Anerkennung für Arbeit der Schiedsleute

Herbsttagung des Bezirks Göttingen im Bund Deutscher Schiedsmänner und -frauen

Petra Kersten ehrte Olaf Reinhardt (Dritter von links) und Rüdiger Winkler (rechts), Gunther Switters (Zweiter von rechts) wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt, mit dabei Bürgermeister Sven Wolter (links).

Lüthorst. Wer in eine Streitsituation geraten ist, kann von der schnellen, kostengünstigen und erfolgreichen Streitschlichtung der Schiedsmänner und Schiedsfrauen profitieren Die Bezirksvereinigung Göttingen, die jetzt ihre Herbsttagung in Lüthorst abhielt, ist eine Untergliederung vom Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS).

Der BDS ist die älteste Organisation zur Streitschlichtung. Die Streitschlichtung wurde schon vor vielen Jahren in Preußen mit der »Preußischen Schiedsordnung« 1827 begonnen. Aufgabe der Schiedsperson ist die gütliche Schlichtung streitiger Rechtsangelegenheiten. Die Schiedsperson ist kein Schiedsrichter und zu einer Entscheidung nicht berufen. Zwang zur Einigung darf nicht ausgeübt werden. Als Organ der Rechtspflege muss die Schiedsperson während und außerhalb der Schlichtungsverhandlung stets unparteiisch und verschwiegen sein.

Die Verhandlung wird von der Schiedsperson mit dem Ziel geführt, eine gütliche Einigung der Parteien zu erreichen, das heißt nur unter gegenseitigem Nachgeben kann ein Vergleich geschlossen werden. In der Schlichtungsverhandlung erörtert die Schiedsperson mit den Parteien die Streitsache und deren Vorstellungen von einer einvernehmlichen Beilegung des Konflikts. Zur Aufklärung der Sachlage kann die Schiedsperson auch Einzelgespräche mit den Parteien führen. Die Schiedsperson versucht das Gespräch so zu leiten, dass die Parteien ihre unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen an der »Streitsache« beschreiben. Unter Berücksichtigung dieser Punkte versucht die Schiedsperson dann, mit den Parteien eine Lösung des Streites zu erarbeiten. Eine von den Parteien selbst gefundene und beidseits akzeptierte Lösung ist besser als jedes Urteil, dem sich die Parteien unterwerfen müssten. Ein geschlossener Vergleich oder eine geschlossene Vereinbarung beendet den Streit.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine Schlichtung entscheidet und beendet den Streit, ist dabei aber gleichzeitig auf Vergleich und Einigung angelegt, was für das weitere Zusammenleben von Vorteil ist. Ein Schlichtungsverfahren wird zeitnah durchgeführt – in rund vier Wochen. Im Rahmen dieser Konfliktlösung können Antragsteller und Antragsgegner viel Zeit, Geld und Nerven sparen. Die Kosten des Schlichtungsverfahrens sind gering. Und eine erfolglose Schlichtung verbaut nicht den Klageweg. Die Bezirksvorsitzende Petra Kersten, die seit Mitte Juli erst im Amt ist, freute sich, die Schiedsfrauen und Männer in Lüthorst begrüßen zu können. Amtsrichter Tim Maksel wandte sich mit einem Grußwort an die fast 20 Schiedsfrauen und -männer, ebenso Dieter Ohm, stellvertretender Vorsitzender der BDS-Landesvereinigung. Der BDS gliedert sich in die Bundesvereinigung, zwölf Landesvereinigungen und 76 Bezirksvereinigungen.

Die Bezirksvereinigung Göttingen im Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen umfasst den Bereich des Landgerichts Göttingen mit den Amtsgerichten in Duderstadt, Einbeck, Göttingen, Hann. Münden, Herzberg am Harz, Northeim, Osterode am Harz. Petra Kersten hat an der Bundesvertreterversammlung des BDS teilgenommen, bei der sie Bekannte getroffen und neue Kontakte geschlossen hat. Die nächste Landesvertreterversammlung findet am 20. November in Verden statt, als Delegierte bestimmt wurden Petra Kersten, Olaf Reinhardt und Stefanie Wulkop. Die Frühjahrstagung soll am 26. März 2022 stattfinden.
Geehrt wurden Olaf Reinhardt und Rüdiger Winkler mit der Anstecknadel in Altsilber. Gunther Switters ist seit mehr als 30 Jahren als Schiedsmann tätig, den Vorsitz der Bezirksvereinigung hatte er zehn Jahre inne, und er ist als IT-Beauftragter im Landesvorstand aktiv. Für seinen unermüdlichen und fleißigen Einsatz wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Im Vorfeld der Tagung waren die BDS-Mitglieder zur Besichtigung des Wilhelm-Busch-Zimmers in Lüthorst eingeladen. Dassels Bürgermeister Sven Wolter war dabei und in seinem Grußwort bezog er sich auf die Böse-Buben-Geschichte von Max und Moritz, bei denen Hopfen und Malz verloren schienen. Und bevor Hopfen und Malz verloren sind, habe das Schiedsamt die Aufgabe, Streit zu schlichten, schlug er den Bogen. Aus beruflicher Erfahrung in der Bauaufsicht des Landkreises kenne er nachbarrechtliche Streitigkeiten, die vermeidbar gewesen wären. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Wer an guter Kommunikation mit Mitmenschen und Nachbarn interessiert sei, der finde im Normalfall einen Weg zur Einigung. Denn wer vor Gericht den Streit ausfechten will, verliere viel Zeit und Nerven. »Wer es so weit kommen lässt, in solchen Dingen sein Recht durch ein Gerichtsverfahren einklagen zu wollen, der hat ein Stück weit schon verloren«, war Wolter überzeugt. Umso wichtiger sei die ehrenamtliche Arbeit der Schiedsleute, zwischen streitenden Parteien zu vermitteln, zu schlichten und den Rechtsfrieden wiederherzustellen – gerade in heutigen Zeiten mit der veränderten Streitkultur, in der manche auf unseriöse Quellen im Internet setzten. Der Bürgermeister würde sich freuen, wenn man wieder mehr sachlich streite und debattiere. Den Schiedsmännern und Frauen zollte er Anerkennung: »Ihre Arbeit hat großen Wert in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen in den Städten und Gemeinden.«

Zum Vorstand des BDS gehören neben der Vorsitzenden Petra Kersten die stellvertretende Vorsitzende Stefanie Wulkop, Geschäftsführerin Monika Karnebogen-Ballweg, Schatzmeister Olaf Reinhardt und IT-Beauftragter. Im Rahmen der Tagung stand auch eine Schulung auf dem Programm, Switters referierte über die Vorbereitung einer Schlichtungsverhandlung.sts