»Handle, als hinge alles von Dir ab«

Renoviertes Pfarrhaus in Markoldendorf feierlich eingeweiht

Das sanierte Pfarrhaus in Markoldendorf wurde jetzt »Corona-konform« eingeweiht.

»Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen« – unter diesem Motto des Psalm 127,1 hatten Sarah und Christian Coenen im Namen der Emmaus-­Gemeinde am Sonntag, ganz Corona-konform im Vorgarten, zur Einweihung des sanierten Pfarrhauses in Markoldendorf geladen.

Markoldendorf. »Wir freuen uns sehr, dass das Pfarrhaus so schön saniert und wieder bezogen ist«, stand in der Einladung geschrieben, der einige Gäste mit vorheriger Anmeldung gefolgt waren. Begonnen wurde mit einem Sektempfang vor dem Haus, anschließend bestand die Möglichkeit zur Besichtigung des Untergeschosses in Kleingruppen. Doch zur Feierstunde gab es eine lange Vorgeschichte. »Sie ist länger als die Zeit, die mein Mann und ich schon in dieser Gemeinde tätig sind – und das sind immerhin auch schon mehr als sechs Jahre«, blickte Sarah Coenen lächelnd zurück.

Finanzierungsmöglichkeiten gesucht

Es war im November 2012, da stufte der Kirchenkreis das Haus als entbehrlich ein, da die Instandsetzung nicht finanzierbar erschien. Die Empfehlung lautete, stattdessen ein Haus in Markoldendorf als Pfarrhaus anzumieten. Die Optionen: a) Verkauf – falls sich kein Käufer fände b) verfallen lassen. Beide Optionen ­stießen im Kirchenvorstand auf wenig Zustimmung. Kirchenvorsteher Bastian Rouven Brückner nahm die Sache 2016 in die Hand. Er suchte nach Finanzierungsmöglichkeiten, um das Haus doch halten zu können. 2017 wurden Fördermittel in Höhe von 85.000 Euro aus dem ZILE-Programm der EU zugesagt – darauf entschied der Kirchenkreistag nochmal anders und legte 280.000 Euro dazu. Den Rest hätten die pfarramtlich verbundenen Kirchengemeinden der Region Dassel zu tragen. Gesagt, getan. »Glücklicherweise war auch schnell ein passables Übergangsheim für unsere Familie gefunden, das wir im Mai 2018 bezogen. Im Sommer 2019 begannen schließlich die Arbeiten am Haus, im Mai 2020 konnten wir wieder einziehen«, lautete die Bilanz von Sarah Coenen. Sie dankte allen Beteiligten herzlich und ergänzte: »Heute stehen wir hier. Glücklich über das Ensemble aus Kirche, Pfarrhaus und Kindergarten, in dem sich gut leben, arbeiten und Gemeinde sein lässt. Denn es geht nicht nur darum, dass die Pfarrfamilie einen schönen Platz zum Wohnen hat. Im Untergeschoss haben wir einen Gemeinderaum gewonnen, der uns das Luthergemeindehaus ersetzt, das einmal hier stand, wo jetzt der neue Kinder­garten steht.

Mit der Rettung des Pfarrhauses bleibt auch das Markoldendorfer Gemeindeleben hier in diesem Ensemble zentriert.« Gebäude-Ensemble Von Kirchenvater Augustinus ist der Satz überliefert: Bete, als hinge alles von Gott ab. Handle, als hinge alles von Dir ab. »Dieser Satz gilt in besonderer Weise für Markoldendorf«, bestätigte auch Superintendent Jan von Lingen. »Weil diese Gebäude wie ein Ensemble zusammenstehen, haben viele Mitwirkende ebenfalls zusammengestanden. Bemerkenswert: EU-Mittel zur Förderung innovativer Projekte im ländlichen Raum sind bewilligt worden.

Das kleine Markoldendorf rückt in den Blick der EU – wer hätte das gedacht!« Aber im Zentrum stehe eben auch eine bedeutende ­Kirche, erbaut von Kirchbaumeister Conrad Wilhelm Hase, im letzten Jahr 150 Jahre alt geworden. Im 19. Jahrhundert habe dieser über 70 Kirchen erbaut: Fast alle aus Backstein. Schwesternkirchen von Markoldendorf stehen zum Beispiel in Lindau (Kirchenkreis Harzer Land) oder in Hannover, die imposante Christuskirche. »Und eben in unserem Kirchenkreis nur Markoldendorf«, stellte Jan von Lingen die Bedeutung dieses Ensembles heraus.

Neben dem Bürgermeister, Ortsbürgermeister, Freunden und Förderern war natürlich auch die Architektin des Kirchenkreises Leine-Solling, Diplom-Ingenieurin Nina Schachtschneider vor Ort, die mit dem Großprojekt ­betraut war. Sie legte die zahlreichen Arbeitsschritte dar, hier nur ein Auszug: »Eigentlich war geplant und von der Denkmalpflege gewünscht, Teile des ältesten Sandsteinbehangs wiederzuverwenden. Allerdings zerbrachen die Platten zum Teil schon beim Abnehmen, sodass die West- und Nordseite komplett mit neuen Platten aus rotem Wesersandstein eingedeckt wurden.« Zudem wurde die alte Veranda abgebrochen und ein Balkon angebaut, alle Fenster, Türen, die komplette Elektrik, Rinnen und Rohre wurden erneuert, am Südgiebel eine Holzschalung angebracht, alle Außenwände und die oberste Geschossdecke neu gedämmt und und und. Für die Sanierung waren vorab Kosten in Höhe von 638.000 Euro geschätzt und es sind abschließend Kosten in Höhe von etwa 598.500 Euro entstanden. Etwa 205.000 Euro wurden aus Eigenmitteln der ­Kirchengemeinde finanziert, woran sich die Pfarramtlich verbundenen Kirchengemeinden Lüthorst mit 15.000 Euro, und die Kirchengemeinde Lauenberg-Hilwartshausen mit 6.000 Euro beteiligen. Aus dem Sonderprogramm »Attraktives Pfarrhaus« der Landeskirche Hannovers fließen rund 28.500 Euro.LS-Pd