»Wir wollen zeigen, wie schön die Natur hier ist«

Umfassend ausgebildet: Naturscouts gehen mit Bürgern aus der Region sowie mit Touristen auf Themen-Tour durch die Landschaft

»Das ist eine Perle der Natur. Viele Menschen hier wissen gar nicht, was sie da vor der Nase haben.« Ganz begeistert ist eine der Teil­nehmerinnen, die jetzt als Naturscouts ausgebildet wurden, von dem, was die Region zu bieten hat - und die Begeisterung steckt an. Und da man nur sieht, was man weiß, bietet die Gesellschaft für Naturschutz für Einbeck und Umgebung (GfN) nun die Möglichkeit, geführte Touren durch die Naturschutzgebiete der Region mitzumachen und dabei die Heimat unter ganz neuen Aspekten kennenzulernen.

Einbeck. Mehr als eineinhalb Jahre lang haben sie beobachtet, gehört, gelesen, gelernt, probiert, geübt und gearbeitet, nun ist die Ausbildung der Naturscouts der GfN zunächst beendet. Die Teilnehmer im Alter von 19 bis 70 Jahren haben viel Zeit und Energie investiert, um naturkundliches Grundwissen, Arten- und Gebietskenntnisse zu erwerben. Sie wissen Bescheid über den Schutz von Wasser- und Zugvögeln, haben sich mit seltenen heimischen Pflanzenarten beschäftigt, Kenntnisse in Fließgewässerökologie erlangt und sich in Kommunikation sowie Führungsdidaktik und -methodik ausbilden lassen. Als Dozenten konnten die Biologen Professor Ulrich Heitkamp, Dr. Michael Corsmann und Stefan Munzinger und der Umweltpädagoge Stephan Bömelburg gewonnen werden.

»Arbeitsbereiche« sind der Polder 1 bei Salzderhelden sowie die Geschiebesperre bei Hollenstedt, zusammen 523 Hektar groß, das dazwischen liegende, 432 Hektar große Natur­schutzgebiet Leineniederung, beide mit der Northeimer Seenplatte im EU-Vogelschutzgebiet zusammengefasst, das Naturschutzgebiet Altendorfer Berg mit seinen besonderen Orchideen, das FFH-Gebiet Ilme und das teilweise von der GfN renaturierte Krumme Wasser. Auch wenn es strenge Auflagen für die Schutzgebiete gibt: Ganz ohne Pflege kommen sie nicht aus. So müssen rund 250 Hektar von der Landwirtschaft beziehungsweise vom Betriebshof des Niedersächsischen Landesbetriebs für Küsten-, Wasser- und Naturschutz (NLWKN) gemäht werden. Gerade mit Blick auf den  trockenen und heißen Sommer dieses Jahres sollen künftig zusätzliche Wasserflächen hergestellt werden.

Anwohnern die Natur näher zu bringen, aber gerade auch Gästen zu zeigen, wie schön es hier ist, das sind die Ziele der Naturscouts. »Wir haben hier eines der größten Feuchtwiesengebiete Südniedersachsens und sogar Mitteldeutschlands - nur weiß das kaum jemand«, so Thomas Spieker, der die Ausbildung koordiniert hat und der das Projekt leitet. Zahlreiche seltene Vogelarten leben, rasten oder brüten hier, etwa Rebhuhn, Wachtelkönig, Wasserralle, Kranich, Kiebitz, Schnepfe, Reiher, Enten und Gänse. Etwas Besonderes sind die Störche, die bei Salzderhelden brüten. In diesem Jahr waren erstmals zwei Paare hier, allerdings ohne Bruterfolg, die Brut wurde nämlich durch Fremdstörche vernichtet, berichtet Bernd-Jürgen Schulz. Insgesamt 16 Störche seien in den vergangenen zweieinhalb Monaten hier durchgezogen, viele konnte man anhand der Beringung zuordnen. Die hohe Zahl zeige, dass die Tiere ausreichend Nahrung finden könnten. Geradezu eine Sensation sei es zudem, dass einer der »Salzderheldener« Störche zurückgekommen sei.

Die zwölf Naturscouts kommen aus unterschiedlichsten Berufen: Es sind Schüler, Angestellte, Selbstständige und Rentner, zwischen 19 und 70 Jahre alt. Jeder hat sich für ein Gebiet spezialisiert. Gemeinsam sind ihnen die Begeisterung für die Natur und der Wunsch, andere daran teilhaben zu lassen. Das Projekt, das von der Naturstiftung Leinetal finanziell unterstützt wurde, fand schon in der Ausbildungsphase hohe Anerkennung: Im vergangenen Jahr wurden die Naturscouts mit dem Ehrenamtspreis des Landes Niedersachsen sowie einem Anerkennungspreis einer Fachzeitschrift gewürdigt.

Die neuen Naturscouts, die mit ihren Gästen entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf Tour gehen, sind: Stefan Bartels, Helmscherode; Albert Engel, Stöckheim; Olaf Hettling, Mark­oldendorf; Dr. Monika Körner, Kreiensen; Jeanette Kurrasch, Olxheim; Tanja Matthies, Einbeck; Kurt Meyerholz, Salzderhelden; Bernd-Jürgen Schulz, Sülbeck; Thomas Sehlen, Drüber; Stefan Simm, Sülbeck; Thomas Spieker, Einbeck; Ralf Tost, Dassel; Michaela Zange, Einbeck.

Eine Naturscout-Führung können Gruppen aus Vereinen und Betrieben buchen, Schulklassen und Touristen werden ebenso angesprochen wie alle anderen Naturinteressierten. Die Führungen sind kostenlos, um Spenden für die weitere Arbeit wird jedoch gebeten. Das Angebot wird unterstützt von den Tourist-Informationen in Einbeck und Northeim.

Die Naturerlebnisse können direkt bei Projektleiter Thomas Spieker, Telefon 05561/1538, oder bei der Tourist-Information Einbeck unter 05561/3131910 gebucht werden. Buchungen sind ab sofort möglich. Im kommenden Jahr, kündigte Dieter Linne von der Tourist-Info an, sollen die Führungen außerdem auch ins feste Angebot aufgenommen werden.

In der Tourist-Info und bei den Naturscouts selbst sowie in der GfN-Geschäftsstelle im Alten Rathaus in Einbeck sind Faltblätter zum Thema erhältlich. oh