»Aus jedem Weg kann alles werden«

Gottesdienst und Entlassungsfeier für Abiturienten der Paul-Gerhardt-Schule | 103 waren erfolgreich

103 Abiturientinnen und Abiturienten des Abschlussjahrgangs 2018 verabschiedete die Paul-Gerhardt-Schule – aus Platzgründen diesmal in der Ein­becker Münsterkirche.

Dassel. Es gebe 103 gute Gründe, hier zu sein und zu feiern, damit hieß Schulpastor Torsten-Wilhelm Wiegmann die Abiturienten 2018 der Dasseler Paul-Gerhardt-Schule zur Entlassungsfeier willkommen – aus Platzgründen in der Einbecker Münsterkirche. Schulleiter Gerhard Wittkugel ermunterte die Absolventen, ihren eigenen Weg zu gehen und dabei andere nicht aus dem Blick zu verlieren.

Die Feier wolle man mit einem Dankeschön beginnen, denn die Abiturienten hätten etwas Geschenktes bekommen, Gottes Gnade. »Die Wahrheit wird euch frei machen«, aus dem Johannes-Evangelium zitierte Pastor Wiegmann. Die Abiturienten seien sowohl frei von als auch für etwas, das hatten sie als Motto des Gottesdienstes gewählt. Sie seien frei für einen Neubeginn und frei von Druck und festen Mustern. Freiheit sei schön, weit und schillernd. Zum Abschied hätten sie die Schule noch einmal auf den Kopf gestellt, schmunzelte er. Sie hätten aber ein gutes Gespür dafür bewiesen, wo die Freiheit Grenzen finde, nämlich in der Würde des anderen, und das sei kein schlechtes Zeugnis am Ende der Schulzeit. Frei von Busverbindungen und Klausuren, frei für aufregend Neues, Studium, Ausbildung, FSJ, Reisen. In der Freiheit könne man fliegen oder fallen. Der Jahrgang wolle mit den Flügeln schlagen und die Welt entdecken. Er sei da optimistisch, so Wiegmann, denn: »Sie sind groß geworden.« Viele Begleiter hätten mitgeholfen, dass die Abiturienten gut gerüstet seien zum Losfliegen. Er wünsche ihnen, dass sie die Freiheit entdecken könnten und Träume hätten über den Tag hinaus.

Meist zwölf Jahre Schule hätten die Abiturienten hinter sich, sie hätten gelernt, mit Füller und Computer umzugehen, gemalt, getanzt, gerechnet, sich engagiert und auch mal geschwänzt. »Es ist soweit, Sie haben das Abitur. Herzlichen Glückwunsch«, gratulierte Gerhard Wittkugel. Nun würden sie in alle Himmelsrichtungen verstreut, nach Neuseeland, in eine Lehre, ins Studium – und manche grübelten noch. Alle würden ihren Weg gehen, war er sicher, was er mit einer eigenen Version von »My Way« untermauerte: »Geht eure Wege«. Tosenden Beifall gab es dafür.

Einen eigenen Weg gehen, das klinge gut. Die jungen Erwachsenen seien gebildet und fit, die Welt stehe ihnen offen. Mutig sollten sie sein. Ein nicht so gutes Beispiel für den eigenen Weg sei vermutlich Präsident Trump, der das spontan und unerschrocken tue und sich dabei »great« finde. »Das ist nicht das, was «my way” ist,« sondern der eigene Weg sei eingebettet in Familie und Freunde. Er sei begrenzt, wo man andere vor den Kopf stoße. Streiten und diskutieren gehörten dazu, auch mal blockierte Wege. Aus Freiheit und den Gegebenheiten werde der eigene Weg ins Leben. In der Rückschau sehe man, dass man andere verletzt habe. Aber man könne nicht einen Lebensweg einschlagen, bei dem alles laufe. Menschen machten Fehler, würden Trends und Parolen folgen. Mit Fehlern müsse man umgehen, sie aushalten, aus ihnen lernen und etwas anders machen. Die Schule habe versucht, den Schülern eigene Lernwege zu ermöglichen. Man habe Freiheit und Gebundenheit vermittelt, und manchmal habe man die Freiheit eingrenzen müssen, das sei ein schmaler Grat.

