»Sehnsucht« begeisterte das Publikum

Klaus Hoffmann trat im Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater auf

Einbeck. »Sehnsucht« war das Grundmotiv der Lieder, die Klaus Hoffmann auf Einladung des Einbecker Kulturrings im Wilhelm-Bendow-Theater präsentierte. Den Drang nach innerer und äußerer Freiheit, nach dem Zuhause sein sowie die immerwährende Suche danach, das thematisierte Hoffmann mit großem Charme. Der Abend mit Liedern voller Melancholie und Lebenslust, Erinnerungen an die eigene Jugend und das Heranwachsen sowie süffisante Überleitungen und Hommagen an bekannte Künstler wie Jacques Brel und Charles Aznavour faszinierte das Publikum. Einflüsse, die ihn in seiner 40 Jahre währenden Karriere geprägt haben, stellte er mit Wortwitz dar. Er erzählte zudem Geschichten, in die er komödiantische und tänzerische Passagen einband.

Aufgewachsen in »seinem« ärmlichen Kiez in Berlin sehnte er sich schon früh nach der Weite, wollte aber später aber immer wieder zurück in die große Stadt. Schon früh hatte er das Ziel, auf großen Bühnen zu stehen, jetzt trete er in Einbeck auf, schmunzelte er. Ob erste Verliebtheit, Besuche in Ost-Berlin, jugendlicher Größenmut oder sportliche Erfolge mit hervorschauenden »Liebestötern«, gekonnt verband Hoffmann wie ein Conférencier. Früher sei er mit Haaren bis auf die Schultern und farbenfrohen Outfits samt Styroporjacken und Schlaghosen aufgetreten, das habe sich geändert, so Hoffmann, doch sei er immer noch da, die Sehnsucht treibe ihn weiter an. Dafür war ihm das Publikum dankbar. Als er »Der König der Kinder« anstimmte, das Lied vom Leierkastenmann, das von seinem ersten Album stammt, summten viele mit.

Er erzeugte immer wieder eine poetisch-träumerische Atmosphäre, bestach im Stil eines eleganten Entertainers der »alten Schule« und band das Publikum mit ein. Seine Mutter war Fabrikarbeiterin, sein Vater im Finanzamt tätig, spielte aber abends Geige. Wie das zusammenpasse, verstand er nie, sagte Hoffmann augenzwinkernd. Als er seine erste Gitarre bekam, hatte er die ersehnte Möglichkeit, seinen Drang nach Freiheit auszudrücken so wie im Lied »Wenn die Musik nicht wär«.

Egal ob ältere oder neuere Lieder, Liebeserklärungen an seine Heimatstadt oder Hymnen an seinen Vater, der zu früh starb, Hoffmann berührte und begeisterte. Ob das Anfangslied »Sie sind wieder da« über die Kraniche, die in die Ferne ziehen und doch immer wieder heimkehren, »Für det bisschen Zärtlichkeit« oder alt bewährte Lieder, immer wieder kam er auf die Sehnsucht zurück, musikalisch begleitet am Keyboard und am Flügel von Hawo Bleich.

Mit einer charmanten Portion Theatralik erzählte der Liedermacher, Schauspieler und Autor aus seinem Leben, gespickt mit heiteren Anekdoten. In der persischen Wüste weilte er, in Afghanistan kaufte er mit seinen Freunden vier Pferde, um durch das Land zu reiten, oder verbrachte wie schon seine Eltern Urlaub in Rimini. Er berichtete über Begegnungen mit Charles Aznavour, der mit Würde altere – er sei ein »junger Greis« mit 92 Jahren –, das wolle er auch. Dessen früheres Lied »Orphelin de toi« durfte übersetzt als »Mein Herz ist ein Kind« ebenfalls nicht beim Auftritt fehlen.

Schon früh faszinierte ihn der seine Lieder inbrünstig präsentierende Jacques Brel, doch verstand er die Chansons nicht. Mit der Übersetzung ins Deutsche versuchte er sich ihnen zu nähern, das gelang. Eindrucksvoll zeigte Hoffmann dies mit »Mathilde« und vor allem mit »Amsterdam«.

In Hoffmann brodelt es auch noch nach knapp 50 Alben, der »Grandseigneur des deutschen Chansons« swingt über die Bühne und versprüht Lebensfreude. Ab und zu kommt in ihm der kleine Berliner Junge durch, der sein Glück sucht. Nicht nur Nachdenkliches wie »Habe keine Angst vor mir mein Lieb« aus der »Feuervogel« präsentierte er, sondern sang über »Die einfachen Dinge«, die Zuversicht bringen. In »Mein Weg« thematisierte er, dass selbst bei »jugendlicher« Unvernunft man oft unter einem guten Stern stehe. Dies sollte nach mehr als zwei Stunden eigentlich das letzte Lied des Auftrittes sein, gepaart mit der Aussage »Es fängt alles wieder« an, doch kam Hoffmann nicht um Zugaben herum. Gewünscht und mit Gefühl intoniert sang er »Blinde Katharina«, ein krönender Abschluss eines außergewöhnlichen Konzertes.mru