Digitale Zivilcourage ist wichtig

Workshop an der Paul-Gerhardt-Schule: »#Nicht Egal« wendet sich gegen Hassreden

Dassel. Diskutieren, denken und die eigene Meinung sagen - diesen Aufgaben mussten sich die siebten Klassen der Paul-Gerhardt-Schule stellen. Bei einem Aktionstag, bei dem Neuntklässler als Mentoren wirkten, ging es um Toleranz und Demokratie im Netz unter der Überschrift »#Nicht egal«: Youtube hat in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung unter Schirmherrschaft des Bundesfamilienministeriums die Kampagne »# Nicht Egal« gestartet.

Sie wirbt für weniger Hass und mehr Respekt im Netz. Wie geht man im Netz mit Kommentaren wie »Schlampe« oder diskriminierenden Witzen um? Sabine Eder, Tobias Milde und Wiebke Börner von »Blickwechsel«, dem Verein für Medien und Kulturpädagogik hatten zuvor Neuntklässler geschult, die dann abschließend mit den Siebtklässlern an Videos gegen Hate Speech arbeiteten.

Zuvor aber wurde Grundsätzliches geklärt: Youtuber, darunter prominente Namen wie Dagi Bee wurden für die Kampagne gegen Hate-Speech ins Boot geholt. Deutlich wurde, dass Hassrede eine Erscheinung ist, die on- und offline auftreten kann. Hass könne sich in klaren Beschimpfungen und Drohungen ausdrücken. Hater täten auch oft witzig und drückten ihren Hass mit Ironie und Humor aus.

Hassrede richte sich vorwiegend deshalb gegen Personen, weil sie einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden. Hassrede könne auftreten als Ausdruck von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, Verschwörungstheorien, Sexismus oder Homophobie. Hate Speech, erklärten Eber und Milde, könne strafrechtliche Folgen haben.

Aber nicht alles, was als Hassrede empfunden wird, habe strafrechtliche Folgen. Hassrede könne gelöscht und bestraft werden. Selbst wenn Hassrede keine juristischen Folgen für den Verfasser habe, sei Hassrede trotzdem verletzend. »Seine Meinung zu äußern - auch eine negative - ist wichtig. Das ist Teil der Demokratie.« Die Frage aber sei: Wie viel ist erlaubt und was sollte nicht akzeptiert werden.

Nicht egal ist also die Verbreitung von Hass, systematische Beschimpfung, böswillige Verächtlichmachung und Verleumdung, der Aufruf zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen und die Verharmlosung von Intoleranz. Die »Blickwechsel«-Mitarbeiter reifen die Schüler dazu auf, zu denken, zu diskutieren und die eigene Meinung zu vertreten.

Digitale Zivilcourage sei wichtig, die eigene Rolle in demokratischen Prozessen und das soziale Miteinander im digitalen Raum gelte es zu reflektieren. Mittlerweile haben sich über 200 Schulen gemeldet, die Interesse an »#Nicht Egal« haben. Dass die Schulsozialarbeiterinnen Doris Garbelmann und Sabrina Wende-Schmidt den Workshop für die PGS organisiert haben, freute Schulleiter Gerhard Wittkugel. Er bekräftigte, wie wichtig es sei, freundlich und respektvoll miteinander umzugehen - im realen Leben und im Netz.sts