»Die Kinder geben sich große Mühe«

Viertklässler und Abschlussklassen werden in kleinen Gruppen unterrichtet | Abstandsregeln

Ein Teil der Klasse 4a sitzt mit großem Abstand im Klassenraum. Die Langeweile der letzten Wochen sei »doof« gewesen, alle freuen sich, wieder in der Schule zu sein.

Nach sieben Wochen ohne nun das Ende der großen Pause: Am vergangenen Montag öffneten die Grundschulen ihre Türen wieder für die vierten Klassen. Die Viertklässler der Dasseler Grundschule haben Masken auf, kommen am Wochenanfang leicht unsicher in ihr vertrautes Schulgebäude, gelten doch in diesen Zeiten veränderte Regeln. In kleinen Gruppen unterrichtet werden bereits eine Woche länger die Abschluss­klassen der Rainald-von-Dassel-Schule. Auch sie seien, berichtet Schulleiterin Kerstin Voß, gut angekommen.

Dassel. In der Dasseler Grundschule sind alle Türen geöffnet, die Viertklässler müssen keine Türklinken benutzen. Die Reinigungskraft ist verstärkt im Einsatz, reinigt und desinfiziert zwischendurch immer wieder. Im Gebäude sind Abstände mit Klebeband markiert, die Schüler werden in kleinen Gruppen betreut. Die Lehrkräfte haben die Sitzplätze in den Klassenräumen namentlich gekennzeichnet und die Sitzordnung dokumentiert. Überall hängen Plakate, mit denen auf die neuen Hygiene- und Abstandsregeln, die Nies- und Händeetikette hingewiesen werden.

Zwei Notgruppen mit Erst- und Drittklässlern sind eingerichtet. Die Pausenzeiten verbringen die Kleingruppen zeitlich versetzt oder räumlich getrennt auf dem Schulhof. Die Toilettenräume dürfen nur einzeln benutzt werden, ans Händewaschen wird immer wieder erinnert. Unterrichtet werden die Klassen abwechselnd tageweise nach einem veränderten Stundenplan.

Nicht alle Schüler sind in die Schule zurückgekehrt. Einige haben einen Risikopatienten zuhause. Ihnen sollen die Aufgaben vorbeigebracht werden, sie werden in den Briefkasten gesteckt.

Die Schüler tragen Behelfsmasken, auch die Lehrkräfte. Das Reden mit Mundschutz ist anstrengend, berichtet eine Lehrerin. Nicht schön sei es, dass die non-verbale Kommunikation eingeschränkt sei. Die Mimik ist hinter der Maske nur zu erahnen.

»Die Kinder geben sich große Mühe und strengen sich an«, lobt eine Lehrerin. Man erinnere sich gegenseitig an die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln.
Sieben Wochen hat die Schulpause wegen der Corona-Pandemie gedauert. Das bedeutete für die Kinder auch kein Handballspielen, kein Reiten. »Das war doof«, sagen sie, nur vor PC und TV zu sitzen, sei langweilig gewesen.

Die Drittklässler sollen am 18. Mai wieder in die Schule kommen, ab 25. Mai soll es für alle Jahrgangsstufen Präsenzunterricht in neuer Form geben.
In der Rainald-von-Dassel ist seit einigen Tagen wieder Schulbetrieb für die Abschlussklassen. Die Schüler kämen gerne in die Schule, berichtet Schulleiterin Kerstin Voß, auch wenn neue, ungewohnte Regeln gelten und damit für eine besondere Atmosphäre sorgen. Jeder Besucher muss sich beispielsweise in eine Liste eintragen.

Die vier Klassen sind in acht Gruppen weiträumig im Schulgebäude verteilt, die Pausen werden in unterschiedlichen Pausenhof-Bereichen verbracht. Unterrichtet wird alternierend (tageweise wechselnd). Sind Kinder wegen Risiko-Patienten abgemeldet, müssen sie Home-schooling machen. Das sei gerade für schwächere Schüler nicht einfach, berichtet Schulleiterin Voß. Denn selbstständiges Lernen sei eine besondere Herausforderung, weiß die Pädagogin. Ihnen wurde geraten, dem Stundenplan folgend, die gestellten Aufgaben abzuarbeiten. Kontakt mit den Lehrern können die Schüler telefonisch, per Mail oder mit Videokonferenz aufnehmen. Diejenigen, die Homeschooling betreiben, werden ihre Abschlussarbeiten an den Nachholterminen schreiben.
Deutsch, Mathe, Englisch, zurzeit wird Vieles wiederholt. Nebenher wird den Schülern auch eine Kreativ-Aufgabe angeboten. Das Home-schooling läuft über IServ, und die Schulleiterin ist dankbar, dass die jungen Kollegen sich dort »reingefuchst« und das so gut umgesetzt haben.

Die Arbeit der Lehrkräfte habe sich verändert. Das Kollegium der Rainald-von-Dassel-Schule ist nahezu komplett an Bord. Mails, Telefonate – die Einzel-Arbeit ist für die Lehrer zeitaufwendiger. Manch ein Lehrer musste sein erstes Erklär-Video abliefern. Schade sei, dass den Schülern, die über kein internetfähiges Endgerät verfügen, noch keine ausgereifte Lösung angeboten werden konnte. iPads konnten zwar beschafft werden, aber es gibt noch Probleme mit der Software.

Am 20., 26. und 28 Mai werden die Schüler zu den regulären Abschlussarbeiten antreten. Am 5. Juni wird der Unterricht für die Abschlussklassen enden. »Irgendwie« möchte die Schule ihren Schülern dennoch einen schönen Abschluss bereiten. Denn das Ende der Schulzeit sei doch ein besonderer Einschnitt. Wie das funktionieren kann, ist aber noch überhaupt nicht klar.sts