Dassel. An der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel leistet der sechste Jahrgang in der Kunst-AG mit Lehrerin Anja Hartmann und der Denkmalaktivistin Patricia Magdalene Keil viel Arbeit. Fünf 80 Minuten-Blöcke verbrachten sie damit, um eine spätere Aktion in Einbeck zu Ehren von Franz Cestnik vorzubereiten. Er war ein deutscher Maler und Grafiker aus Einbeck, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss, als freier Künstler tätig zu werden. 1941 wurde er im Krieg bei der Wehrmacht eingesetzt, wo er ein Auge verlor, was seine Kunst so besonders macht. Unbeeindruckt von der früheren Stilentwicklung in Deutschland fertigte er meist Bilder von Personen – geprägt von Einsamkeit und Trauer.

Cestnik lebte sein ganzes Leben (von 1921 bis 2011) in Einbeck. Unter dem Titel »Cestnik kennt jeder« gibt es zahlreiche Aktionen, um ihn und seine Kunst wieder aufleben zu lassen. In der ersten Unterrichtseinheit lernten die Schüler Cestniks Leben kennen, und sie zeichneten ein in der Mitte geknicktes Bild von Cestnik selber zu Ende, um sich besser mit seinen Werken und besonders den Personen darin vertraut zu machen. Anschließend begannen sie, basierend auf den Personen, plastische Masken zu entwerfen. Zunächst wurden auf einem Ballon Mund, Nase, Augen, Kinn und Stirn aus Zeitungspapier geformt, mit Kreppband befestigt und danach aus weiterem Papier, das sie mit Kleister beschichteten, die Maske gebildet. Nach einer gründlichen Trocknungsphase sowie dem Zerplatzen des Ballons folgte von den Schülern die Bemalung.

Zum Schluss erhielten die Masken noch Haare, wodurch sie die letzte Phase des Bildungsprozesses durchliefen. Mit einfachen Mitteln schafften es die Schüler, eine schon fast vergessene Person wieder ins Gedächtnis der Menschen zu rufen. Der Höhepunkt soll im Rahmen der StadtpARTie im Mai ein »Walking Act« durch Einbeck, der Heimat Cestniks, sein, bei dem Freiwillige der AG Masken und Kostüme tragen und alle Bürger dort an den bemerkenswerten Künstler erinnern werden. Der Maskenbau sowie der Cestnik-Walking-Act sind ein Teil des Cestnik-Jahres, das bis zu seinem 100. Geburtstag am 3. August mit unterschiedlichen Projekten und Aktionen Bürger dazu einlädt, sich mit der Kunst des Einbecker Malers vertraut zu machen und ihn gemeinsam neu aufleben zu lassen – denn: »Cestnik kennt jeder.«oh