Rat der Stadt Dassel

Alle sechs Kita-Standorte im Blick

Politik hält an dezentraler Struktur fest | Höhere Eintrittspreise im Dasseler Freibad

Bürgermeister Gerhard Melching (links) nahm die Verpflichtung des neuen Dasseler Ortsbeauftragten Rolf Albrecht vor. Die Ratsvorsitzende Cornelia Schmidt wünschte ihm für seine Tätigkeit ein »glückliches Händchen«.

Die Luft war raus, von Kindern als Verschiebemasse keine Rede mehr: Der Rat der Stadt Dassel erließ in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung eine neue Benutzungssatzung für die Kindertagesstätten (Kitas). Der Rat hält damit fest an der dezentralen Struktur im Bereich der Kitas. Denn die Last des Kindertransports soll möglichst im Stadtgebiet gleichmäßig verteilt werden.

Dassel. Mit der Änderung des Niedersächsischen Schulgesetzes besteht für Eltern der grundsätzlich schulpflichtigen Kinder, die zwischen Anfang Juli und Ende September eines Jahres geboren sind, ein Wahlrecht. Die Eltern können bis zum 30. April beantragen, dass diese Kinder von der Schulpflicht zurückgestellt werden. Diese Kinder haben dann einen Rechtsanspruch auf eine täglich vierstündige Betreuung in einer Tageseinrichtung für Kinder.

In Dassel könnten Eltern von 20 Kindern von dieser Regelung Gebrauch machen. Sechs Kinder sollen nach dem Willen der Eltern im Kindergarten verbleiben, sieben werden eingeschult, sechs Eltern haben sich bei der entsprechenden Abfrage nicht zurück gemeldet, ein Elternpaar ist unentschlossen. Die Kinder, für die Zurückstellung beantragt ist, können in ihren bisherigen Kindertagesstätten verbleiben. So werden 236 Kinder im Stadtgebiet in Kindertagesstätten betreut. Im Laufe des Kindergartenjahres bis Juli 2020 werden 282 Kinder in Kitas betreut, davon 50 Kinder unter drei Jahren. Für jedes Kind gibt es also eine Betreuungsmöglichkeit, auch wenn es nicht immer der Wunschkindergarten ist.

Die I-Gruppen in Lauenberg und in Lüthorst werden aufgehoben und zu Regelgruppen, das heißt, es gibt jeweils sieben Betreuungsplätze mehr. Die I-Gruppe in Sievershausen bleibt erhalten. Die Kleingruppe in Markoldendorf wird nicht mehr benötigt. Insgesamt bietet die Stadt im Betreuungsjahr 2019/2020 295 Betreuungsplätze an: nach Wegfall der Kleingruppe in Markoldendorf 50, in der Dasseler Krippe 15, in der Ellenser Krippe 27, in Lauenberg 60, in Lüthorst 50, in Markoldendorf 50 und in Sievers­hausen 43. Schulpflichtig werden in diesem Jahr voraussichtlich 71 Kinder.

Der Bedarf in Dassel, Lauenberg und Mark­oldendorf kann nicht durch die Plätze gedeckt werden. Daher müssen Kinder aus diesen Einzugsbereichen auf die Kindergärten »Sollingwichtel« in Sievershausen, »Wilhelm Busch« in Lüthorst und die Krippe Ellensen verteilt werden. Die bisherigen Kräfte, die in den I-Gruppen tätig waren, weiter beschäftigt werden. Befristete Arbeitsverträge werden unbefristet fortgeführt.

Für die CDU lobte Ludolf von Dassel die Aktion der Stadt, die Eltern anzuschreiben, er erklärte, dass die CDU der neuen Satzung zustimme. Karl Hütte, Bürgerforum, kritisierte dennoch, dass die Möglichkeit bestehe, Kindern einen anderen Platz zuzuweisen. In Markoldendorf müssten so einige Kinder zur Kita gefahren werden. Die flächendeckende Verteilung der Kita-Plätze müsse man vielleicht nochmal überdenken, gab er seinen Ratskollegen mit auf den Weg. Achim Lampe, SPD, jedoch unterstrich, dass es elf Ortschaften ohne Kita gebe. Und die Eltern aus diesen Dörfern müssten ebenfalls ihre Kinder ins Auto setzen. Er wollte die Last möglichst gleichmäßig verteilen. Bernd Stünkel, Bürgerforum, räumte ein, dass man nicht nur, aber auch an die Kosten denken müsse. Der Rat müsse alle sechs Standorte im Blick haben. Und in Markoldendorf seien gerade 2,2 Millionen in eine neue Kita investiert worden.

