Theater-AG der Löns-Realschule spielt »Schattenwelten«

Einbeck. Nach weit mehr als einem halben Jahr Vorbereitungszeit steht sie wieder auf der Bühne: die Theater-AG der Löns-Realschule Einbeck. Sie spielt das Schauspiel »Schattenwelten« ihres Leiters, des Lehrers, Autors und Regisseurs Rolf-D. Bartels. Am kommenden Mittwoch und Donnerstag, 20. und 21. Mai, beginnt die Vorstellung jeweils um 19.30 Uhr im Kellerfoyer der Realschule, Hubeweg. Auf der Bühne ist das Mobiliar einer Schulklasse aufgebaut. Es ist ein Tag wie jeder andere. Und es ist eine ganz normale Schulklasse, in der Art, wie es vermutlich viele gibt. Und doch: Kein Schüler ist wie der andere.

Es gibt den Angeber, den Sympathieträger, den Faszinierenden. Auch die Schülerinnen gleichen sich nicht. Die Vergessliche ist da, die Alleswisserin, die Bekiffte, die Mobberin, die Rechthaberin. Es wird gespottet, gealbert, gelacht; es wird angegriffen, im Spaß oder mit böser Absicht, und sich verteidigt. Sympathie und Antipathie werden verteilt, in sich ständig ändernder Menge. Kurz: Es geht ganz und gar menschlich zu, freundlich und giftig, verliebt und eifersüchtig, großzügig und kleinherzig. Schüler verstehen sich und verstehen sich nicht, sie achten und verachten sich, finden sich toll, aber auch gräulich und abscheulich. Sie sind eben nur Menschen. Die Lehrerinnen sind ebenfalls nur Menschen. Sollen sie ausschließlich die Leistungselite der Schule fördern  Sehen sie sich in der Verpflichtung, ihren Stoff durchzuziehen  Werden sie auch mit unvorhergesehenen Ereignissen fertig  Setzen sie sich durch  Sollen sie sich um die persönlichen Belange der Schüler kümmern  Können und schaffen sie das  Hat das überhaupt einen Sinn  Die Theater-AG versucht, Schule darzustellen, nicht speziell die Löns-Schule, eher eine Irgendwo-Schule.

Damit kommt sie der Wirklichkeit von Überall näher. Sie will humorvoll übertreiben und die Situation dadurch verzerren: So wird Theater daraus. Aber was ist eigentlich, wenn ein Tag kommt, der alles verändert in dieser Irgendwo-Schule  Wenn Ereignisse hochkochen, die besser im Verborgenen geblieben wären  Oder ist es gut, wenn sie ans Licht kommen  Wenn für jemanden Albträume zur Wirklichkeit werden, die so schrecklich sind, dass man sie nicht einmal träumen möchte  Wenn die Wirklichkeit selbst zum Albtraum wird  Wenn Illusionen zusammenbrechen  Wenn die Flucht in Drogen eine Rolle spielt  Wenn ein Mädchen gar nicht mehr im Unterricht auftaucht  Wenn die eigene Familie versagt  Werden die ganz normalen Menschen – Schüler, Lehrkräfte – damit fertig  Können und schaffen sie das  Wo finden sie einen Sinn  Die Schüler der Theater-AG wussten, dass sie sich mit »Schattenwelten« viel vorgenommen hatten.

Sie haben kämpfen müssen: mit Bartels’ Text, der sich immer mal wieder sperrte, weil er nicht in Alltagssprache geschrieben ist, mit sich selbst, als sie Schwierigkeiten hatten, rechtzeitig mit dem Lernen zu beginnen oder sich in die Rolle einzufühlen, mit denen, die glaubten, die Arbeit sei weniger belastend, wenn sie einfach bei Proben wegblieben, mit technischen Pannen, mit Helfern, die ihre Hilfe plötzlich einstellten, mit einem gelegentlich schlecht gelaunten Regisseur. »Können und schaffen wir das überhaupt« , fragten sie sich. Allen Zweifeln zum Trotz ist das Stück fertig geworden. »Es ist uns gelungen, uns selbst in den Griff zu bekommen, wir haben Helfer gehabt, die sich freiwillig aufopferten, haben ein Gefühl für unsere Gemeinschaftsleistung bekommen, den Eindruck, dass es sich lohnt«, so Rolf-D. Bartels. Der Theatermann, der in Einbeck auch durch die Gruppen »Amanti« und »Crème frech« bekannt ist, hat das Stück in einer etwas anderen Fassung schon einmal aufgeführt, als er 2004 zum ersten Mal mit der Theater-AG zusammengearbeitet hatte. Er hat es gründlich überarbeitet und der Gegenwart, aber auch den Möglichkeiten der Mitwirkenden angepasst.

Das Kellerfoyer wird um 19 Uhr geöffnet; die Mitwirkenden freuen sich auf viele Besucher.oh