Shanty-Chor präsentierte Fernweh und Heimweh

Gut besuchte Gala-Konzerte im Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater | maritime und besinnliche Darbietungen

Mit zwei Galakonzerten hat der Einbecker Shanty-Chor am Wochenende sein heimisches Publikum im Wilhelm-Bendow-Theater erfreut. Mit viel Inbrunst boten die Akteure ihr ab­wechslungsreiches Programm dar, die Zuhörer spendeten viel Beifall für die gekonnten und eingängigen Darbietungen.

Einbeck. »Fernweh und Heimweh« lautete das Konzertmotto in diesem Jahr. Beides präge den Seemann, erklärte Vorsitzender Klaus Krüger. Er möchte immer wieder in die Ferne, sehne sich aber auch nach der Rückkehr nach Hause. Ähnlich sei es auch beim Einbecker Shanty-Chor. Das vergangene Jahr brachte den Sängern zahlreiche Auftritte – beispielsweise bei der Sail in Bremerhaven oder auf dem Musikdampfer der Weser. Höhepunkte seien aber stets die Konzerte vor heimischem Publikum.

Vor zunächst maritimer Kulisse startete der Chor mit »Oh Bootsmann«. Passend zum Thema wurde gesungen: »Wir sind frei und fahren zur See«, aber auch die Frage gestellt, »wie weit ist es noch nach Hause?« Es folgte »Uns fehlt der Wind«, »Du kleine Anke« und das Mottolied »Fernweh und Heimweh«. Bei einem Konzertbesuch bei den Matrosen der Schwarzmeerflotte habe man es kennengelernt, erklärte Krüger. Es sei das Schicksal jedes Seemanns, sich jeweils nach dem anderen zu sehnen, dies verdeutliche das Chorlied deutlich.Mit dem bekannten »Hamburger Veermaster« inspirierten die Sänger die Zuhörer zum Mitsummen. »Schiff ahoi, große Fahrt voraus« und »Auch Matrosen haben Heimweh« hieß es im Anschluss, bevor das beliebte »La Paloma« ertönte, das erstmals in Mexiko erklang und fast 150 Jahre alt ist.

Der Sehnsucht mit dem »Traumschiff nach Hawaii« zu fahren folgte »Heimweh nach St. Pauli« sowie der Klassiker der Gruppe »Santiano«, den die Sänger mitreißend und gekonnt präsentierten.

Auf großer Fahrt seien über den Seeleuten »Flaggen am Mast«, die den Weg weisen. »Über uns blauer Himmel«, davon träumen sie, aber auch von der Rückkehr: »Heimat, Deine Sterne«, bekannt aus dem Film »Quax, der Bruchpilot«, oder »Wenn du heimkommst« spiegelten das wider. »Kleine Möwe, flieg nach Helgoland« aus dem Filmklassiker »Auf der Reeperbahn nachts um halb eins« mit Hans Albers wurde ebenfalls im maritimen Teil geboten wie der schwermütige »Abschied vom Meer«.

In den Gesangspausen sorgte Frank Gattermann als »Bauer Frank« für Kurzweil mit viel Humor und Wortwitz. Bei Stammtischgesprächen komme es ihm oft vor, dass schon einige an der Organspende teilnahmen. Hirn wäre oft nicht mehr vorhanden, die Leber als Sondermüll entsorgt. Die Pensionierung sei zuerst wie Urlaub, dann beginne der Stress. Dies nicht nur Zuhause, sondern auch in der »Freizeit«. Wegen vieler Termine habe man die nicht mehr. Als Medikament wäre die Rente verboten, schmunzelte er, sie habe zu viele Nebenwirkungen. Er hielt nichts von Krieg, hinterfragte Vaterlandsliebe, und er wünschte sich bei viel Regen einen jungen Petrus, denn »der alte kann das Wasser nicht mehr halten.«

Griechenland habe das erste Grillverfahren ohne Kohle erfunden, teilte er mit, die Fußball-Oberen näherten sich hingegen dem Boxsport an. Sie haben Nehmerqualitäten und könnten einiges einstecken. Viel Rauch gab es in der Vergangenheit  bei VW und bei Helmut Schmidt, sein Tod war ein großer Schock für die Zigarettenindustrie. Verstärkt suche die nach neuen Absatzmärkten. »Merkeln« oder »chillen«, Wörter aus der Jugendspreche, seien für ihn so unverständlich wie einige Dialekte. Plattdeutsch verstehe er, sächsisch oder kölsch hingegen nicht. Lieber kaue er Apfelkerne, denn die stärken die Intelligenz, war er überzeugt.

Gern lade man sich hochkarätige Gäste zu den Galakonzerten ein, sagte Krüger, dieses Mal das Akkordeon-Orchester aus Gerzen bei Alfeld. Unter Leitung von Hartmut Möhle präsentierten die Musiker einen Einblick in ihr großer Repertoire. Einem Potpourri aus verschiedenen Kompositionen folgten ein eingängiger Tango, »Happy Swing«, »La Paloma«, »Aloha he« und der bekannte Shanty »Meine Heimat ist das Meer«. Viel Beifall erhielt das Orchester.

»Kommet ihr Hirten«, mit dem traditionellen Weihnachtslied eröffneten die Shanty-Sänger den besinnlichen Teil. »Eine Weihnacht wie’s früher war« wünschten sie sich, bevor sie sich mit »Zu Hause brennt ein Lichterbaum« mit der Sehnsucht derer befassten, die weit weg sind von Zuhause. Besinnlich, ruhig und zum Nachdenken anregend war »Auf Weihnachtshafenwache« sowie faszinierend die Interpretation von Leonard Cohens »Hallejuja« und des maritimen Weihnachtsliedes »St. Niklas war ein Seemann«

Aus dem Chor, geleitet von Hans-Joachim Decker, der auch am Bass für den richtigen Rhythmus sorgte, traten als Solisten Horst Rosenberger, Friedel Nagel, Willi Kass, Stephanie Johanns-Gläser, Peter Nickisch und Siegfried Sobotta hervor. Begleitet wurden die Sänger von Wolfgang Hengst, Bernd Kirchner und Marianne Malmedy am Akkordeon.

Mit »O Tannenbaum« verabschiedete sich der Shanty-Chor zusammen mit dem Akkordeon-Orchester, die Zuschauer bedankten sich mit viel Beifall für fröhliche, unterhaltsame und besinnliche Stunden.mru