»Empathie ist der Schlüssel, mit dem Ihr das Berufsleben meistern könnt«

160 Absolventen der Paul-Gerhardt-Schule erhielten ihre Abiturzeugnisse / Doppeljahrgang mit einer Abiturdurchschnittsnote von 2,59 / Neuer Lebensabschnitt

Die Tage werden anders sein – unter diesem Motto stand der Gottesdienst zur Verabschiedung der Abiturienten der Paul-Gerhardt-Schule aus Dassel am vergangenen Sonnabend in der Münsterkirche St. Alexandri, der von den Schülern mit Rede- und Musikbeiträgen selbst gestaltet wurde. Auch bei der anschließenden Entlassungsfeier wurde in den Ansprachen der nun beginnenden neue Lebensabschnitt für die Abiturienten thematisiert.

Dassel. »Sie haben gefragt, gelernt, gepaukt und gefeiert«, fasste Schulleiter Gerhard Wittkugel die letzten Monate zusammen. Dahinter verberge sich viel Mühe und Arbeit. Besonders der Doppeljahrgang sei für Schüler und Lehrer eine Herausforderung gewesen, doch habe es sich gelohnt: »Sie bekommen nun einen klasse Bildungsabschluss in die Hand.« Bildung bestehe aber nicht nur aus Information und Wissenschaft, die einem während der Schulzeit vermittelt werden. So komme es auch darauf an, die Welt und ihre Menschen mit dem Herzen zu sehen. Trotzdem finde er die Informationgesellschaft gut, da  Medien wie das Internet durchaus hilfreich seien. »Man sieht eben nicht nur mit dem Herzen gut, sondern auch mit Wikipedia«, scherzte Gerhard Wittkugel.

Die Herausbildung einer emotionalen Intelligenz sei ebenso wichtig, zum Beispiel durch das Pflegen von Beziehungen und durch das Mitfühlen und Hineinversetzen in die Mitmenschen. »Empathie ist der Schlüsselfaktor mit der Ihr das Berufsleben meistern könnt«, gab Wittkugel den Abiturienten mit auf den Weg. Genauso bedeutsam sei auch die richtige Orientierung, um sich in der Welt zu behaupten. »Um die Welt richtig anschauen zu können, ist es wichtig, den Bezugsrahmen zu finden«, sagte er. Abschließend wünschte er den Absolventen alles Gute, viel Lebensfreude und Menschen, die auch in schlechten Zeiten für sie da seien.

Nach einer kräftezehrenden Zeit schließe sich für die Abiturienten nun die Tür an der Paul-Gerhardt-Schule, stellte Schulelternratsmitglied Andreas Hanke fest. Doch öffneten sich  dafür zeitgleich 1.000 neue Türen. Mit dem Abschluss der schulischen Ausbildung erfolge nun ein erster größerer Wendepunkt im Leben der Absolventen. »Sie sind nun auf sich selbst gestellt, ziehen womöglich in eine neue Stadt, lernen neue Menschen kennen und verlieren vielleicht den Kontakt zu alten Freunden«, beschrieb er mehrere Zukunftsszenarien. Doch sollten sie dabei nie ihre Abiturzeit oder aber die kleinen Marotten ihrer Lehrer und Klassenkameraden vergessen. »Das Abitur ist eine besondere Leistung. Halten Sie dieses Gefühl fest«, gab er ihnen mit auf den Weg.

Petra Graf vom Förderverein gratulierte den Abiturienten und erinnerte sie »an eine neue Zeitrechnung«, die nun bevorstehe. »Bewahren Sie Ihr ›Wir-Gefühl‹ des Abi-Sommers«, riet sie. Ebenfalls dankte sie allen Eltern für die Unterstützung.

Aus dem Jugendbuch »Nichts«, das von dem Jungen Pierre Anton handelt, der eines Tages im Leben keinen Sinn sieht und seine andersdenkenden Mitschüler verspottet, zitierte der Geschäftsführer des Evangelischen Internats, Arnd Rutenbeck. Daraus leitete er für die Absolventen ab, sich nicht von negativen Menschen beeinflussen zu lassen. »Lasst Euch und Euer Leben nicht von denen kaputt machen, die nur die Fehler suchen. Hört auf diejenigen, die ausgewogen sind«, sagte er, und er fügte an: »Glaubt an Euch und an das, was Ihr in guten und schlechten Zeiten aus eurem Leben machen könnt.«

Uta Cziczkus-Büttner, Geschäftsführerin des Evangelischen Schulwerkes der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, führte in ihrer Rede die Geborgenheit an, die während der Schulzeit vermittelt worden sei. »Wir brauchen das Gefühl, festen Boden unter den Füßen zu haben«, erklärte sie. Dieser könne mit dem neuen Lebensabschnitt wackeliger werden. Doch sei die nun bevorstehende Weite des Lebens als eine Herausforderung zu sehen, die alle Absolventen meistern könnten. »Die Zukunft liegt vor Ihnen«, schloss sie ihre Rede ab.

Vergleiche zwischen einer Geburt und dem Abitur zog Abiturient Maximilian Schulte in seiner amüsanten Rede. So sei der Weg zum Reifezeugnis beschwerlich und füllend, aber das Resultat gleichzeitig willkommen. Manchmal könne man sich dabei nur unter Qualen durchzwängen. »Heute wird die Nabelschnur durchtrennt«, stellte er angesichts der bevorstehenden Übergabe fest. So sei die Zeit gekommen, in der man freier werde, weniger Hände helfen und man auf eigenen Beinen steht und geht. Letztlich hinke der Vergleich mit der Geburt dann doch: »Schließlich wollen wir kein zweites Abitur«, scherzte Maximilian Schulte.

Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes und der Abschlussfeier hatten die Schulband sowie der Musik-Leistungskurs von Dr. Friedhelm Flamme mit verschiedenen Instrumental- und Gesangsstücken aus Rock, Pop und Klassik gesorgt.thp