung der Alten Synagoge wünschte.

Der Verein für Integration, Prävention und Sozialarbeit (FIPS) führe viele Projekte wie »Mama lernt Deutsch«, um mit dem verbindenden Element der Sprache Menschen und die Gesellschaft besser kennenzulernen, andere Religionen zu verstehen sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern, erklärte Vorsitzende Annette Junge-Schweigl.

Annette Hartmann vom Ambulanten Hospizdienst Leine-Solling erläuterte, dass die Religionen überkonfessionell für das Leben, den Glauben und die Frage nach dem Sinn des Lebens, vor allem wenn es sich dem Ende zu neige, wichtig seien. Man habe schon Vorträge zum Umgang mit Tod und Sterben in den verschiedenen Religionen gehabt und beschäftige sich oft mit den Fragen, was Menschen am Ende des Lebens bewegt und berührt, Themen, die auch in der Ausstellung behandelt werden.

Religionen helfen bei der Entwicklung der Persönlichkeit, prägen die individuellen gesellschaftlichen Werte und Normen, deren Identifizierung sowie auch Gesellschaften und Staaten, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Gedanken der Integration, des Verstehens der Beweggründe des unterschiedlichen Handelns und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Ansichten spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Wie es die Jugend in der globalisierten Welt vormache, die mit weniger Vorurteilen aufeinander zugehe, sollten dem Beispiel alle Menschen folgen, um eine zunehmend integrierte Gesellschaft zu bekommen. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern lud sie zur permanenten Neugierde und zum Besuch der Ausstellung ein sowie zum Begegnungsabend am kommenden Sonnabend, 26. Juli, ab 19 Uhr in den Expositionsräumen.

Bei den »Weltreligionen« geht es unter anderem um die Frage, was Religion ist und wie sie entsteht. In einem Rundgang durch 13 Abteilungen werden die großen Religionen der Welt vorgestellt, Hintergründe erklärt und Fragen zu den einzelnen Glaubensrichtungen diskutiert. Es gibt Informationen über Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus sowie über fernöstliche Religionen wie den Konfuzianismus, aber auch über Esoterik-Bewegungen und Säkularismus.

Interessant für die Besucher ist unter anderem die Gegenüberstellung der jeweilis wichtigsten Überzeugungen. Aus der Übersicht wird deutlich, dass in den Religionen zwar oft die Fragen dieselben sind, die Antworten jedoch unterschiedlich, so dass ein friedlicher Dialog und das Befassen mit den ­differierenden Ansichten wichtig sind, um eine ­integrative Gesellschaft zu bekommen und das Miteinander zu fördern.mru