Viel Arbeit, aber auch viel Freude

Erika Röpke begleitet eine syrische Flüchtlingsfamilie über »Neue Nachbarn«

Einbeck. Die Arbeit macht Freude, und es gibt Anerkennung: »Erika good.«: Erika Röpke hat eine Patenschaft für eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien übernommen. Derzeit ist sie nahezu täglich bei der siebenköpfigen Familie, um sie durch den Alltag zu begleiten und Eltern und Kindern mit dem Leben in Deutschland vertraut zu machen. Freiwillige Helfer wie sie werden dringend gesucht bei den »Neuen Nachbarn«, dem Flüchtlingshilfeprojekt des Diakonischen Werkes in Einbeck.

Seit Mitte April, dem Start von »Neue Nachbarn«, seien 113 Flüchtlinge in Einbeck und den Ortsteilen angekommen und untergebracht worden, berichtet Koordinatorin Zsuzsanna Bényei-Büttner. Sie würden von Ehrenamtlichen begleitet. Viele Freiwillige hätten sich dazu schon bereiterklärt, aber weitere Helfer seien sehr willkommen. »Die schönste Aufgabe ist eine Patenschaft, wie Frau Röpke sie übernommen hat.« Im vergangenen Sommer hat die Einbeckerin sich bereiterklärt, ehrenamtlich Flüchtlingsarbeit zu leisten und sich über das Diakonische Werk für »Neue Nachbarn« registrieren lassen. Im Ruhestand – lange war sie im Studienkreis tätig – wollte sie noch eine sinnvolle Aufgabe übernehmen. Vor gut zwei Wochen kam dann »ihre« Familie nach Einbeck: Vater, Mutter und fünf Kinder aus Syrien. Gerade am Anfang, darauf hat Zsuzsanna Bényei-Büttner sie auch vorbereitet, ist die Betreuung mit einem großen zeitlichen Aufwand verbunden, aber nach der »Pflicht« wird es einfacher, dann stehen auch eher die schönen Dinge an.

Als sie erfahren hat, dass sie eine große Familie »an die Hand nehmen« wird, hat Erika Röpke einen Kuchen gebacken, einen Picknickkorb gepackt und sich vorgestellt. Und die Chemie zwischen beiden Seiten hat gestimmt. Sprachlich gibt es noch erhebliche Barrieren, die Neuankömmlinge sprechen kein deutsch und nur ganz wenig englisch, aber gegenseitige Sympathie wird deutlich: »Erika good«, versichern Hanan Al-Ibrahim und Zaki Al-Haj, und »I love my family« bekommen sie von ihrer Patin zurück: »Wir mögen uns«, stellt sie fest. Mit einer deutsch-arabischen Handy-App behilft sie sich, und ganz viel Übersetzungsarbeit leistet auch Helva Ramo, wenn es beispielsweise darum geht, Termine zu klären. Ab dem 14. Dezember nehmen die Erwachsenen an einem Deutschkurs der Kreisvolkshochschule teil. »Brille« war eines der ersten deutschen Wörter, das sich die Syrer angeeignet haben: Erika Röpke braucht sie beim Blick aufs Handy und auf die Unterlagen.

Zur Familie gehören neben Vater Zaki und Mutter Hanan fünf Kinder im Alter von 15, 13, 12, acht und sechs Jahren, vier Mädchen und Ahmad, der Jüngste. Die vier Jüngsten gehen in die Schule, die 15-Jährige wartet darauf, dass noch im Dezember eine weitere Sprachlernklasse an der Berufsschule eingerichtet wird.Die Familie kommt aus Damaskus. Dort hatte Zaki einen Foto-Shop; die Erinnerung ist schmerzlich. Hanan hat dort mitgearbeitet und außerdem Haare geschnitten.

Mit vier Kindern ist sie mit Flugzeug, Schiff, Bus und zu Fuß auf die Flucht gegangen. Er hat sich mit dem Sohn auf einer anderen Route auf den Weg gemacht. Ziel war Deutschland, wo sie sich nach wochenlanger Flucht im Aufnahmelager Bramsche wiedergefunden haben. Für die ersten zwei Wochen in Einbeck war eine umfangreiche Liste abzuarbeiten, beispielsweise die Anmeldungen an der Geschwister-Scholl-Schule mit Anträgen zur Teilnahme am Ganztagsschulprogramm und am Mittagessen. »Die Schule gefällt den Kindern« berichtet Erika Röpke, den Schulweg hat sie die ersten Tage begleitet. Eine schöne Wohnung hat die Familie in Einbeck gefunden; für die Ausstattung sorgt der Landkreis, und da gibt es im Moment noch eine Wartezeit für Betten und Schränke, aber das wird sich regeln, eventuell auch über die »Neuen Nachbarn«.

Das Lager für Hilfsgüter haben sie ebenfalls schon besucht und weitere Ausstattungsgegenstände bekommen, und Erika Röpke hat sich mit den Eltern in die Schlange an der »Tafel« gestellt. Ein großer Wunsch, ein Fernseher, hat sich bereits erfüllt; für die nächste Zeit möchte die Familie auch einen Tannenbaum im Haus aufstellen – der deutsche Brauch gefällt allen. Mit der Nachbarschaft haben die Neu-Einbecker schon Kontakt geknüpft, beispielsweise zu einer weiteren Syrerin, die seit einigen Monaten hier lebt.

Für jedes Familienmitglied hat Erika Röpke eine kleine Akte angelegt. Das wichtigste Dokument ist die BüMA, die Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender, ausgestellt in Bramsche. Das ist beispielsweise die Grundlage für die Eröffnung eines Kontos.

»Die Aufgabe macht mir viel Spaß, und das ist eine sehr nette Familie«, ermuntert die Ehrenamtliche weitere Interessierte, sich für diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen. Ihre Eltern seien nach dem Krieg selbst Flüchtlinge gewesen, und sie hätten viel über die damalige Aufnahme erzählt. Sie habe sich vorgenommen zu helfen, um jemandem einen besseren Start zu ermöglichen. Wer sich vorstellen könnte, ebenfalls eine Patenschaft ober Begleitung zu übernehmen, kann sich direkt bei Zsuzsanna Bényei-Büttner melden: buettner@diakoniestiftung-einbeck.de.ek