Schwungvoller, walzerseliger Start ins neue Jahr

Smetana Philharmoniker Prag und Solisten: Viel Beifall für Neujahrskonzert im Einbecker Bendow-Theater

Leicht und schwungvoll und mit bekannten Walzer- und Operettenmelodien stimmte der Kulturring Einbeck sein Publikum auf das neue Jahr ein. Beim traditionellen Neujahrskonzert waren diesmal die Smetana Philharmoniker aus Prag unter der Leitung von Hans Richter zu Gast. Mit den Solisten Denisa Neubarthová, Mezzosopran, und Antonio Rivera, Tenor, spielten sie ein spritziges Programm, für das es großen Beifall gab.

Einbeck. »Die Musiker stellen eine geglückte Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Elan dar«, urteilte die Kritik über die Smetana Philharmoniker aus der tschechischen Hauptstadt, und das stellten sie auch in Einbeck unter Beweis. »Einen Abend voll wunderbarer Musik« versprach Dirigent Hans Richter den Theaterbesuchern, verbunden mit einem »Happy New Year« und dem Neujahrsglückwunsch auf tschechisch.

Die Ouvertüre aus »Die schöne Helena« von Jacques Offenbach, uraufgeführt 1864, stimmte auf die kommenden Melodien ein: auf Walzer, Polka, Marsch, auf jede Menge Schwung und Witz. Helena galt als schönste Frau der antiken Welt; ihre Verbindung zum Prinzen Paris führte schließlich zum Trojanischen Krieg, doch soweit kommt es bei Offenbach nicht. Vielmehr schwelgt seine Operette in leichtfüßiger Musik und in Szenen, die der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Gleich mehrfach stand »La belle Hélène« an diesem Abend auf dem Programm: mit der Ouvertüre, mit den Arien »Là vrai, je ne suis pas coupable« und »On me nomme Hélèna la blonde« sowie mit dem Traum-Duett »Ja, ein Traum, schön und mild«.

Als Solistin begeisterte die Mezzosopranistin Denisa Neubarthová, eine Sängerin von Format, die bereits viele internationale Erfolge gefeiert hat. Auch Tenor Antonio Rivera gewann die Herzen des Publikums im Nu mit dem »Wolgalied« aus der Operette »Der Zarewitsch« von Franz Léhar, eine ergreifende Darbietung, die die Einbecker mit viel Applaus quittierten. Mit seiner Partie folgte der in Mexiko geborene Sänger unter anderem legendären Stimmen wie Richard Tauber; er setzte nicht nur die hohen Cs blitzsauber, sondern auch das hohe H: »Er kann’s eben«, erkannte Hans Richter an. Derzeit unternimmt er einen Ausflug ins Musical-Fach: Rivera ist in Hamburg im »Phantom der Oper« zu hören. Gelernt hat er bei den Großen, unter anderem Francisco Araiza oder Peter Schreier.

Léhar, so Maestro Richter, der auch durch das Programm führte, kennzeichne die »silberne« Wiener Operetten-Ära. Eigentlich wollte Léhar als Opernkomponist anerkannt werden – der »Zarewitsch« gebe eine Ahnung davon. Ein weiterer Großer der »silbernen« Operettenwelt ist Emmerich Kálmán, von ihm hatte das Orchester das Lied des Tassilo aus »Gräfin Mariza«, »Wenn es Abend wird«, auf dem Programm, und hier glänzte erneut Antonio Rivera mit seinem Gruß an »die süßen, die reizenden Frauen im schönen Wien«. Mit dem einschmeichelnden Léhar-Walzer »Gold und Silber« endet der erste Teil des Abends, der schwungvoll fortgesetzt wurde: mit der Ouvertüre aus »Orpheus in der Unterwelt« von Jacques Offenbach, 1858 uraufgeführt. Vom schmachtenden Violinensolo bis zum mitreißenden Cancan war alles dabei – und das Publikum ließ sich nicht lang bitten beim Mitklatschen. Mit Werken von Kálmán, Léhar und Johann Strauß setzten die Musiker ihren Neujahrsgruß fort: »Fein könnt auf der Welt es sein« – bei diesem weiteren Lied des Tassilo aus »Gräfin Mariza« unterhielt Tenor Rivera, und »Chacun à son gout«, mit dem Couplet des Orlofsky aus »Die Fledermaus« schloss sich mit Denisa Neubarthová an. »Dein ist mein ganzes Herz«, wer kennt dieses Stück aus »Land des Lächelns« von Franz Léhar nicht, und Antonio Rivera brachte damit dem Besucher zum Träumen.

Mit dem »Walzer aller Walzer«, »An der Schönen, blauen Donau« von Johann Strauß, endete das Programm. Allerdings erklatschte das Publikum noch zwei Zugaben: das zauberhafte Duett »Lippen schweigen« aus »Die lustige Witwe« von Léhar, und als Muss am Ende eines Neujahrskonzerts den Radetzky-Marsch von Johann Strauß Vater. Dabei verließ der Dirigent sein Podium und mischte sich im Theater unter die Gäste – das Orchester, das den ganzen Abend über mit großer Spielfreude agierte, kam hier routiniert allein zurecht. Mit Hans Richter war ein hervorragender Dirigent zu Gast, aber das Genre liegt ihm im Blut: Sein Urgroßvater – mit demselben Namen – hat unter anderem gemeinsam mit Richard Wagner als Dirigent in Bayreuth gearbeitet. Der Ururenkel ist nach einem langen Engagement in Wien nun weltweit tätig: in Tokio ebenso wie in den USA. Die Einbecker konnten mit gefälliger und hervorragend dargebotener Musik einen flotten Start ins neue Jahr genießen – vielleicht ein gutes Omen für Monate mit Schwung und Charme.ek