Die Bäume haben Stress

Durch anhaltende Trockenheit | Sonnenbrand setzt ihnen zu

Trockenheit macht Bäumen zu schaffen - sie brauchen Wasser.

Dassel. Auch wenn aktuell etwas Regen fällt, es ist trocken. Trockenheit und Hitze machen den Bäumen zu schaffen. Weil es auch im vergangenen Jahr zu trocken gewesen ist, machen sich nun »gravierende Dürreschäden« bemerkbar, erklärt Stadtgartenmeister Gido Becker. Schön wäre es, wenn der eine oder andere vielleicht mal die Gießkanne in die Hand nehmen würde, um den Bäumen an den Straßen etwas Wasser zu gönnen.

Wird die Wasserversorgung der Bäume schlechter, fällt der Druck, mit dem das Wasser von den Wurzeln in die Kronen transportiert wird, ab. Die Bäume müssen härter arbeiten, um das Wasser bis in die Blätter transportieren zu können. Ein erstes Anzeichen für diesen Druckabfall sind hängende Blätter. Um eine weitere Austrocknung und den damit verbundenen Druckabfall zu vermeiden, schließen die Bäume daraufhin die Spaltöffnungen ihrer Blätter. Sie verlieren dadurch weniger Wasser, können aber gleichzeitig auch nur weniger Kohlendioxid aufnehmen. Sie büßen damit Fotosyntheseleistungen ein, die sie für ihre Ernährung brauchen.

Im nächsten Schritt werfen die Bäume die Blätter ab. Besonders betroffen seien Baumarten mit Flachwurzelsystem – »die Birken sind überall trocken«, berichtet Becker. Aber auch Buchen seien durch Wassermangel mittlerweile in Mitleidenschaft gezogen.

Trockene Bäume erkennt man auch an schütterer Belaubung, weiß Becker. Einige Baumarten wie Eichen trennen sich im Notfall gleich von ganzen Ästen. Abgeworfen werden die untersten Seitenzweige eines Jahrestriebes.

Eine weitere Reaktion auf Trockenheit ist verändertes Wachstum. Während der oberirdische Blätterzuwachs abnimmt, investieren die Bäume in neue Wurzeln, um die Wasseraufnahme zu verbessern. Wird das Wurzelwerk beschädigt, ist der Baum bald am Ende. Erst vor kurzem musste im Roseneck in Dassel eine vor fünf Jahren gepflanzte Blutbuche wegen Wurzelschadens gefällt werden. Bäume, meint Becker, sollte man nur dort pflanzen, wo sie Zukunft haben, wo fürs Wurzelwerke genug Platz ist. Verdichteter Boden unter den Bäumen bekommt ihnen auch nicht. Regenwasser könne dann kaum bis zum Wurzelwerk vordringen. »Rasenflächen sind das Leichentuch für Bäume.«

Einen Sonnenbrand können nicht nur Menschen bekommen, sondern auch Bäume. Bei einem Baum wird die Rinde zwar nicht rot, aber sie vertrocknet und platzt auf. Ein Sonnenbrand kann für einen Baum sehr schädlich sein. Pilze können sich dann ansiedeln. Die würden nur darauf warten, dass ein Baum eine Schwachstelle bekomme, erklärt der Experte. In diese Risse könnten Insekten reinkrabbeln. Der Baum kann dann nach und nach absterben. So habe man in Erichsburg eine Pappel gefällt und die in zweiter Reihe stehende Buche habe Sonnenbrand bekommen. Auch sie fiel letztendlich der Säge zum Opfer.

Die Trockenschäden des vergangenen und dieses Jahres, meint Becker werden noch lange sichtbar sein. Bäume würden oft nicht wahrgenommen, dabei filtern sie das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre und produzieren Sauerstoff. Davon abgesehen spenden sie im Sommer Schatten, und ein Spaziergang im Wald dient der Erholung. Jeder sollte dafür sorgen, dass es nicht nur dem eigenen Baum im Garten, sondern auch dem vor seiner Haustür gut geht – und in trockenen Zeiten vielleicht einfach mal zur Gießkanne greifen und den Baum am Straßenrand wässern.sts