Ein Dach für die Scheeve Schüne

Leader-Projekt: Förderung | Basislager für Schafherden | Pflege von Flächen

Die Scheeve Schüne erhält ein neues Dach – außerdem müssen noch zwei Seiten der Scheune saniert werden.

Hilwartshausen. Es scheppert, schallt und lärmt… das Gerüst wird erstellt. Die lange Zeit des Wartens ist vorbei: Endlich bekommt die Scheeve Schüne in Hilwartshausen ein neues Dach.

2018 hatte Sabine Zwolinski den Antrag an die LAG-Harzweserland zur Dachsanierung gestellt, um im Rahmen eines Leader-Projektes Fördermittel erhalten zu können. Auch wenn die Schäferei glücklich war, das schiefe Ge­bäude erwerben zu können, so begannen im Nachgang erwartungsgemäß die Probleme, die alte Scheune erhalten zu können. Im ersten Sanierungsabschnitt wurde ein alter Brandschaden ausgebessert und innen nicht mehr vorhandene Stützen wieder eingezogen. Den zweiten Sanierungsabschnitt machte ein Sturm notwendig, der das Tor und angrenzende Ständer in Mitleidenschaft gezogen hatte. Das alles lenkte aber nicht vom größten Problem ab: dem undichten Dach.

NABU-Schwerpunkt Erhalt von Biotopen

Die Scheeve Schüne ist unabdingbar für die Biotopschäferei »Solling-Schaf«, die sich darauf spezialisiert hat Flächen zu pflegen, die andere brach fallen lassen – etwa weil sie mageren Aufwuchs haben, im Steilhang liegen, zu klein sind oder aber tief in den Wiesentälern liegen. Darunter befinden sich auch Flächen des NABU Dassel-Einbecks, deren Pflege für den Verein eine Herausforderung darstellten. Ein Schwerpunkt des Vereins ist indes der Erhalt von Biotopen, die in unterschiedlicher Art und Weise Arten-Hotspots in einer sonst häufig ausgeräumten Agrarlandschaft darstellen. Die Sollingschäferei ist dabei auch im Nachbarlandkreis Göttingen auf zwei Magerrasenflächen eines Naturschutzgebietes unterwegs, die der NABU Altkreis Münden sowie die Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen im Winter pflegen. Es sind Flächen mit neun verschiedenen Orchideenarten, die keinen anderen Bewirtschafter gefunden haben.

Aufwändige Arbeit und prekäre Sitiation

Sabine Zwolinski, Vorsitzende des NABU Dassel-Einbeck betont, dass es nicht nur die aufwändige Arbeit ist, die bedingt dass mehr und mehr Weidetierhalter aufgeben, sondern insbesondere die prekäre wirtschaftliche Situa­tion.

Demnächst werden ihre ältesten Schafe zwölf Jahre alt, angeschafft seinerzeit, weil eben solch wertvolle Biotopflächen an ihrem damaligen Wohnort bereits aufgegeben waren. Immer wieder hätte sie damals bei der Biologischen Schutzgemeinschaft und in Vorträgen gehört, wie wichtig die Wiederaufnahme der Beweidung sei: Vom Keimen feiner Samen in den Bereichen der Trittverletzungen der Grasnarbe, dem Strauchverbiss der Ziegen, der Ausbreitung von Samen seltener Pflanzen durch den Transport in der Wolle und im Klauenspalt, der Mitreise von Schnecken auf den Tieren und dass nur mit einer Beweidung der genetischen Verarmung bedrohter Arten auf den häufig verinselt liegenden Biotopen entgegen zu wirken sei. Schließlich habe sie einen Schafhalterkurs absolviert und mit sieben Schafen und zwei Ziegen angefangen. Zügig hätte sich gezeigt, dass die Weidetierhaltung »genau ihr Ding« sei.

Im Sommer inzwischen 140 Schafe und Ziegen

2013 habe sie ihren zukünftigen Mann Frank Zwolinski kennen gelernt. Mit dem Umzug in den Solling seien dann die Probleme losgegangen. Flächen, die dringend einer Beweidung bedürften, habe man zügig gefunden. Doch im Winter fehlten Flächen zum Nachhüten genauso wie eine Scheune zur Unterbringung von Heu und der Notfallmöglichkeit des Aufstallens. Letztere würde dabei kaum praktiziert. Derzeit würden beispielsweise drei Gruppen durch den Winter ziehen: Bockgruppe, Skuddenmuttern und die sogenannte große Herde aus Schnuckenmuttern, Jungzibben und Rentnerinnen.

2018 gab es aber beispielsweise im Frühjahr zur Lammzeit einen ungewöhnlichen Kälteeinbruch, der die Aufstallung der Muttern erforderlich machte. Sommerwärts bewegt die Schäferei mittlerweile um die 140 Schafe und Ziegen im Solling. Die Schafherden werden in Herdbuchzucht des Landesschafzuchtverbandes geführt. Es handelt sich dabei um vom Aussterben bedrohte Weiße Gehörnte Heidschnucken und Skudden.

Mit den Jahren haben ihr Mann und sie viele verschiedene Biotoptypen des Sollings kennen und lieben gelernt. Um sie und die vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen dauerhaft erhalten zu können, brauchte es unabdingbar das »Basislager« der Scheeven Schüne, das sie dankenswerter Weise in Hilwartshausen gefunden haben.

Scheune von Markoldendorf nach Hilwartshausen

Die Leidenschaft des Ehepaars für den Naturschutz erklärt auch ihr Engagement im NABU. Ob Flächenpflege, Exkursionen, Vorträge oder die Jugendarbeit – auch hier erweist sich die Scheeve Schüne als ausgesprochen hilfreich. So könne der Verein beispielsweise Ferienpasstermine oder den Zukunftstag witterungsunabhängig anbieten. Die anhängende Streuobstwiese diente Obstbaumschnittkursen als Übungsgelände. Auch hier konnte man bei Regen bereits Unterschlupf in der Scheune finden.

Ebenso fand der Landschaftag 2019 auf diesem Gelände statt. Um dauerhaft das Gebäude und seine vielfältige Nutzung erhalten zu können, habe Sabine Zwolinski den Leader-Antrag gestellt. Dabei habe sie besonderen Wert darauf gelegt, dass das historische Ambiente der Scheune erhalten bleibe, die 1912 in Markoldendorf ab- und in Hilwartshausen wiederaufgebaut wurde – »ein wahrlich nachhaltiges Recycling«, schmunzelt Zwolinski. Viel zu viele alte Scheunen seien in den vergangenen Jahrzehnten bedauerlicherweise aus der Landschaft verschwunden. Dabei sei Fachwerk und Sandstein nicht nur ein optischer Hingucker. Es spiegele die historische und liebenswerte Identität der Dörfer, die Wertschätzung verdiene.

Ende 2019 kam der Förderbescheid und damit die Gewissheit, dass die Bausubstanz der Scheune erhalten werden kann. Zwar würden auch im Nachgang noch Arbeiten verbleiben. So müssten noch zwei Seiten der Scheune saniert werden. Doch könne man hier viel in Eigenleistung erbringen und Stück für Stück vorwärtskommen.oh

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