Dassel. Vier Stunden in der Woche hat die Dasseler Bücherei geöffnet. Die Ausleihzahlen sinken, 1.487 Entleihungen wurden im vergangenen Jahr verzeichnet. 675 Besucher kamen in die Bücherei, davon waren 22 jünger als 13 Jahre.
Das beschlossene Haushaltskonsolidierungkonzept der Stadt Dassel sieht die Veräußerung des Hauses der Stadtjugendpflege und des Festplatzes vor. Denn immerhin beträgt der Fehlbedarf im Haushalt 7,23 Millionen Euro. Der jetzige Standort der Bücherei an der Erholungsheimstraße leidet unter schlechter Luft, das Gebäude ist marode, soll verkauft werden.

Wollte man das Gebäude an der Erholungsheimstraße weiter nutzen, wären »erhebliche Investitionen« notwendig, erklärte Bürgermeister Gerhard Melching. Man dürfe den Haushalt nicht aus den Augen verlieren, müsse für die Bücherei eine »nachhaltige Lösung« finden, die von allen getragen werden kann.
Mitglieder des Ortsrates Dassel, der Ausschüsse für Kultur und Tourismus  sowie für Schul- und Sportangelegenheiten und auch Schulvorstand, Schulelternrat und der Vorstand des Fördervereins der Grundschule waren eingeladen, sich Alternativ-Standorte anzusehen.

Die Grundschule Dassel benötigt den Betreuungsraum, den täglich 40 Kinder zum Toben nutzen. Um den regulären Unterricht nicht zu stören, wurde extra ein separater Raum im Keller gewählt. Als notwendig erachtet die Schule auch den Materialraum, der für eine Bücherei mitgenutzt werden müsste. Würde die Bücherei ihren Platz in der Grundschule finden, müssten die Grundschüler täglich auf benötigten Platz verzichten.

Diese Unterbringung in der Schule scheint auszuscheiden, im Rathaus könnten vielleicht zwei Räume im Erdgeschoss genutzt werden. Diese sind allerdings zu klein, die Rentenberatung müsste weichen. Es gibt keinen separaten Eingang, so dass die Öffnungszeiten der Bücherei dem des Rathauses angeglichen werden müssten. Außerdem hat das Rathaus sowieso einen Sanierungsbedarf von mehr als einer Million Euro.
Der Keller im Ratskeller ist eigentlich für ein Restaurant konzipiert. In den urigen Räumen ist es relativ dunkel. Das aber könne mit der richtigen Beleuchtung abgestellt werden, hieß es.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Unterbringung der Bücherei im jetzigen Trauzimmer des Ratskellers. Aber auch hier mangelt es an Platz. Und geplant ist, die Aktivitäten des Standesamtes auszudehnen, Außen-Trauungen oder Eheschließungen im Schloss anzubieten und das Amt damit zu stärken.

Dassel verlor allein in 2009 218 Einwohner. Mit sinkender Einwohnerzahl reduzieren sich auch die Einnahmen aus dem Finanzausgleich. Wenn man Qualität wolle, seien weitere Konzentrationen notwendig, hob Bürgermeister Melching heraus. Eine Bücherei mit modernen Medien, mit Computerarbeitsplätzen sei wichtig. Es gehe nicht um die Schließung der Bücherei, sondern um die Gestaltung einer zukunftsfähigen Einrichtung.
Rund 4.500 bis 5.000 Euro Kosten verursacht die Bücherei. Der Ortsrat Dassel stattet die Bücherei mit unterschiedlichen Summen aus -ein Jahr hat es gar kein Geld gegeben, im Durchschnitt können für 200 bis 500 Euro im Jahr neue Bücher angeschafft werden.

Wie kann die Bücherei attraktiv bleiben oder attraktiver werden? Muss der Bestand ausgemistet werden, sind 75 Prozent der Bücher »Schrott«, wie ein Besichtigungsteilnehmer meinte. Soll man dazu aufrufen, dass jeder Dasseler ein neues Buch für die Bücherei spendet? Für welche Zielgruppe soll die Bücherei ausgestattet werden?
Nun soll zunächst mit der Büchereileiterin gesprochen werden, was sie zu einem möglichen Standortwechsel sagt. Auch die Beleuchtungsfrage für den Ratskeller-Keller soll durchdacht werden. Der Ortsrat Dassel muss sich in seiner  Sitzung am 23. September mit einem neuen Standort für die Dasseler Bücherei befassen.
sts