Ausländische Stipendiaten besuchen den Bürgermeister

Gerhard Melching begrüßte 60 Schüler im Rathaus / Demographischer Faktor als großes Problem für Dassel erläutert

60 ausländische Stipendiaten sind momentan im Zuge des »Pasch«-Programms in Dassel zu Gast. Das Projekt soll deutsche Schulen mit denen im Ausland vernetzen und die Stipendiaten dazu bewegen, ein Studium in Deutschland anzustreben. Nun hatte Bürgermeister Gerhard Melching die Kursteilnehmer zum Gespräch ins Dasseler Rathaus eingeladen.

Dassel. Melching freute sich, »viele Menschen verschiedener Länder begrüßen zu dürfen« und lobte die Kooperation der Paul-Gerhardt-Schule und des Göttinger Goetheinstituts, die den Besuch erst möglich machte. Im Großen Sitzungssaal des Rathauses erzählte er zunächst etwas über sich und den Beruf als Bürgermeister, bevor er sich den Fragen der Gäste stellte. Die Stipendiaten durften sich außerdem ins Gästebuch der Stadt eintragen.

»Sie haben Dassel kennengelernt«, sprach Melching die Jugendlichen an, »es ist eine ländliche und keine große Stadt.« Vielleicht sei es anders, als die Besucher sich Deutschland vorgestellt hätten, fuhr er fort. Die Region verliere Menschen, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern. Dies sei ein besonderes Problem, dass es zurzeit in Deutschland gebe.

Durch die räumliche Abgeschiedenheit von Großstädten und Hauptverkehrswegen könne die Stadt kein großer Industriestandort sein, sie müsse sich vielmehr auf die Bürger konzentrieren, die dort lebten. »Da junge Menschen, die Dassel mit einer sehr guten Ausbildung verlassen, hier keine beruflichen Perspektiven sehen«, sinke im Endeffekt auch die Geburtenrate, führte Melching die Problematik weiter aus.

Deshalb werde probiert, den Seniorensektor zu stärken, um in dieser Dienstleistungsbranche neue Arbeitsplätze für Berufseinsteiger zu schaffen. Es werde also versucht, ein senioren- und familienfreundliches Dassel zu schaffen. Eine sichere Wohnumgebung und schöne, saubere Gegend mit viel Wald und Natur seien ideale Wohnplätze für Senioren. Man müsse »durch Leistung überzeugen, damit sich die Menschen wohlfühlen.«

Da es zu wenige Jugendliche unter den 2.800 Einwohnern der Kernstadt gebe, sei nur eine Disco vorhanden, die allerdings »auch nicht jedes Wochenende« geöffnet sei, beantwortete Melching die Frage nach Tanzlokalen. Außerdem gebe es wenige Gaststätten, da heutzutage viele Menschen unter sich blieben und lieber vor dem Fernseher sitzen würden, als zum Beispiel auszugehen oder den Kontakt zu Gleichgesinnten zu suchen. Der geringe Anteil junger Menschen in Dassel sei ein großes Problem, betonte Melching erneut, die Geburtenzahl habe sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert.

Als Bürgermeister sei er für die Repräsentation und Verwaltung der Stadt zuständig, so Melching. Dazu gehöre, Reden zu halten, an Veranstaltungen teilzunehmen und Ideen zu formulieren, die Dassel voranbringen.
Nach der Geschichte des Ortes gefragt, erläuterte der Bürgermeister, dass die Siedlung um das Jahr 1000 herum erstmals erwähnt wurde. Das Stadtwappen basiere auf denen der Grafen von Dassel. Viele bedeutende Personen habe die Ortschaft hervorgebracht, allen voran Rainald von Dassel, der in seiner Funktion als Erzbischof die Gebeine der Heiligen Drei Könige, die Barbarossa nach der Eroberung Mailands überlassen hatte, nach Köln brachte. Momentan sei die Prominentenquote allerdings gering, man »arbeite jedoch daran«, witzelte Melching.
Da das Geld allerdings sehr knapp sei, werde viel ehrenamtliche Arbeit geleistet. Seit 1996 habe Dassel keinen ausgeglichenen Haushalt mehr gehabt und Schulden angehäuft. Es werde eine strukturelle Förderung benötigt, um aus der Misere herauszukommen. Melching ist sich sicher, dass sich die Chance ergeben wird, »wieder vorne zu sein.«

Besonders ausgeprägt sei das Gemeinschaftsgefühl in Dassel, dieses suche man auf Bundesebene meist vergeblich. Auch den Stipendiaten war die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Einwohner bereits aufgefallen, wie sie betonen. 

Abschließend wünschte Melching ihnen noch einen schönen Aufenthalt in Deutschland. Solch ein Austausch helfe auch, Vorurteile gegenüber anderen Menschen abzubauen. »Ich hoffe, ihr nehmt etwas von unserem Lebensgefühl mit nach Hause.«tc

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