Spaß und Begeisterung sind Motor fürs Lernen

Mitgliederversammlung der Lebenshilfe | Vorstellung von Anette Binder und Ditmar Hartmann

Einbeck. Zur Lebenshilfe in der Fröbelstraße gehört das Pädagogisch-Therapeutische Förderzentrum (PTZ), das Kinder und Jugendliche, insbesondere auch mit Behinderung, fördert und begleitet. Das PTZ ist 2009 aus den Heilpädagogischen Förderstätten der Lebenshilfe Einbeck hervorgegangen und trägt seine diversen Teileinrichtungen nun als gemeinnützige GmbH. Es werden zur Zeit eine Mobile Frühförderung, ein Heilpädagogischer Kindergarten, ein Sprachheilkindergarten, die staatlich anerkannte Tagesbildungsstätte »Ilmeschule« und mehrere therapeutische Praxen unterhalten. Rund 350 Kinder und Jugendliche werden mobil, ambulant oder teilstationär in den Einrichtungen von etwa 110 Mitarbeitern betreut.

Bei der Mitgliederversammlung der Lebenshilfe blickte die Vorsitzende Dr. Isolde Zinser-Schulz auf ein arbeitsreiches Jahr zurück. Gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen der Lebenshilfe mit einer offiziellen Feier, dem Tag der offenen Tür und der ­Ehrung von Mitgliedern sowie einer neuen Info-Broschüre. Das PTZ war zudem am bundesweiten Vorlesetag beteiligt, und es wurde das neue Therapiehaus eingeweiht. Zinser-Schulz dankte allen, die die Lebenshilfe unterstützt haben, besonders auch Geschäftsführer Rüdiger Ernsting, Margarete Schmitz-Salue und Ralf Herbst.

Deutlich gesteigert wurden von zehn auf zwölf die Gruppen im heilpädagogischen Kindergarten. Sieben Klassen mit 53 Kindern werden in der Tagesbildungsstätte beschult, drei Gruppen gibt es im Sprachheilkindergarten, vier Gruppen werden es ab Oktober sein. 129 Kinder werden in der Frühförderung betreut.Da die Lebenshilfe Gründungsmitglied in der Harz-Weser-Stiftung ist, wird sie jedes Jahr mit Spenden bedacht – diesmal waren es 3.000 Euro, die in eine Bühne für den heilpädagogischen Kindergarten investiert werden. Noch nicht geklärt ist, wofür das erworbene Kirchengrundstück in der Sophienstraße genutzt wird. Zudem erinnerte Dr. Zinser-Schulz an den ersten Besuch von L’Arc-en-Ciel, einer Thiaiser Einrichtung, die der Lebenshilfe einen Besuch abstattete. Eine Einbecker Delegation hat jetzt beim Thiaiser Gärtnerfest Bratwurst und Getränke verkauft, der Überschuss in Höhe von 1.000 Euro kommt L’Arc-en-Ciel zugute.

Dass die finanzielle Lage des Vereins geordnet ist, stellte Schatzmeister Stefan Beumer fest. Man könne zuversichtlich in die Zukunft blicken. Entlastung wurde erteilt.

Ditmar Hartmann ist seit April Geschäftsführer der Harz-Weser-Werkstätten Osterode. Er schilderte die Vielgestaltigkeit der Harz-Weser-Werkstätten mit ihren mehr als 20 verschiedenen Einrichtungen in den Bereichen Arbeit, Bildung, Wohnen und ­Tagesstruktur, mit denen man passgenaue Lösungen für die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung anbieten kann. Der studierte Theologe und Betriebswirt erklärte, dass die Harz-Weser-Werkstätten sehr gut aufgestellt seien, Anerkennung zollte er den engagierten Mitarbeitern. Mit der Agenda 2020 will er festlegen, welchen Weg die Harz-Weser-Werkstätten künftig einschlagen sollen. Für die Harz-Weser-Werkstätten in Dassel war er zuversichtlich, dass nach dem Großbrand im vergangenen August nun die Versicherungsfragen geklärt werden und mit einem Neubau neue Ideen umgesetzt werden können. Entstehen soll voraussichtlich ein zweigeschossiger Nutzbau mit »einladendem Charakter«. Mit der Fertigstellung sei im Sommer 2016 zu rechnen.

Vanessa Hahmann-Meister berichtete vom ­ambulant unterstützten Wohnen. »Ambulante Betreuer sind Alltagsbegleiter«, umriss sie das Tätigkeitsfeld. Im Raum Dassel-Einbeck  werden zurzeit rund 60 Klienten betreut, darunter immer mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen und Jugendliche.Rainhard Gähler, Bereichsleiter Wohnen bei den Harz-Weser-Werkstätten, sprach sich dafür aus, dass der Hilfebedarf ausreichend finanziert werden müsse. Mit ambulanten Wohnformen habe man gute Erfahrungen gemacht, erklärte er, wenngleich es auch die Wohnheime weiter geben werde. Einstellen müsse man sich künftig auf die Zielgruppe junger Menschen.

Der Sprachheilkindergarten »Plapperschlange« ist eine Einrichtung für sprachentwicklungsver­zögerte Kinder. Angenommen werden hier Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren, die zum Beispiel Wörter nicht richtig aussprechen können. Die pädagogische Arbeit erfolgt in Kleingruppen, ergänzt durch Logopädie und Ergotherapie. Die Gesamtpersönlichkeit des Kindes steht im Vordergrund, da Sprache nicht isoliert betrachtet werden kann. Gearbeitet wird nach einem ganzheitlichen Förderansatz. Neue Leiterin des Sprachheilkindergartens ist Anette Binder. Sie erklärte, dass man die Ressourcen und Stärken der Kinder in den Blick nehme – immer mit »Spaß und Begeisterung« –, denn das sei der Motor für das Lernen. Sie kündigte eine Lern-Werkstatt für forschendes Lernen an, und es soll eine Spielkiste eröffnet werden, in der sich Eltern Spiele ausleihen und mit ihren Kindern zu Hause testen können.sts