Weltgebetstagsland 2016 ist Kuba

»Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf« | Gottesdienst am 4. März

Im Jahr 2016 ist Kuba das Schwerpunktland des Weltgebetstags. Der bevölkerungsreichste Inselstaat der Karibik steht im Zentrum, wenn am Freitag, 4. März, rund um den Erdball Weltgebetstag gefeiert wird. Dessen Gottesdienst­ordnung »Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf« haben über 20 kubanische Christinnen gemeinsam verfasst.

Einbeck. In Einbeck wird der Weltgebetstag seit 1948 gefeiert, und so hat auch dieses Jahr eine Gruppe von Frauen aus allen christlichen Gemeinden Einbecks unter der Leitung von Karin Augustin diese Liturgie teilweise übernommen. In regelmäßigen Treffen im Gemeindezentrum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Einbeck wurde der Gottesdienst geplant und geprobt. Zusammen mit Ernährungsberaterin Dr. Marianne Stieger wurden Rezepte der kubanischen Küche nachgekocht und in geselliger Runde probiert.

Von der »schönsten Insel, die Menschenaugen jemals erblickten« soll Christoph Kolumbus geschwärmt haben, als er 1492 im heutigen Kuba an Land ging. Mit subtropischem Klima, langen Stränden und ihren Tabak- und Zuckerrohrplantagen ist die Insel ein Natur- und Urlaubsparadies. Seine 500-jährige Zuwanderungsgeschichte hat eine kulturell und religiös vielfältige Bevölkerung geschaffen. Von den rund 11,4 Millionen Einwohnern bezeichneten sich 64,1 Prozent als »Weiße«, 26,6 Prozent als Mestizen sowie 9,3 Prozent als »Schwarze«. Da viele eher dunkelhäutige Kubaner Wert darauf legen, zu den »Weißen« gerechnet zu werden, sind diese Angaben umstritten. Nach der Revolution von 1959 wurde Kuba ein sozialistischer Staat, es folgte eine jahrzehntelange Isolierung der Insel – samt von den USA verhängter Blockade. Anfang der 1990er Jahre brach die Sowjetunion zusammen, die Kuba durch Waren und Finanzhilfe unterstützt hatte. Der Karibikstaat erlebte eine tiefe wirtschaftliche und soziale Krise. Seitdem wächst die wirtschaftliche Ungleichheit, das lange Zeit vorbildliche Bildungs- und Gesundheitssystem ist gefährdet.

Seit der Revolution sind Frauen und Männer rechtlich gleichgestellt, Kuba gilt hier international als Vorbild. Im privaten Alltag jedoch klaffen Ideal und Wirklichkeit oft himmelweit auseinander, und es herrschen patriarchale Rollenbilder des Machismo vor. Die meist Vollzeit berufstätigen Kubanerinnen sind oft allein verantwortlich für Haushalt, Kinder und die Pflege Angehöriger. Die Folgen des gesellschaftlichen Umbruchs treffen sie besonders hart.

Offizielle Zahlen zur Religionszugehörigkeit gibt es nicht. Der Großteil der kubanischen Bevölkerung ist römisch-katholisch, daneben gibt es zahlreiche protestantische Konfessionen sowie jüdische und muslimische Gemeinden. Eine wichtige Rolle im spirituellen Leben vieler Menschen spielt die afrokubanische Religion Santería. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung und Isolation ist Kuba seit 1992 ein laizistischer Staat mit Religionsfreiheit und mehr Spielräumen für die Kirchen.

Kubanerinnen feiern den Weltgebetstag schon seit den 1930ern, an der Liturgie 2016 waren unter anderem baptistische, römisch-katholische, quäkerische, apostolische sowie Frauen der Heilsarmee und der Pfingstkirche Christi beteiligt. In ihrem zentralen Lesungstext (Markus 10, 13 bis 16) lässt Jesus Kinder zu sich kommen und segnet sie. Ein gutes Zusammenleben aller Generationen begreifen die kubanischen Weltgebetstagsfrauen als Herausforderung – hochaktuell in Kuba, dem viele junge Menschen auf der Suche nach neuen beruflichen und persönlichen Perspektiven den Rücken kehren. Die mit den Kollekten der Gottesdienste zum Weltgebetstag unterstützten Projekte fördern weltweit die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Rechte von Frauen und Mädchen. Darunter sind auch vier Projekte von Partnerorganisationen in Kuba. Der Weltgebetstag 2016 ermuntert dazu, Kirche immer wieder neu als lebendige und fürsorgende Gemeinschaft zu (er)leben.

Der Gottesdienst zum Weltgebetstag in Einbeck beginnt am 4. März um 19 Uhr im Gemeindezentrum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, Baustraße 17. In Hullersen findet der Gottesdienst ebenfalls am 4. März ab 18.30 Uhr im Hans-Lilje-Haus statt. Alle Interessierten – Frauen, Männer und Kinder aller Konfessionen – sind eingeladen, sich vom tropischen Flair Kubas verzaubern zu lassen. Nach dem Gottesdienst wird ein Imbiss mit kubanischen Leckereien gereicht. In gemeinschaftlicher Runde besteht die Möglichkeit zum Gedankenaustausch.oh