Stünkel kritisierte den um sich greifenden Egoismus, dem Bürgermeister die Schuld zuzuweisen, greife zu kurz. Was pädagogisch sinnvoll sei, sei Ansichtssache, und zu wenig diskutiert werde in diesem Zusammenhang das Thema Schulkindergarten. Das, was man für sich selbst in Anspruch nehme, müsse man auch anderen zubilligen, formulierte er. Detlef Muschalla, Bürgerforum, ließ die alte Diskussion wieder aufleben, ob es nicht besser gewesen wäre, drei Kita-Gruppen in Markoldendorf neu zu bauen. Günther Kelter, CDU, führte aber an, dass es auch ungerecht sei, wenn Kinder in andere Kitas verwiesen würden, weil zurückgestellte Kinder Plätze weiter belegen.

Bürgermeister Melching hob hervor, dass die Wahlfreiheit diesmal außerordentlich viele Eltern beträfe. Im vergangenen Jahr waren es lediglich acht Kinder. »Nicht darüber zu reden, wäre der Fehler gewesen.« Jobst Volger, CDU, erinnerte daran, dass die Problematik auf einer Gesetzesänderung aus Hannover beruhe. Er enthielt sich deshalb der Stimme. Jürgen Jackisch-Theisen, Grüne, verwies auf das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern, das nicht behindert werden dürfe. Uwe Hagemann, AfD, hielt die Diskussion für »Klagen auf hohem Niveau«. Dezentrale Kitas vorzuhalten sei die richtige Entscheidung. Auch in größeren Städten müssten Wege zur Kita zurückgelegt werden. Mehrheitlich wurde im Rat die neue Benutzungssatzung angenommen.

Während im Markoldendorfer Freibad die bisherigen Eintrittspreise beibehalten werden sollen, sollen sie im Dasseler Freibad erhöht werden: auf 3,50 Euro (bisher: drei Euro) für eine Tageskarte für Erwachsene, zwei Euro (bisher: 1,50 Euro) für Kinder und Jugendliche. Die Zehnerkarten kosten 30 (bisher: 25 Euro) und 15 Euro (bisher: 13 Euro). Die Familien-Jahreskarte kostet künftig 160 Euro (bisher: 130 Euro). Wie Ludolf von Dassel, CDU, erklärte, konnte die CDU der Preiserhöhung nicht zustimmen. Detlef Muschalla, Bürgerforum, verwies auf die Inflationsrate und wollte nicht von einer Preiserhöhung sprechen. Mehrheitlich votierte der Rat für die neuen Eintrittspreise.

Im Jahr 2018 besuchten insgesamt 43.932 Badegäste die städtischen Freibäder. Davon entfallen 32.540 Besuche auf Dassel (Vorjahr: 21.690) und 11.392 auf Markoldendorf (Vorjahr: 6.004). Die Badesaison in den Freibädern beginnt in Absprache mit den Fördervereinen Mitte Mai und endet voraussichtlich Anfang September. Die endgültige Entscheidung über Beginn und Ende der Badesaison wird von den Vorständen der Fördervereine getroffen. Die täglichen Öffnungszeiten sind nach Absprache mit dem Förderverein in Dassel gegenüber dem Vorjahr unverändert.

Abberufen wurde der Dasseler Ortsbeauftragte Friedrich Sarstedt. Als Nachfolger tritt Rolf Albrecht das Amt an. Für den ausgeschiedenen André Ulbrich wird Christian Rettberg in den Kindergartenbeirat Lauenberg einziehen.

Für rund 11.000 Euro möchte der Förderverein des Sollingbades neue Spielgeräte anschaffen. Der Annahme dieser Spende stimmte der Rat zu. Im vergangenen Jahr wurden Spenden in Höhe von rund 12.000 Euro von sieben Spendern angenommen.sts

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