Collage und Federkiel trauern um Leokadia Beck

Dassel. Die liebevolle alte Dame »Lotte« Beck aus Dassel ist nach schwerer Krankheit verstorben. Die Frauenliteraturgruppe Federkiel und das ganze Collage-Künstlerteam trauert um ihre langjährige Kollegin und Freundin Leokadia Beck, die am vergangenen Freitag in Berlin für immer eingeschlafen ist. Sie, die einen wahrlich langen und beschwerlichen Weg mit vielen Entbehrungen und auch Gefahren hinter sich gebracht hat, war für ihre Freunde eine liebe Gefährtin. Man hat sie als warmherzigen, liebevollen und gütigen Menschen kennen und schätzen gelernt. Nach Angabe von Frau Spann war sie ein Ruhepol in der Künstlergruppe und brachte sich in ihrer ruhigen, bescheidenen und einfühlsamen Art ein, immer auf Harmonie und Freundschaft bedacht.

Ihre Geschichten und auch Gedichte haben etwas ganz Eigenes. Besonders gern hörte man ihr zu, wenn sie bei einer Lesung daraus vortrug. Bis zur letzten Stunde hat Leokadia Beck ihren tiefen Glauben gelebt und an andere weitergegeben. Sie trug ihr Schicksal mit Gottvertrauen und dies strahlte sie bei Gesprächen und Besuchen aus.
Eine große Freude war für sie, dass sie eine Woche vor ihrem Tod noch ihr erstes Buch »Mein weiter Weg« in Händen halten und selbst an Freunde und Verwandte weitergeben konnte.

Am Beispiel ihrer Familiengeschichte vom ausgehenden 19. Jahrhundert an bis in die Neuzeit beschrieb sie den Lebens- und Leidensweg vieltausender Wolhyniendeutscher. Diese Volksgruppe und Deutsche, die in anderen Enklaven schon unter zaristischer Herrschaft im Bereich der späteren UDSSR angesiedelt wurden, sollten unter anderem die wilde Steppe urbar machen und standen unter dem Schutz der Monarchie. Jene Russlanddeutsche waren als fleißige Bauern, Handwerker und geschickte Geschäftsleute bekannt und bauten sich im Laufe von Generationen unter härtesten Bedingungen eine Existenz auf. Auf sie traf der Spruch zu: »Dem Ersten Tod, dem Zweiten Not, dem Dritten Brot«.

Bis 1967 lebte Leokadia Beck in der DDR und floh, als sie von der Stasi unter Druck gesetzt wurde, unter dramatischen Umständen mit ihrem Sohn Werner nach Westdeutschland. Hier kämpfte sie noch viele Jahre um Unterhalt oder Unterstützung für ihren Sohn, da der leibliche Vater, von dem Frau Beck geschieden war und der weiter in der DDR lebte, nicht verpflichtet war, für die Republikflüchtigen zu zahlen.

Als Ergänzung zu ihrem Buch gibt es einen Einleger, der den Briefwechsel Frau Becks mit Landes- und Bundesministerien dokumentiert. »Mein weiter Weg« ist ein spannendes Buch, das reich bebildert ist und den zähen Kampf ums Überleben einer Familie von Wolhyniendeutschen beschreibt, die unverschuldet zum Spielball der Geschichte wurde. Darüber hinaus wird ein Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte lebendig. Wer sie kannte, wird Leokadia Beck in liebevoller Erinnerung behalten.oh