Für den Einsatz dankte er dem Kollegium, aber auch den Eltern, die ihre Kinder der Paul-Gerhardt-Schule anvertraut hätten. Er habe, fuhr er fort, im Internet nach Fotos zu »Wegen« gesucht – sie seien wunderbar gewesen, aber immer ohne Menschen. Wenn die Abiturienten eigene Wege gingen, sollten bevölkert sein von Menschen, die sie begleiteten. Er wünsche ihnen, dass sie an Wegmarken gute Entscheidungen treffen würden. Sie sollten neugierig und behütet sein, und er hoffe, dass sich die Lebenswege kreuzten: »Auf Wiedersehen!«

Die Jahrgangssprecherinnen Pearl Vogt und Merle Juda freuten sich über diesen Tag: Die Ungewissheit der letzten Wochen sei vorüber. Wichtig sei es, Familien zu haben, denen sie für die Geduld dankten, für Zuversicht und Ratschläge. Schöne Erlebnisse würden bleiben. »Die Zeit in der Schule hat uns verbunden.« Das gelte gerade für die Zeit vor der Notenbekanntgabe, als man einander Hoffnung gemacht und Mut zugesprochen habe. Der Weg habe sich gelohnt. Man sei reich geworden an Erkenntnis, Erfahrung und Freunden. Man habe erlebt, dass es sich lohne, Herausforderungen anzunehmen. »Wir haben mehr gelernt als den Lernstoff.« Es sei kaum zu glauben, dass nun das Ende von zwölf Jahren Schulzeit nahe. Was komme, wisse man nicht, aber aus jedem Weg könne alles werden. Die Schule habe bisher das Leben bestimmt – jetzt sei man frei zu wählen, und das müsse man selbst tun. »Können muss man können«, der Weg sei frei bis zum Horizont. Viel grüner werde es nicht, »du musst dich selbst bewegen.« Mit dem Abiturmotto »Abios Amigos« verabschiedeten sie sich.

Glück- und Segenswünsche für den Kirchenkreis sprach Superintendentin Stephanie von Lingen aus. Weltoffen, tolerant, mehrsprachlich, engagiert, fit in Geistes- und Naturwissenschaften, das und vieles mehr habe die PGS vermittelt. Sie sei eine tolle Schule. »Vor Ihnen liegt ein weites, offenes Land, und was immer Sie vorhaben, Sie können es tun«, zu Hause oder in der Welt, in Lüneburg oder Lüthorst. »Du stellst meine Füße auf weiten Raum«, diesen Segen wolle sie den Absolventen mitgehen. Sie würden auf eigenen Füßen einstehen für ihr Leben. Welchen Platz suchten sie sich, was werde ihr Beitrag für die Gesellschaft sein? Sie könnten sich engagieren, und sie seien nicht allein auf dem Weg, Familie und Freunde seien bei ihnen – und Gott, der nicht nach menschlichen Maßstäben bewerte: »Gott begleitet Sie, Sie haben eine Platzkarte an seiner Seite.« Mit einem Buchpreis wurden Schülerinnen geehrt, die ein besonders gutes Abitur im Fach Religion gemacht haben: Anna-Lena Böcker, Lara Faesel, Rebecca Fromme und Anna Moersener.

Voller Stolz könnten die Schüler ihre Zeugnisse entgegennehmen, gratulierte Anja Sehlen für den Schulelternrat. Die Jahre seien geprägt von intensiven Erfahrungen, die die Schüler geformt hätten. Es seien Freundschaften entstanden, und sie seien zu Persönlichkeiten herangereift. Rückschläge galt es auszuhalten, Herausforderungen anzunehmen. Ab heute könnten die Abiturienten die vertrauten Wege verlassen, um sich mit Hoffnung und Zuversicht neuen Zielen zu stellen; der Grundstein dafür sei gelegt.

Oberstufenkoordinator Manfred Renger erläuterte Details zum Abitur 2018: 109 Schüler waren zur Prüfung zugelassen. Sechs haben die Schule mit der Fachhochschulreife verlassen, 103 mit dem Abitur. Der Notendurchschnitt reichte von 1,0 bis 3,6. Bei etwa einem Sechstel stehe eine Eins vor dem Komma, die Hälfte habe eine Zwei. Der Notendurchschnitt betrage 2,68, »das hatten wir schon mal schlechter.« Dabei erzielten die 59 Schülerinnen eine Durchschnittsnote von 2,46, die 44 Schüler 2,97.

Ausgezeichnet wurden Karsten Schimpf für die besten Abiturleistungen in Physik, Yoanna Bayram für Chemie, Torben Böker für Deutsch, Melina Henne für Mathematik und Pridon Rabius für die Leistungen im Bereich Kunst. Das beste Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,0 hat Paulina Schröter abgelegt. Die Feier wurde musikalisch umrahmt von Anna Moersener und Pearl Voigt, der Bläserklasse, dem Jahrgangschor und Friedhelm Flamme.ek

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