Superintendent Behrends verabschiedet sich

Rückblick auf Gelungenes und weniger Geglücktes | Kirche ist im Landkreis eine »anerkannte Größe«

Mit 66 Jahren ist Schluss: Superintendent Heinz Behrends verabschiedet sich in den Ruhestand. Nach zehn bis 15 Jahren in einer Führungsposi­tion müsse Schluss sein, meint er. Auch, wenn er nicht ausgelaugt sei, so weiß er doch, dass er »die Energie für ein neues großes Projekt« nicht mehr hat: »Da müssen andere ‘ran.«

Einbeck. Im Februar 2001 hat Behrends den Dienst als Superintendent angetreten. Zunächst musste er aus den drei Kirchenkreisen Einbeck, Uslar und Northeim einen formen. »Wir haben relativ schnell zusammen gesessen«, und es entstand der Kirchenkreis Leine-Solling. Mitgliederschwund – die Zahl sank von 75.000 auf 62.000 – und Geldmangel zwangen zum Handeln. Ausweg waren Fusionen, allerdings seien die nur freiwillig machbar, ist sich Behrends sicher. Die Pastoren sollten mit weniger Körperschaften zu tun haben, gleichzeitig aber sollten die Kirchen als Wahrzeichen Gottes erhalten bleiben. Das sei gelungen. »Größter Wurf« in diesem Zusammenhang ist für ihn die Gründung der Kirchengemeinde Einbeck, in der sich vier Gemeinden zusammen geschlossen haben. Gern erinnert sich Behrends an die Themenjahre zum »Abendmahl« oder zur »Taufe«. Die Gründung von Stiftungen – immerhin zwölf – sei zur rich­tigen Zeit erfolgt. Froh ist der Superintendent auch, dass die Jugendkirche auf den Weg gebracht werden konnte und die »Grundstimmung der Mitarbeiterschaft in der Pfarrkonferenz gut« sei.

Das mag auch an seinem Kommunikationstalent liegen. Behrends ist ein Mann des Wortes, ihm liegt das Predigen, er schreibt Bücher, formuliert den eigenen und wohl einmaligen Pressedienst, spricht für den Norddeutschen Rundfunk geistliche Worte und setzt damit Impulse. Eine angenehme und angemessene Gesprächssituation zu schaffen, diese Gabe hat Behrends immer wieder bewiesen – auch bei der Moderation durchaus strittiger Themen. »Kirche ist in der Öffentlichkeit des Landkreises eine anerkannte Größe«, stellt er fest.

Für die Zukunft des Kirchenkreises freut sich Behrends, dass in der Zukunft, also bis ins Jahr 2020, erst einmal nicht gespart werden müsse. Als viel größere Herausforderung sieht er den anstehenden Personalmangel. Der sei schwerer zu bewältigen als der Geldmangel. Pfarrstellen im hiesigen Bereich müssten attraktiver werden, den Pastoren müsse man ein angemessenes Verhältnis von Arbeits-, Frei- und Familienzeit eröffnen. Denn »Lebensqualität« sei das, was gewünscht werde.

Als weniger gelungen in seiner Amtszeit bezeichnet er das Fundraising-Projekt, das als Instrumentarium für den ländlichen Raum noch nicht ge­griffen habe. Zudem hätte er sich einen Verband für die Kindertagesstätten gewünscht. Die Bewertung der Fehler seiner Amtszeit überlässt er aber lieber anderen, den Nachfolgern. Das Arbeitspensum des Superintendenten war groß, er schätzt es auf eine 70-Stunden-Woche. Aber »wenn Arbeit Spaß macht, ist das kein Stress«. Selbst Pflichtaufgaben habe er – wie alles andere – »mit Lust« erledigt. Ihm habe es immer Spaß gemacht, »sich in der ­Kirche zu tummeln«. Der »Spezialist für Predigten« habe dabei den ländlichen Raum bevorzugt, denn da war er näher dran an den Menschen. Die letzte Predigt in Einbeck hält Behrends am Sonntag, 31. August, in der Münsterkirche St. Alexandri. Er legt »Nathan, der Weise« aus.

Im September hat er die Bürgermeister noch zur Konferenz gebeten. Ihnen will er unter dem Motto »Das Licht kommt vom Dorf« einiges mitgeben. Verabschieden wird sich Behrends am 14. September mit einem Gottesdienst in St. Sixti in Northeim. Bei der Verabschiedung im Anschluss soll aber das Gespräch – und nicht Grußworte – im Mittelpunkt stehen.

Im Ruhestand, der Behrends wieder in sein Haus in Nikolausberg bei Göttingen zieht, will er den neuen Zeittakt ge­nießen. Die sechs Enkelkinder werden ihn vorgeben. Er will Orte und Menschen besuchen, die er lange nicht ge­sehen hat, Bücher schreiben, viel lesen. Und er hofft, dass sich sein Zuhause als »Forum für viele Gespräche« entwickelt. Seine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender im Krankenhaus Weende und in Neu Mariahilf wird er weiter ausüben. Und für Einbeck hofft er, dass bald die Entscheidung bezüglich des Gemeindezentrums am Stiftplatz fällt, »denn das ist ein sehr gutes Projekt«.

Über den Nachfolger von Superintendent Behrends entscheidet der Kirchenkreistag am 21. Oktober. Die Stelle wird frühestens zum Februar 2015 wiederbesetzt sein.sts