Beeindruckend, spannend, spaßig:

Viel Beifall für Premiere im Zirkus Charles Knie

Ein begeistertes Premieren-Publikum beim Zirkus Charles Knie: Gestern Nachmittag hat mit dem Gastspiel auf dem Einbecker Festplatz die neue Saison begonnen, und die Zuschauer haben die abwechslungsreiche Mischung aus Show und Artistik, aus Tierdressuren und Spaß genossen. »Manege frei« hieß es unter der 13 Meter hohen Zir­kuskuppel, und gut zwei­einhalb Stunden ließen sich die Besucher mit­nehmen und einfangen von der besonderen Atmosphäre eines Zirkus.

Einbeck. Atemberaubend nach der Begrüßung durch das Ballett schon der Auftakt mit Nicol Nicols: Der Spanier drehte auf dem Drahtseil Pirouetten, sprang mit dem Seil und durch einen brennenden Ring und schlug Vorwärts- und Rückwärtssalti. Die Vielfalt exotischer Tiere zeigte Marek Jama. Kamele, Zebras, Lamas, Pferde und Rinder drehten ihre rasanten Runden durch die Arena; für die größte Überraschung sorgten immer wieder die Kleinsten, beispielsweise die Strauße, die zwischen den geschmückten Vierbeinern umher flitzten, oder das Känguru, das mit einem großen Satz über ein Hindernis hüpfte. Die Mischung macht’s bei Charles Knie, und so konzentrierte sich nach der »tierisch« gefüllten Arena die Aufmerksamkeit auf Priscilla Errani: Noch einer, noch einer und noch einer:?Bis zu 30 Hula-Hoop-Reifen ließ sie nach einer Spinnen-Choreographie um ihren Körper tanzen. Ihren temperamentvollen Tango vom Boden setzten sie in der Luft fort:

Ives und Ambra zeigten eine außergewöhnliche Luftnummer an Strapaten, langen Tüchern, die von der Kuppel herunter gelassen wurden und an denen sie sich emporheben ließen, um in der Höhe artistische Figuren zu zeigen. Auf dem Rücken der Pferde liegt manches Glück, auch das von Marek Jama: Bei seinem zweiten Auftritt, einer Freiheitsdressur, holte er edle Friesen und temperamentvolle Araber in die Manege, denen die Mini-Ponys fast die Show stehlen konnten. Als ob sie die Schwerkraft überwinden: Die Flugartisten »Flying Costa« aus Brasilien ließen die Zuschauer unterm Trapez mitfiebern bei Sprüngen und Würfen, Salti und dem dreifachen Salto Mortale, der für begeisterten Beifall sorgte. Mit dem »König der Tiere« und seinen Freunden gehörte die Manege zum Auftakt des zweiten Teils. Bei Tom Dieck junior fauchten in der gemischten Raubtiergruppe Löwen, Tiger und zwei mächtige Liger, eine Paarung von Löwe und Tiger. Der junge Tierlehrer, Bronzener Preisträger in Monte Carlo, zeigte eine spannende Dressur, und die Tiere beeindruckten durch Größe und Eleganz. Rasante Geschwindigkeit bestimmte den Auftritt des Duos Medini. Die italienischen Rollschuhathleten zeigten, welch mitreißendes Tempo man aus den kleinen Rollen herausholen kann. Als talentierte Artisten erwiesen sich die Seelöwen Kulus und Steffi in einer Dressur mit Marek Jama. Sie können jonglieren und balancieren und scheuen auch die spielerische Auseinandersetzung mit dem »Chef« nicht, immer gierig auf ein Fischhäppchen zur Belohnung. Mit Bällen, Keulen, Bumerangs, die dicht über die Köpfe der Zuschauer hinwegsurrten, und Hüten zeigte Jongleur Yves Nicols seine Kunst, temporeich und treffsicher. Sechs »Damen« führte Elvis Errani bei seinem Elefantenballett in die Manege:?Baby, Mala und Jumba folgten ihrem Meister aufs Wort, sie ließen sich zu einer synchronen Darbietung anleiten, die zu Recht in Monte Carlo mit dem Bronzenen Clown gewürdigt wurde.

Beim Gang über die Begleiterinnen wurde auch das Feingefühl unter Beweis gestellt. Während in der Manege jeweils die Requisiten für die nächsten Künstler parat gelegt werden, sorgte César Dias für humorvolle Unterhaltung. Der Gewinner des Zirkusfestivals in Budapest bezog das Publikum gekonnt mit ein, lud zum Western-Showdown und zum Tell-Schießen, glänzte als Musiker auf der singenden Säge und verstrickte sich in der eigenen, für die Zuschauer urkomischen Ungeschicklichkeit. Die Show wurde rund durch themenbezogene Auftritte des Balletts, durch aufwendige Lichteffekte und natürlich durch die Begleitung durch ein achtköpfiges Live-Orchester unter der Leitung von Volodymir Kozachuk. Das Programm lebt von vielen klassischen Elementen, die Zirkus ausmachen.

Es setzt aber auch auf Überraschungen, und immer wieder gab es staunendes »Ah« und »Oh«, atemlose Stille und begeisterten Beifall. Das Schlussbild, das Finale aller Mitwirkenden unter einem großen Zirkus-Charles-Knie-Ballon, fand, wie die gesamte Show, den verdient starken und langen Applaus.ek